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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Juliana wanderte. Dann setzte er neu an. »Als unser junger Freund entlassen wurde, fragte er seinen Beschützer, ob es denn niemanden gäbe, der ihm helfen könnte. Und der Mann nannte Euren Namen, Sir John.«
    John fuhr auf. »Was? Wer ist es?«
    Tropnell schüttelte den Kopf. »Der Junge hat seinen Namen nie erfahren. Nur dass es der Duke of Gloucester war, der ihm das eingebrockt hatte. Deswegen machte die Geschichte bei uns Lollarden die Runde, Sir. Wie Ihr vielleicht wisst, ist keine Liebe zwischen Gloucester und den Lollarden und …«
    »Wie sah er aus?«, unterbrach John. »Irgendetwas müsst Ihr mir doch sagen können.«
    »Er war Waliser und hatte feuerrotes Haar.«
    Juliana stieß einen kleinen Schrei des Jammers aus und sprang auf. »O Gott, bitte nicht …«
    John zog sie an sich, legte die Arme um sie und schaute über ihren gesenkten Kopf hinweg zu Tropnell. »Wo ist er?«
    »Im Newgate.«
    Oh, Jesus Christus, steh uns bei, dachte John. Und keine Stunde später brach er auf.
     
    »Bitte den Earl of Suffolk um Hilfe oder den Lord Chamberlain«, hatte Juliana vorgeschlagen.
    »Nein. Es sind gute Männer, aber sie werden keinen Finger für Owen rühren, wenn sie es dafür mit Gloucester aufnehmen müssen.«
    »Dann geh zu meinem Vater.«
    »Er hat sich heute früh nach Calais eingeschifft, Juliana.« Kardinal Beaufort wäre in der Tat der einzige Mann gewesen, der ihnen hätte helfen können. »Aber es geht auch so.«
    »John, du kannst dich nicht ohne Rückendeckung mit Gloucester anlegen«, hatte sie ihn beschworen. »Du wirst nur erreichen, dass du Owen Gesellschaft leistest!«
    Er schauderte.
    Juliana hatte noch eine Idee. »William Durham! Der Sheriff von Kent war den Waringhams immer wohlgesinnt. Er hat Verwandte in London, die mächtige Kaufleute sind. Sie könnten dich mit einem der Sheriffs von London bekannt machen und …«
    John verschloss die Schnalle seines Schwertgürtels, dann nahm er seine Frau bei den Schultern. »Gloucester ist kein Dummkopf, Juliana. Du kannst sicher sein, dass er irgendwelche fadenscheinigen Beschuldigungen und gefälschten Beweise fabriziert hat, um Tudor in das schlimmste der Londoner Gefängnisse zu bringen, denn dort landet niemand ohne Grund. Also sollten wir die Gesetzesvertreter lieber aus dem Spiel lassen.«
    »Aber was willst du tun?«, hatte sie verzagt gefragt.
    Er hatte sie angelächelt. Zuversichtlicher, als ihm zu Mute war. »Ich hol ihn raus.«
    »Gott sei mit dir, und tu nichts Unüberlegtes«, hatte sie hilflosgesagt, als sie ihn im Hof verabschiedete und er sich in den Sattel schwang.
    »Sei unbesorgt. Und Juliana …«
    »Ich weiß. Zu niemandem ein Wort. Verlass dich auf mich.«
    Er nickte. Er hatte Beauforts Warnung nicht vergessen. Und falls es stimmte und Gloucester tatsächlich einen Spion in Waringham hatte, war gerade jetzt Vorsicht ratsam.
     
    John verabscheute London. Sein knappes Entkommen aus den Händen der jungen Halunken, die Verbrennung des bedauernswerten Edmund Tanner, der unselige Ausflug ins Hurenviertel mit den Earls of Cambridge und March und Arthur Scrope – London hatte John immer nur Unglück gebracht, und seit seiner Jugend hatte er die Stadt gemieden, wann immer es ging.
    Sie hatte nichts von ihrem Schrecken und ihrer Hässlichkeit eingebüßt, fand er, als er im ersten trüben Tageslicht über die Brücke ritt. Es war Ebbe. Der graue Schlamm an beiden Ufern war voller Unrat und Tierkadaver, und er stank zum Himmel. Die Wachen am Tor und die Menschen, die zu dieser frühen Stunde schon zahlreich durch den Nieselregen über die Bridge Street hasteten, wirkten verfroren, missgelaunt und verschlagen.
    Doch seit Johns erstem Besuch in der großen Stadt war beinah ein Vierteljahrhundert vergangen, und auch wenn die Stadt die gleiche geblieben war, hatte er sich doch verändert. Menschengewimmel und Lärm konnten ihm keine Angst mehr machen, und vor jugendlichen Straßenräubern brauchte er sich heute auch nicht mehr zu fürchten, denn dergleichen Gesindel suchte sich Opfer, die schwach und einfältig waren. Er wusste, er war beides auch heute noch oft, nur konnte man es ihm nicht mehr so deutlich ansehen …
    Im Gegensatz zu seiner ersten Durchquerung von London gelang es ihm dieses Mal, die St.-Pauls-Kathedrale und das südlichere der beiden Westtore zu finden, und die Glocken der großen Kirche läuteten gerade erst die dritte Stunde des Tages ein, als er durch das Ludgate ritt und die Stadt bereits wieder verließ. Das

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