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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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eine Ausstrahlung von Weisheit, beinah von Heiligkeit. Wie John insgeheim gehofft hatte, dauerte es keine Stunde, bis der junge König diesem Zauber rettungslos verfallen war. Henry schätzte Rittertum und Kampfesmut, aber sie waren seiner eigenen Natur fremd. Sein Cousin Somerset hingegen verkörperte mit seiner bedächtigen Sprechweise, seiner Nachdenklichkeit und seiner ungeheuren Bildung das Ideal des frommen Gelehrten, welches der König immer angestrebt hatte. Mit leuchtenden Augen schaute Henry zu seinem Cousin auf, hing förmlich an seinen Lippen, und Gloucester merkte sehr bald, dass alles, was er sagte, auf taube Ohren fiel.
     
    Als die Sonne sich allmählich dem westlichen Horizont zuneigte, ritten John und Somerset durch die Wälder von Windsor, denn das Frühlingswetter war unverändert mild, und Somerset fühlte sich hinter Burgmauern schnell eingesperrt.
    »Ich schätze, mit der Zeit wird es vergehen«, mutmaßte er. »Aber daheim habe ich es keine zwei Tage ausgehalten.« Somersets Zuhause war in Corfe. John war niemals dort gewesen, aber Edmund Beaufort hatte ihm erzählt, welch eine alte, finstere Burg es war. »Man müsste ein paar hundert Pfund aufbringen, um es wirklich wieder bewohnbar zu machen.«
    John hob kurz die Schultern. »Das sollte dir nicht schwer fallen.«
    Somerset schnaubte. »Das glaubst du. Ich bin arm wie eine Kirchenmaus, John.« Und auf den verständnislosen Blick seines Freundes hin erklärte er: »Ich habe dem Dauphin vierundzwanzigtausend Pfund für meine Freilassung bezahlt. Genauer gesagt, hat Edmund es getan, aber es war mein Geld. Mehr oder minder jeder Penny, den ich besaß.«
    »Süßer Jesus«, murmelte John erschüttert. »Und ich dachte, sie hätten dich gegen den Grafen von Eu ausgetauscht.«
    »Hm, auch. Der Dauphin wollte beides, und da mir all mein schönes Geld in der Gefangenschaft ja nichts nutzte, habe ich es ihm gegeben.«
    »Der Dauphin«, knurrte John angewidert. Noch heute empfand er Abscheu, wenn er an den x-beinigen Charles mit dem schwachen Kinn und dem unheimlichen Blick dachte. »Ich finde die Vorstellung, dass Henry sich Frankreich mit ihm teilen soll, genauso abstoßend wie Gloucester«, gestand er.
    »Aber im Gegensatz zu Gloucester siehst du die Notwendigkeit ein.«
    John dachte einen Moment nach und nickte dann zögernd. »Ich sehe vor allem die Notwendigkeit ein, den Krieg zu beenden. Denn ohne einen Kriegerkönig werden wir ihn niemals gewinnen. Und Henry ist alles andere.«
    »Was hältst du von dem Jungen?«, fragte Somerset.
    »Das weißt du doch. Habe ich dir nicht seitenlange Episteln über ihn geschickt? Viel interessanter wäre, was du von ihm hältst, denn du hast ihn heute erst kennen gelernt.«
    »Ich habe lediglich einen Eindruck gewonnen«, widersprach Somerset. »Aber du kennst ihn. Und jetzt sag mir das, was dukeinem Pergamentbogen anvertrauen wolltest. Ich weiß, dass du ihn liebst, aber du zweifelst auch an ihm, nicht wahr?«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte John erschrocken.
    Somerset nahm die Linke vom Zügel und vollführte eine unbestimmte Geste. »Etwas an der Art, wie du ihn ansiehst.«
    John antwortete nicht gleich. Sie kamen aus dem Wald in das hübsche Dorf Eton, wo der König, so hatte er John vor einigen Tagen anvertraut, demnächst eine Schule errichten lassen wollte. Es gebe viel zu wenige Schulen in England, und dem wolle er abhelfen. In seiner neuen Schule sollten Knaben egal welchen Standes auf seine Kosten eine gute Schulbildung erhalten. Es war eine schöne, lobenswerte Idee, musste John einräumen, aber eigentlich hatten sie derzeit ganz andere Sorgen …
    Er schwieg, während sie die schmale, staubige Dorfstraße entlangritten. Die Bäuerinnen und Bauern grüßten die beiden feinen Gentlemen auf den kostbaren Rössern ehrerbietig, aber ohne Scheu. Da ihr Dorf so nah an Windsor lag, waren sie diesen Anblick gewöhnt.
    Erst als die beiden Reiter die letzten der kleinen, aber nicht ärmlichen Katen hinter sich gelassen hatten, antwortete John. »Er hat kein leichtes Leben, nie gehabt. Er konnte kaum laufen, da fingen Gloucester, York und Suffolk und ein paar andere Lords an, um seine Gunst zu buhlen. Sie haben nichts unversucht gelassen, um einander auszustechen – jeder wollte der Einzige sein, auf den der König hört. Der Kardinal war so schlimm wie alle anderen, nur waren seine Absichten besser. So kam es, dass der König leicht beeinflussbar wurde, und das ist er heute noch. Ich habe getan, was ich
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