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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Newgate wollte er meiden, solange er noch füralle Welt sichtbar das Wappen seiner Familie auf dem Mantel trug. Niemand sollte in der Nähe des berüchtigten Gefängnisses einen Waringham sehen, ehe John seine Vorbereitungen getroffen hatte.
    Raymond hatte von ihrem Vater ein Haus in Farringdon Without geerbt. Der eigentümliche Name des Stadtteils rührte daher, dass das Viertel außerhalb der Stadtmauer lag.
    »Kann ich das Haus in Farringdon ein paar Tage haben?«, hatte John seinen Bruder vor seinem überstürzten Aufbruch am Vortag gefragt.
    »Wofür in aller Welt?«, hatte der Earl verdattert erwidert.
    »Raymond, kann ich es haben, ja oder nein?«
    Verwundert über die untypische Ungeduld seines Stewards hatte Raymond einen angerosteten Schlüssel aus der Truhe am Fenster gekramt. »Hier. Aber versprich deiner Geliebten nicht zu viel, hörst du. Es steht seit Jahren leer. Außer Ratten und Mäusen wird es wenig zu bieten haben.«
    John riss ihm den Schlüssel fast aus den Fingern. »Wo finde ich es?«
    »Reite Richtung Westminster, die Fleet Street entlang. Kurz hinter dem Fluss liegt linkerhand St. Bride. An der Kirche biegst du rechts ab in die Shoe Lane. Es ist das vierte oder fünfte Haus auf der linken Seite. Du kannst es nicht verfehlen, es ist das größte Haus in ganz Farringdon.«
    John steckte den Schlüssel in seinen Beutel. »Danke.«
    »Verrat mir, wer sie ist, he?«
    » Sie ist ein Kerl, Raymond.«
    » Was ?«
    Trotz seiner großen Sorge um Tudor konnte John sich ein Grinsen über Raymonds Schreckensmiene nicht verkneifen. »Nicht das, was du denkst. Ich erklär’s dir später …«
     
    Raymond hatte nicht übertrieben; das Haus an der Shoe Lane war nicht zu verfehlen. Vor dem breiten Tor saß John ab, und kaum hatte er den Schlüssel ins Schloss gesteckt, zeterte eine Stimme: »He da! Das ist Lord Waringhams Haus!«
    Und ich dachte, in London kümmert sich kein Mensch um den anderen, dachte John erstaunt. Er wandte sich um und entdeckte ein altes Mütterchen, das gegenüber in der Tür einer windschiefen Hornschnitzerwerkstatt stand und streitlustig die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
    »Ich bin sein Bruder, Mistress.«
    »Blödsinn! Er muss älter sein als ich!«
    Seufzend überquerte John die Straße und zeigte ihr sein Wappen. »Der Lord Waringham, von dem Ihr sprecht, war mein Vater.«
    Sie würdigte das Wappen keines Blickes, sondern schaute ihm in die Augen. Dann nickte sie. »Hm. Ich seh’s. Nichts für ungut, Mylord. Ist er tot?«
    »Ja. Über zwanzig Jahre.«
    Sie bekreuzigte sich. »Gott hab ihn selig. Das war ein feiner Gentleman, Mylord.«
    John lächelte. »Das war er.«
    »Und Ihr seid gekommen, um das schöne alte Haus endlich wieder mit Leben zu füllen?«
    »Ich will es mir erst einmal anschauen.«
    Sie nickte. »Tut das. Gewiss ist es ziemlich heruntergekommen. Wenn Ihr irgendwas braucht, scheut Euch nicht, herüberzukommen.«
    Er verneigte sich leicht. »Habt vielen Dank, Mistress.«
    Sie winkte ab. »Wozu hat man Nachbarn?« Und damit schlurfte sie zurück ins Haus.
    John war keineswegs glücklich darüber, dass er hier schon jemandem aufgefallen war, aber es ließ sich nun nicht mehr ändern. Er kehrte zu Ägeus zurück, der geduldig am Tor wartete, fuhr ihm über die Mähne und raunte ihm zu: »Wir müssen äußerst diskret sein, mein Guter.«
    Dann sperrte er auf und führte seinen Schimmel in einen kleinen, verwahrlosten Hof, nahm ihm Sattel und Trense ab und schlang sich die Satteltaschen über die Schulter. Mit einer einladenden Geste wies er auf die Erde. »Da. Gras genug für dich, was meinst du? Wenn ich irgendwo einen Eimer findenkann, geh ich zum Brunnen und hol dir Wasser. Wenn nicht, musst du darben.«
    Das Haus selbst war unverschlossen. Die Fenster waren nicht verglast, die einstigen Pergamentbespannungen flatterten zerrissen im Novemberwind, und die Läden hingen schief in den Angeln oder waren ganz verschwunden. Es war ein trostloser Anblick. John war dankbar, dass er nicht wirklich hergekommen war, um hier zu leben. Es war kein anheimelnder Ort, und die Vergangenheit schien in jedem Winkel zu lauern wie ein Gespenst.
    Es gab nicht viele Mäuse und Ratten im Innern des großen Hauses, denn eine Katzenschar hatte die Halle bezogen. Mindestens ein halbes Dutzend thronte auf den angeschimmelten Polstersesseln, die um einen Tisch mit einer fingerdicken Staubschicht standen.
    John schüttelte missbilligend den Kopf. »Wie konntest du das hier so

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