Die Hueter Der Rose
konnte, um ihm beizubringen, sich mehr auf sein eigenes Urteil als die Einflüsterungen seiner Höflinge zu verlassen, aber es hat nicht gereicht. Er hat eigene Vorstellungen, kein Zweifel, aber in den wirklich wichtigen politischen Fragen kannst du nie sicher sein, dass er morgen noch das Gleiche sagt wie heute.« Er brach ab.
»Er ist noch jung«, gab Somerset zu bedenken.
John schüttelte den Kopf. »Das sagen wir alle seit Jahren.Immer dann, wenn diese … Schwäche sich zeigt. Aber Tatsache ist, der König wird bald siebzehn Jahre alt, Somerset. Dir muss ich nicht erzählen, wie sein Vater in dem Alter war.«
»Wie bitter es für ihn sein muss, ständig an seinem Vater gemessen zu werden.«
John wusste, das stimmte, aber er ging nicht darauf ein. »Versteh mich nicht falsch. Er ist gutartig, milde, ehrenhaft und fromm. Das sind alles gute Eigenschaften für einen König.« Er winkte seufzend ab. »Möglicherweise ist nichts von dem, was mir Sorgen macht, seine Schuld. Vielleicht sind wir einfach alle verflucht, seit wir die Jungfrau hingerichtet haben.«
Somerset warf ihm einen ungläubigen Seitenblick zu. »Und ich dachte, niemand war so felsenfest von ihrer Schuld überzeugt wie du.«
»Als Aufrührerin, Diebin und Mörderin, ja. Sie schuldete ihr Leben. Aber nicht so, Somerset. Wir haben sie schäbig behandelt und unseren politischen Absichten geopfert. Der Einzige, der in der ganzen Sache einen Funken Anstand gezeigt hat, war mein Bruder Raymond. Und ausgerechnet ihn hat der König zwei Tage vor ihrer Hinrichtung vom Hof verbannt. In der Nacht schien ein Blutmond über Rouen, und schon damals hatte ich das Gefühl, er schien uns allen. Und seither ist alles schief gelaufen: Unser Kriegsglück hat uns verlassen, Bedford ist gestorben, Burgund hat uns den Rücken gekehrt, die Lords sind untereinander zerstritten und verfolgen hinter dem Rücken des Königs ihre eigenen Ziele, statt in den Krieg zu ziehen, Gloucesters Einfluss auf Henry hat wieder zugenommen. Gute Männer wie mein Bruder werden verdrängt. Und ich sage dir, wenn unser König nicht bald aufwacht und die Macht fest in beide Hände nimmt, dann wird es noch viel schlimmer. Aber ich habe die Befürchtung, dass er das nicht tut. Meine größte Angst ist, Somerset, dass er zu viel dünnes Valois-Blut in den Adern hat.« Er stieß hörbar die Luft aus. »Gott, das habe ich noch niemals zu jemandem gesagt.«
»Ich bin geehrt«, antwortete sein Freund lächelnd, aber seine Miene zeigte Besorgnis.
»Das Einzige, was mir Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass er dich zurückgeholt hat, sobald er die Macht dazu hatte. Natürlich war es der Einfluss des Kardinals, der Henry bewogen hat, den Grafen von Eu endlich auszutauschen. Aber der König hat es gegen Gloucesters Widerstand durchgesetzt. Einmal hat er endlich das getan, was richtig war, nicht das, was am bequemsten schien und ihm Konfrontationen ersparte.«
»Und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.« Somerset spottete nicht.
John nickte. »Dann hilf ihm. Du bist … unsere letzte Hoffnung, Somerset. Ich habe immer gewusst, dass der König sich dir öffnen würde, wenn du nur hier wärest, und jetzt ist es schneller geschehen, als ich mir je hätte träumen lassen. Nutze deinen Einfluss. Steh ihm zur Seite, damit er lernt, ein starker König zu sein und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Hilf ihm und hilf England.«
Somerset hob abwehrend die Hand. »Was willst du mir da aufbürden, John? Ich habe mehr als genug damit zu tun, die Scherben meines eigenen Lebens wieder zusammenzusetzen – ich kann nicht die Bürde des Königs schultern. Ich will auch nicht die Macht hinter seinem Thron sein, vielen Dank, die Rolle überlasse ich meinem Onkel, dem Kardinal. Er geht darin auf, und er ist ein besserer Politiker, als ich je werden könnte.«
»Das ist es ja gerade«, wandte John ein. »Niemand darf die Macht hinter seinem Thron sein. Du sollst ihn lehren, ein König zu sein. Ein Lancaster. Und dafür brauchst du nichts anderes zu tun, als in seiner Nähe zu sein, glaub mir.«
»Aber ich will nicht bei Hofe leben. Die Intrigen und Machtspiele, das Geflüster in dunklen Korridoren, ich will mit alldem nichts zu tun haben.«
»Schade.« John seufzte tief und schaute über Ägeus’ Ohren hinweg in die Ferne. »Dann wirst du kaum Gelegenheit haben, Lady Margaret Beauchamp zu sehen, denn deine Tante, Lady Joan Beaufort, hat sie gebeten, an den Hof zu kommen und ihr Gesellschaft zu
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