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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wichtig sind. Er glaubt wirklich an diesen Lollarden-Unfug. Immer schon.«
    »Herrgott, Raymond, könntest du bitte damit aufhören?«,warf John ein und zeigte angewidert auf den Dolch seines Bruders. »Jeder Bauer in Waringham hat bessere Manieren als du!«
    Raymond packte ihn im Nacken und schüttelte ihn ein bisschen. »Ich glaub, dir ist zu Kopf gestiegen, welch große Stücke der König neuerdings auf dich hält, was?« Aber er steckte sein Messer bereitwillig ein. »Ich bitte um Vergebung, Sir John, mir war wieder einmal entfallen, welch großen Wert Ihr auf feines Benehmen legt. Weist er dich auch ständig zurecht, Somerset?«
    Somerset grinste flüchtig. »Dazu hat er keine Veranlassung, Sir.« Er lachte über Raymonds Grimasse, wurde aber gleich darauf wieder ernst. »Was ist es denn, das diese Lollarden wollen?«, fragte er.
    »Das solltest du lieber nicht mich fragen. Ich verstehe davon nichts. Aber da kommt der Mann, der dir gewiss Auskunft geben kann.«
    Alle drei erhoben sich, als Bischof Beaufort sich ihnen näherte. Er hielt bei ihnen an und legte Somerset segnend die Hand auf den Kopf. »Du bist wohlauf, mein Junge, hoffe ich?«
    »Danke, Onkel. Noch viel besser ginge es mir, wenn mich im Hochsommer nicht immer alle so anschauen wollten, als rechneten sie damit, dass ich im nächsten Moment tot umfalle.«
    Beaufort zog ihn lachend am Ohr. »Ich werde mir Mühe geben. John, sei so gut, hol mir mein Pferd.«
    »Wir hätten noch eine Frage an Euch, Onkel, wenn Eure Zeit es erlaubt«, sagte Somerset.
    »Für die Wissbegier junger Männer habe ich immer Zeit.« Mit einem Blick auf Raymond fügte der Bischof hinzu: »Auch für jene, die ihren Wissensdurst erst in fortgeschrittenem Alter entdecken. Darüber hinaus bin ich für jeden Grund dankbar, mein Treffen mit Erzbischof Arundel noch ein wenig hinauszuschieben. Also?«
    »Die Lollarden. Wer sind sie eigentlich? Was wollen sie? Und wieso sagt Ihr, sie seien gefährlich?«
    Beaufort musste über die Naivität dieser Fragen lächeln. Eshätte wohl Tage gebraucht, sie erschöpfend zu beantworten. Er versuchte es trotzdem: »Die Bewegung kommt aus Oxford. Als ich dort Kanzler der Universität war, habe ich mit manchen der Ideen selbst geliebäugelt, denn das Schlimme an den Lollarden ist, dass sie nicht mit allem, was sie sagen, vollkommen Unrecht haben: Sie wollen die Kirche reformieren. Aber sie sind maßlos und wollen zu viele Dinge zu schnell ändern. Sie verlangen, dass die Kirche und ihre Priester allen weltlichen Besitz aufgeben und zur tugendhaften Armut zurückkehren. Sie beschimpfen den Papst und seine Bischöfe, behaupten, ein Christenmensch bedürfe keiner Vermittlung durch einen Priester, um Gottes Vergebung zu erlangen. Das heißt, sie zweifeln am Sakrament der Buße. Schlimmer noch, sie zweifeln am Sakrament der heiligen Eucharistie. Sie behaupten, Brot und Wein verwandelten sich nicht in Leib und Blut Christi. Sie … rütteln an den Grundfesten des Glaubens. Und das ausgerechnet jetzt, da die Kirche vom Schisma gelähmt und mit sage und schreibe drei Päpsten geschlagen ist.«
    Die Jungen dachten einen Moment darüber nach. Dann fragte John: »Und darüber habt Ihr Euch mit meinem Vater beraten?«
    Beaufort hörte sein Unverständnis und zog amüsiert eine Braue in die Höhe. »Du meinst, wie kommt der Bischof von Winchester dazu, den Rat eines antiklerikalen Kirchenkritikers einzuholen?«
    John spürte sein Gesicht heiß werden, nickte aber, ohne den Blick zu senken. »So etwas in der Art, ja, Mylord.«
    Beaufort deutete ein Schulterzucken an. »Nun, vermutlich kommt selbst der Bischof von Winchester auf törichte Gedanken, wenn er am Ende seiner Weisheit ist.«
    »Und ich nehme an, Vater hat Euch einen endlosen Vortrag über Glaubensfreiheit gehalten und Euch aufgefordert, die Lollarden zufrieden zu lassen«, mutmaßte Raymond.
    Beaufort schüttelte langsam den Kopf. »Er hat mir einen sehr kurzen Vortrag über Glaubensfreiheit gehalten. Und er hat nachdrücklich betont, dass er es für barbarisch hält, Menschenfür das, was sie glauben, zu verbrennen. Aber er hat auch gesagt, dass das laute Getöse der Lollarden ihn misstrauisch stimme und er an Oldcastles selbstlosen Absichten zweifle. Und er hat mir berichtet, dass Oldcastles Agenten systematisch die Tuchmacherzentren in Kent und anderswo aufsuchen und dort Dinge predigen, die weit über eine Reform der Kirche hinausgehen. ›Mein Mitgefühl und meine Hochachtung gehören denen, die

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