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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Ohnmacht fallen. Er bleibt, denn ich will, dass er Euch erzählt, wie es ist, wenn ein Ketzer verbrannt wird.«
    »Das ist nicht nötig«, entgegnete der Bischof. »Ich habe es selbst gesehen. Mehr als einmal, so wie du selbst. Ich lege keinen Wert darauf, John Oldcastle auf den Scheiterhaufen zu bringen. Und selbst der Erzbischof, der viele Schwächen hat, legt keinen Wert darauf, denn er ist ein barmherziger Trottel. Wir wollen Oldcastle nicht anklagen, um ihn zu verurteilen, sondern um ihm goldene Brücken zu bauen. Aber er muss den Ketzerlehren abschwören. Öffentlich. Denn was er tut, ist gefährlich. Seine Anhänger werben bei Webern und anderen Hungerleidern fürihre Irrlehren und verknüpfen sie mit aberwitzigen politischen Forderungen. Ich muss dich wohl kaum daran erinnern, was passiert ist, als aufrührerische Priester das letzte Mal die Bauern und das arbeitsscheue Gesindel aufgewiegelt haben, nicht wahr? Es hätte deinen Vater um ein Haar das Leben gekostet.«
    »Ihr … Ihr sagt, Oldcastle wiegelt das Volk auf? Zu einem neuen Bauernaufstand? Gegen mich ?«
    »Wenn wir ihn nicht hindern, ja. Nicht gegen dich persönlich. Aber gegen die Kirche und die Obrigkeit, die diese Kirche schützt. Das bist du.«
    Harry stützte den Ellbogen auf den Tisch, das Kinn in die Hand und starrte ins Leere. Mit einer Geste bedeutete er John, ihm einen Becher voll zu schenken.
    John brachte erst ihm und dann dem Bischof Wein und hätte Letzteren gerne gefragt, wie sein Vater zu dieser Sache stand. Aber er wusste, es wäre unziemlich gewesen, sich in diese Debatte einzumischen, die doch eigentlich gar nicht für seine Ohren bestimmt war. Also zog er sich wieder ein paar Schritte zurück und beobachtete den König beklommen. Der dachte eine ganze Weile nach, und Beaufort schwieg, trank dann und wann einen Schluck und wartete in aller Seelenruhe. John hatte den Verdacht, dass er Zeuge einer Szene wurde, wie sie sich in der Vergangenheit schon des Öfteren abgespielt hatte: Der Bischof brachte dem König die Fakten und sagte ihm unumwunden, wie er sie deutete, ließ Harry aber selbst seine Schlüsse daraus ziehen, ohne den Versuch zu unternehmen, ihn zu beeinflussen. Das sei nicht nötig, erklärte Beaufort John bei einer späteren Gelegenheit einmal, denn in Zweifelsfällen war es immer der Staatsmann in Harry, der die Oberhand gewann und die Entscheidungen traf.
    Der König ließ die Hand schließlich sinken und schaute seinen Onkel ernst an. »Seid so gut und unterrichtet den Erzbischof, dass ich einem kirchengerichtlichen Verfahren gegen John Oldcastle nicht widerspreche.«
    Der Bischof atmete erleichtert auf. »Gut.«
    »Und du reitest nach London«, fuhr Harry an John gewandtfort. »Oldcastle besitzt ein Haus an der Old Jewry. Wenn er dort nicht ist, kann man dir gewiss sagen, wo er steckt. Richte ihm aus, es sei mein Wunsch, ihn hier zu sprechen. Und zwar umgehend.«
    »Ja, Sire.« John verneigte sich und ging hinaus.
     
    Er war so stolz darauf, dass der König ihn als Boten in einer so wichtigen Angelegenheit aussandte, dass ihm bei der Vorstellung, allein nach London zu müssen, fast gar nicht mulmig wurde. Und zur Abwechslung verlief sein Besuch in der großen Stadt tatsächlich einmal reibungslos: Er fand die Old Jewry, ohne sich wirklich hoffnungslos zu verirren, und traf Oldcastle zu Hause an. Der schien beglückt, dass der König nach ihm schickte, und machte sich auf der Stelle mit John zusammen auf den Rückweg nach Kennington. Keineswegs mehr beglückt wirkte er indessen, als er feststellte, dass der König ihn einbestellt hatte, um ihm die Leviten zu lesen.
    Doch John verließ die Halle, nachdem er Oldcastle auf Geheiß des Königs bewirtet hatte, und hörte deswegen nicht, wie die Unterredung verlief.
    »Es war vollkommen zwecklos«, berichtete Raymond seinem Bruder und Somerset am frühen Abend. Er war ins Freie gekommen, kurz nachdem Oldcastle grußlos aus dem Hof geprescht war.
    »Aber wie … wie kann er dem König schaden wollen, Sir?«, fragte Somerset verständnislos. »Das wäre ungefähr so, als würdet Ihr Euch plötzlich gegen ihn stellen.«
    »Hm.« Raymond brummte, setzte sich zu ihnen auf eine Reihe Strohballen neben dem Stall und zückte seinen Dolch, um sich die Fingernägel zu reinigen. »Ich glaube nicht, dass er das will. Der Unterschied zwischen Oldcastle und mir ist, Somerset, dass es für ihn auf der Welt noch ein paar andere Dinge außer dem König, dem Krieg und Frauen gibt, die ihm

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