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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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um eins: Denkt nicht schlecht von Eurer Mutter. Das hat sie nicht verdient. Auch wenn die Umstände sie oft von Euch fern gehalten haben, galten ihr erster Gedanke, ihre Sorge und ihre Gebete immer Euch und Eurem Wohlergehen. Sie hat Euch geliebt, und sie war so stolz auf Euch. Sie … sie hätte sich eher die Kehle durchgeschnitten, als ein Haar auf Eurem Haupt zu krümmen, Sire.«
    Das bartlose Gesicht des Königs war rot geworden, und seine Augen strahlten. Es kostete ihn offenkundig Mühe, die Tränen zurückzudrängen und Haltung zu bewahren – aber es gelang.
    Henry räusperte sich. »Erhebt Euch, Master Tudor. Wir können keine ernstliche Schuld in Euren Handlungen erkennen, und darum seid Ihr frei zu gehen, wohin es Euch beliebt. Die einzige Bedingung, die Wir stellen, ist, dass Ihr Unsere Brüder an Unseren Hof kommen lasst, wenn sie ein wenig älter geworden sind. Solltet Ihr dann den Wunsch haben, sie zu begleiten, werdet Ihr Uns immer willkommen sein.« Er wandte den Kopf und sah seinem Onkel Gloucester in die Augen. »Wir bekunden hiermit öffentlich und geben zu Protokoll, dass Owen Tudor alle mutmaßlichen Vergehen gegen die Krone vergeben und Wir von seiner unverbrüchlichen Treue und Freundschaft überzeugt sind.«
    Er hob Tudor auf und umarmte ihn. Dann setzte er sich wieder in seinen Sessel und vollführte eine etwas ungeduldige,wedelnde Bewegung. »Habt vielen Dank, Mylords. Das war für heute alles.«
     
    Owen Tudor besuchte seine Söhne in Barking, und genau wie John war er äußerst angetan von der Äbtissin. Catherine de la Pole war eine lebhafte, für das Amt erstaunlich junge Frau, die überzeugt war, auch dann das Werk des Herrn zu tun, wenn sie mit ihren kleinen Gästen Blindekuh spielte.
    Die drei Tudor-Jungen waren selig, ihren Vater endlich wiederzusehen, doch Tudor blieb nicht lange, und er lehnte das nahe gelegene Landgut ab, das Margaret Beauchamp ihm so großzügig angeboten hatte. Er wusste, es war zu gefährlich, in England zu bleiben, denn er bezweifelte, dass Gloucester die Weisung des Königs befolgen oder der Urkunde, die dem Waliser freies Geleit zusicherte, Beachtung schenken würde.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Auf der Rückreise nach Wales überfielen ihn Arthur Scrope und seine Hünen in einem Wald in Berkshire aus dem Hinterhalt, knüppelten ihn nieder und schafften ihn zu Lady Eleanor Cobhams Haus in London.
    »Und was machen wir nun mit ihm?«, fragte die Dame des Hauses und schaute lächelnd in die schwarzen Augen des Mannes, der blutend, gefesselt und geknebelt zu ihren Füßen lag. Owen Tudor erkannte auf einen Blick, was er vor sich hatte. Da seine Hände gefesselt waren, war es ihm nicht möglich, das Zeichen gegen den bösen Blick zu machen, und so schloss er einfach die Augen und bat den heiligen David um Schutz vor dieser Dienerin der finsteren Mächte.
    »Wieso habt Ihr ihn überhaupt hier angeschleppt, statt ihn gleich zu töten, Scrope?«, fügte Lady Eleanor ungehalten hinzu.
    »Weil ich es befohlen habe«, antwortete Gloucester. Auch er sah auf Tudor hinab, doch er lächelte nicht. Er hasste diesen verfluchten Waliser, der ihn mit seinem losen Mundwerk früher so oft vor seinem Bruder, dem König, bloßgestellt hatte, der seit jeher mit den verfluchten Beauforts unter einer Decke steckte und der – das war das Schlimmste – die schönste Frauder Welt besessen hatte, nach der Gloucester sich immer vergeblich verzehrt hatte. Und dabei war er ein Niemand . »Ich will nicht, dass er einfach nur stirbt. Das reicht nicht. Wir sperren ihn ein.«
    »Soll ich ihn zum Tower schaffen?«, fragte Arthur Scrope.
    »Zum Tower?«, wiederholte Gloucester und lachte. Mit dem schweren Stiefel trat er dem Waliser in den Magen, und Tudor rollte sich zusammen und hustete erstickt in seinen Knebel. Dennoch hörte er Gloucesters Stimme über sich: »In den Tower kommen Edelleute, Sir Arthur. Für solches Gesindel hier haben wir etwas Besseres.«
    Und am nächsten Tag war Owen Tudor spurlos verschwunden.

Waringham, November 1437
    J ohn fand die ganze Familie im Wohngemach über der Halle versammelt: Eugénie und Kate hatten ihren Stickrahmen ans Fenster gerückt, um das wenige trübe Licht zu nutzen, das hereinfiel, und arbeiteten gemeinsam an der Krippenszene für die Abtei von Havering. Raymond und Robert saßen am Tisch und spielten lustlos eine Partie Schach. Juliana kniete am Boden und entzückte Julian und Blanche mit einem wunderbar geschnitzten Schiff auf Rollen.

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