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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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an dem Tag gekrönt worden war, als John das Licht der Welt erblickt hatte. Was hat der alte König mit dieser verdammten Sache zu tun?,überlegte er verwundert, und schon war der Gedanke wieder entschwunden.
    »Und wo mag ich sie verbringen, die letzte Stunde meines Lebens?«, fragte er.
    »Das braucht Euch alles nicht mehr zu kümmern. Hier, trinkt noch ein Schlückchen.« Der Mann kam um das Kreuz herum, stand zwischen John und dem Feuer. Die Kapuze war bis auf die Nasenspitze herabgezogen – John hätte keine Chance gehabt, das Gesicht zu erkennen, selbst wenn sein Blick schärfer gewesen wäre.
    Eine haarige Hand setzte einen Becher an seine Lippen. John nahm einen kräftigen Zug, wartete, bis der Becher abgesetzt wurde, zielte auf die Nasenspitze und spuckte.
    Mit einem wütenden Knurren sprang der Mann zurück und schlug John die knochige Faust ins Gesicht. Johns Kopf flog zur Seite, und ein Ruck lief durch seinen Arm. Das Reißen an der Hand war furchtbar. John biss sich auf die geschwollene Zunge, um still zu bleiben. Wenigstens war der Kerl Linkshänder, sodass er John rechts am Jochbein getroffen hatte, der Ruck also durch den rechten Arm gegangen war, weswegen sich die linke Schulter immer noch an Ort und Stelle befand. Linkshänder. Linkshänder wie Arthur Scropes verräterischer Bruder.
    Arthur Scrope …
    »Wo ist Scrope?«, fragte er. »Er war’s, der mir im Wald aufgelauert hat, nicht wahr? Also steckt Gloucester hinter dieser Sache?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht«, knurrte der Kapuzenmann grantig. »Und jetzt tut Euch selbst den Gefallen und trinkt.«
    John schüttelte den Kopf. Nur ganz behutsam, denn jede noch so kleine Regung verschlimmerte den Schmerz in den Händen.
    Der Kapuzenmann schien noch etwas sagen zu wollen, aber plötzlich erklang eine dumpfe Trommel. Sie spielte den Rhythmus eines langsamen Herzschlages, und das Geräusch schien von oben zu kommen.
    Der Kapuzenmann verschwand aus Johns Blickfeld, kehrte gleich darauf zurück, warf eine Hand voll irgendeiner Substanz ins Feuer, die die Flammen grünlich färbte und eintrübte. Dann hielt er einen Kienspan in die Flammen, ging umher und entzündete ein Dutzend großer schwarzer Kerzen, die im Kreis um den seltsamen Altar standen. John fragte sich, wie man wohl schwarze Kerzen herstellte, ob man das Wachs mit Ruß färbte. Dann fragte er sich, wieso in aller Welt er sich in der letzten Stunde seines Lebens mit solchen Belanglosigkeiten befasste.
    Zu dem leisen Trommelschlag gesellte sich eine helle Schelle, die einen schrillen, mehrtönigen Missklang von sich gab, fast wie das Zischen einer Schlange, das Fauchen einer Katze, und dann wieder verstummte. Die Trommel blieb.
    Zwei Frauengestalten tauchten hinter dem Feuer aus der Dunkelheit auf. Nebeneinander und gemessenen Schrittes traten sie zwischen den hohen Kerzen hindurch an den Altar, beide in lange, schwarze Umhänge gehüllt. Gleichzeitig hoben sie die Hände und streiften die schwarzen Kapuzen zurück. Die Kleinere war Lady Eleanor Cobham, die Duchess of Gloucester.
    John war nicht besonders überrascht.
    Das Gesicht der zweiten Frau war schaurig bemalt: Magische Zeichen, eigentümliche, wie Buchstaben anmutende Formen waren mit einer Farbe, die im grünlichen Feuerschein rotbraun wirkte, auf Wangen, Stirn und Kinn gezeichnet und verliehen ihrem Gesicht etwas Unmenschliches, Fratzenhaftes. John schauderte.
    Der Kapuzenmann warf noch etwas von seinem grün brennenden Pulver aufs Feuer, trat dann auf der anderen Seite des Altars zu den Frauen, und die drei schwarzen Gestalten nahmen sich bei den Händen, legten die Köpfe zurück und stimmten einen schaurigen Singsang an. Es waren keine englischen, lateinischen oder französischen Worte, die sie sangen, sondern eine fremdländische Sprache, die irgendwie abstoßend klang. Und unheilvoll. John verstand nichts bis auf die Namen Luzifer, Astaroth und Asmodi.
    Der Rhythmus der Trommel beschleunigte sich ein wenig, war wie ein Echo seines Herzschlags. Mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu starrte John die drei Gestalten an, die sich sacht im Takt der Trommel vor und zurück wiegten, lauschte ihrer Beschwörungsformel und fürchtete sich wie selten zuvor. Er hatte oft genug Grund gehabt, um sein Leben zu bangen. Seltener um seine Seele. Er wollte den Blick abwenden, die Augen vor diesem lästerlichen Treiben verschließen, aber er war außerstande. Also betete er.
    Die drei Teufelsbeschwörer ließen sich los.

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