Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
Opferblut zurück zum Altar, wo Eleanor Cobham inzwischen ein Säckchen von rötlichem Pulver auf dem Rücken der zweiten Hexe geleert hatte. Aus dem Kelch träufelte sie ein wenig von Johns Blut darauf und knetete Pulver und Blut zu einer lehmartigen Masse, aus welcher sie mit raschen, geschickten Bewegungen eine Puppe formte. Der Satan stand vollkommen reglos, der Kapuzenmann und die Hexe, die jetzt als Altar diente, setzten ihre unheimlichen Gesänge fort.
    Im Licht der schwarzen Kerzen beobachtete John, wie Eleanor ihre Lehmpuppe in ein kleines Gewand mit drei englischen Löwen und drei französischen Lilien wickelte, dann öffnete sie ein weiteres schwarzes Säckchen, entnahm ihm ein paar gelockte Haare und drückte sie behutsam in den weichen Lehmkopf.
    John erinnerte sich nur zu gut an die seltsame Schatulle, die er einmal in Westminster hinter einer Kommode gefunden hatte, und er wusste ganz genau, wessen Haar das war, wen diese Puppe darstellen sollte.
    »Dafür wirst du brennen, Eleanor Cobham«, prophezeite er ihr. »In dieser und in der nächsten Welt.«
    Sie gab nicht zu erkennen, ob sie ihn gehört hatte. Ihre Miene wirkte entrückt, als sie die fertige Puppe auf den ausgestreckten Händen dem Satan hinhielt. Der zog einen schmalen Dolch unter dem Fellumhang hervor und stieß ihn mit feierlicher Langsamkeit von oben in den Kopf der kleinen, kruden Königsfigur.
    »Nein!«, protestierte John, vollkommen außer sich. »Jesus Christus, behüte deinen auserwählten König vor den Mächten der Finsternis, und halte deine schützende Hand über ihn …«
    Er verstummte. Das Gebet blieb ihm einfach im Halse stecken, als Eleanor die geschändete Königsfigur auf den vor sich ausgestreckten Händen zum Feuer trug und unter dem rasenden Herzschlag der Trommel und dem schrillen Missklang der Schellen in die Flammen warf. Dann hob sie beide Arme, legte den Kopf in den Nacken und rief beschwörende Worte in ihrer seltsamen Teufelsprache. John wusste nicht wieso, aber plötzlich erkannte er, dass es Lateinisch war, nur rückwärts gesprochen.
    Der Kerl in der Satansmaske warf seinen Fellumhang ab, packte die nackte Teufelsbuhle bei den Hüften und stieß von hinten in sie hinein.
    John war schlecht.
    Nicht lange, und die Hexe begann sich zu winden und Laute auszustoßen, wie John sie nie zuvor gehört hatte. Lust- und qualvoll zugleich. Sie waren erbärmlich anzuhören, aber dem Kerl in der Satansmaske schienen sie zu gefallen. Er verfiel in Raserei, derweil der Kapuzenmann ein schwarzes Huhn unter dem Altar zum Vorschein brachte und ihm mit einem raschen Griff den Kopf abriss. Die Flügel flatterten weiter in panischer Hast. Blut schoss in einem Schwall aus dem durchtrennten Hühnerhals, und der Kapuzenmann ließ es über das wild zuckende Paar auf den schwarzen Altar träufeln.
    Eleanor Cobham trat an das Kreuz, stand mit einem Mal so nah vor John, dass er ihren süßlichen, nach fremden Kräuternriechenden Atem auf dem Gesicht spüren konnte. Sie presste den Kelch wieder in seine Seite, um das Opferblut aufzufangen, schaute ihm aber unverwandt in die Augen.
    »Nun, John?«, flüsterte sie. »Gefällt dir, was du siehst?« Ihr Lächeln sollte ihm Übermut vorgaukeln, aber er wusste, es war Rachgier und eiskalte Berechnung, die in ihren Augen funkelten.
    Er würdigte sie keiner Antwort. Sie hatte seinen König mit einem Bildzauber verflucht, und er gedachte nicht, je wieder ein Wort zu ihr zu sprechen. Sein Blick schien jedoch Antwort genug.
    »Wirklich nicht?« Ihr roter Verführermund lächelte, ehe sie den Becher an die Lippen setzte und keinen Spann von seinem Gesicht entfernt sein Blut trank. Plötzlich schloss sich ihre freie Linke um sein Glied, im selben Moment setzte sie den Becher ab und presste die Lippen auf Johns, schob ihre Zunge tief in seinen Mund.
    Niemals zuvor war John etwas derart Widerwärtiges passiert. Ihre kleine, flinke Zunge und der Geschmack seines eigenen Blutes verursachten ihm einen beinah unbezähmbaren Würgereiz. Ihre schmale Hand machte sich mit einigem Geschick ans Werk, und das blieb nicht ohne Folgen. Trotz seines Ekels spürte John, wie er hart wurde. Er fühlte sich geschändet, und seit er Victor de Chinon ausgeliefert gewesen war, hatte er keine solche Entwürdigung erlitten. In seinem Zorn und seiner Hilflosigkeit bediente er sich der einzigen Waffe, die ihm geblieben war: Er biss Eleanor hart in die Unterlippe.
    Mit einem kleinen Schreckenslaut wich sie zurück und strich

Weitere Kostenlose Bücher