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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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leisten.«
    »Ah ja?« Somerset tat, als interessiere ihn das nur mäßig, aber das Leuchten der dunklen Augen sagte etwas ganz anderes.
    John lachte in sich hinein und galoppierte an.

Waringham, Juli 1441
    J ohn wachte davon auf, dass der warme, samtige Leib seiner Frau sich in seinen Armen regte. Er schlug die Augen auf. Das erste Licht des neuen Sommertages war wie ein tiefblauer Schimmer, und ein Heer von Vogelstimmen drang durchs offene Fenster, sodass er sich fragte, wie in aller Welt er bei diesem Radau hatte schlafen können.
    Dann schaute er auf seine Frau hinab. Mit einem unwillkürlichen Lächeln strich er über die aufgelöste, blonde Lockenpracht. Sie schmiegte sich enger an ihn, legte den Kopf auf seine Schulter und ein angewinkeltes Bein über seine lang ausgestreckten. »John?« Es klang schlaftrunken.
    Er drückte die Lippen auf ihre Schläfe. »Ich hoffe, dass mein letzter Tag auf Erden einmal so beginnt wie dieser«, murmelte er.
    »Warum sagst du etwas so Trauriges?«
    Ihre Lider waren immer noch geschlossen, und er fuhr behutsam mit der Fingerspitze über die langen, fein gebogenen Wimpern. »Keine Ahnung. Es kam mir gerade so in den Sinn.«
    Sie gab einen hinreißenden kleinen Laut der Missbilligung von sich, ertastete seine Hand und legte sie auf ihre Brust. »Dann sollte ich dich auf andere Gedanken bringen.«
    »Au ja.«
    Ihre Hände strichen über vertraute Formen und Flächen, und ihre Körper fanden mühelos zueinander. Aber nichts an ihrer Lust war angestaubt. Gierig umschlangen sie einander, rollten übermütig im Bett umher, bis die feinen Laken und Decken allesamt am Boden lagen, und zu guter Letzt endete John unterseiner Frau, die rittlings auf ihm saß, legte die schwieligen Hände um ihre Brüste und überließ sich ihrem Rhythmus.
    Verschwitzt und außer Atem lagen sie schließlich wieder Seite an Seite, Julianas Kopf auf Johns Schulter, und er seufzte zufrieden, murmelte jedoch gleich darauf: »Eigentlich ist es viel zu heiß für dergleichen.«
    Sie nickte. »Wie so oft kommt dir die weise Einsicht, wenn es zu spät ist, mein Gemahl.«
    Er lachte leise. »Wohl wahr.« Mit den Fingerspitzen fuhr er ihre Wirbelsäule entlang und ergötzte sich daran zu sehen, wie sie sich vor Wonne wand.
    »Ich weiß wie üblich nicht so recht, wie ich wieder wochenlang auf dich und deine ehelichen Zuwendungen verzichten soll, John of Waringham.«
    »Oh, die Enthaltsamkeit ist gewiss gut für dein Seelenheil. Außerdem komme ich zu Michaelis ja schon wieder.«
    »Das sind drei Monate«, entgegnete sie ungehalten.
    »Ich weiß.« Aber er bot ihr dieses Mal nicht an, sie mit an den Hof zu nehmen, obwohl ihre Mutter und ihre Cousine Margaret jetzt fast ständig dort lebten. Die Stimmung am Hof war äußerst angespannt. Somerset hatte, genau wie John gehofft hatte, alle anderen Ratgeber des Königs ihres Einflusses beraubt. Alle außer Kardinal Beaufort, natürlich, mit dem Somerset sich fast täglich zu langen Unterredungen traf. Sie verfolgten die gleichen Ziele, stimmten ihr Vorgehen perfekt aufeinander ab und hatten so bislang jede Attacke ihrer Widersacher abwehren können. York und vor allem Gloucester hatten an politischem Gewicht verloren. John hatte in den letzten Monaten so manches Mal gedacht, dass Henry es vermutlich gar nicht merken würde, wenn einer der beiden sich vor Gram über die verlorene königliche Aufmerksamkeit in die Themse gestürzt hätte, denn er hatte nur noch Augen und Ohren für Somerset.
    Der diese ungewohnte, neue Macht natürlich nutzte, ohne sie zu missbrauchen. Anders als Gloucester, York, Suffolk und viele andere hatte er dem König keine zusätzlichen Lehen, Jahrespensionen oder Zolleinkünfte abgeschwatzt, obwohl seinefinanzielle Lage durch das immense Lösegeld doch so angespannt war. Somerset schien nur daran interessiert, den König an seinen weitreichenden Kenntnissen über die französische Politik, die französische Seele und den französischen Adel teilhaben zu lassen, um endlich das zu erreichen, was Henrys größter Herzenswunsch war: Frieden.
    Aber die verdrängten Lords beobachteten all dies mit Argwohn und Missgunst, und wenn Somerset ihnen den Rücken zuwandte, schauderte John manchmal bei den Blicken, mit welchen sie seinen sanftmütigen Freund erdolchten.
    Juliana strich mit dem Finger über die Sorgenfalte oberhalb seiner Nasenwurzel. »Da. Du grübelst schon wieder über Gloucester und York nach, obwohl du noch gar nicht zurück in Windsor
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