Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
ist entwischt. Es war weiß Gott nicht sein erstes unglaubliches Heldenstück. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er es bei Shrewsbury mit vier von Hotspurs besten Männern gleichzeitig aufgenommen und sie alle erschlagen hat …«
    »So, ein Heldenstück nennst du seine Flucht, ja? Und du bist erleichtert?«
    Raymond nickte mit der ihm eigenen entwaffnenden Aufrichtigkeit. »Das kannst du laut sagen. Und obwohl er es nicht zugeben kann, ist auch der König erleichtert.«
    »Ja, da bin ich sicher. Ihr beide seht in Oldcastle immer noch das, was er einmal war: den großen Recken, den Schreckenaller Waliser, die Nemesis der aufständischen Percys und nicht zuletzt den Zeremonienmeister eurer wildesten Ausschweifungen.«
    »Treffender hätte ich es selbst kaum formulieren können.«
    Robin setzte sich auf die gepolsterte Fensterbank und schaute einen Moment auf die letzten Rosenblüten unten im Garten hinab. »Erzähl mir von dem Prozess.«
    »Tja.« Raymond zog sich einen der schweren Polstersessel heran, setzte sich jedoch nicht, sondern stellte den staubigen Stiefel achtlos auf den kostbaren Brokatbezug und verschränkte die Arme auf dem Oberschenkel. »Sie haben ihm tatsächlich goldene Brücken gebaut, der Erzbischof von Canterbury, der Bischof von London und unser Bischof Beaufort. Sie haben ihn exkommuniziert, nachdem er jede ihrer Vorladungen ignoriert hat, aber als man ihn dann in seiner Burg in Cooling gefangen nahm und den bischöflichen Lords vorführte, haben sie ihm immer noch jede Gelegenheit eingeräumt, seinem ketzerischen Unsinn abzuschwören und sich zur wahren Kirche zu bekennen. Doch es war vergebliche Müh, weil er nicht wollte. Er ist ein verfluchter Dickschädel, weißt du. Er hat sie herausgefordert, bei jeder Anhörung schärfere Worte gewählt, die Sakramente verleugnet, die Heilswirkung von Wallfahrten angezweifelt und so weiter und so weiter, und zu guter Letzt nannte er die Heilige Kirche den Antichrist, dessen Kopf der Papst, dessen Glieder die Bischöfe und Priester und dessen Schwanz die Mönche seien.«
    »Ich nehme an, danach war es mit dem bischöflichen Wohlwollen vorbei.«
    »Gründlich.« Raymond nickte ernst. »Sie verurteilten ihn als unbelehrbaren Häretiker und übergaben ihn dem Keeper des Tower, der ihn bis zu seiner Hinrichtung verwahren sollte. Als der König die Nachricht hörte, hat er sich hinter seine Bettvorhänge verkrochen und geheult wie ein Bengel.«
    »Aber ganz gleich, was du sagst, ich werde niemals glauben, dass Harry hinter dieser Flucht steckt.«
    »Nein. Und eh du fragst: Ich stecke auch nicht dahinter. Ichhabe damit geliebäugelt, das gebe ich zu, aber dann hab ich gedacht, wenn Bischof Beaufort glaubt, Oldcastle könne dem König gefährlich werden, dann ist es gewiss so, und der Bischof versteht von solcherlei Dingen wahrhaftig mehr als ich.«
    »Welch ungewohnte Vernunft und Einsichtigkeit, Raymond.«
    »Ich schätze, Oldcastles Lollarden-Freunde haben ihn irgendwie da rausgeholt. Jetzt versteckt er sich jedenfalls in den walisischen Bergen, und da können ihn nicht einmal Bischof Beauforts Spione finden.« Nach einem kurzen Schweigen fügte er hinzu. »Vielleicht ist es so die beste Lösung, Vater.«
    »Vielleicht.« Aber Robins Zweifel waren unüberhörbar.
     
    Am Nachmittag stieß John zu ihnen. »Sie sind beide aufgewacht, als die Amme kam. Eine dicke junge Frau aus dem Dorf, ich erinnere mich nicht an ihren Namen. Sie versteht ihr Handwerk. Erst wollte Blanche nicht, dann hat sie doch getrunken.«
    Robin lächelte erleichtert. »Gute Neuigkeiten, mein Junge.«
    »Du könntest wenigstens gehen und sie begrüßen, Raymond«, knurrte John. »Du hast mein Wort: Es liegen keine blutigen Tücher mehr herum oder sonst irgendwas, wovon dir schwach werden könnte …«
    Im Vorbeigehen wollte Raymond ihm eine Maulschelle verpassen, aber John wich geschickt aus.
    »Pass bloß auf«, drohte der ältere Bruder und verließ den Raum.
    John setzte sich im Schneidersitz vor seinem Vater auf den Boden und nahm eine der alten, gefleckten Hände in seine. »Wie geht es dir? Sicher hast du dich wieder mal vor Sorge um den Schlaf gebracht.«
    Robin hob leicht die Schultern. »Wer so oft Vater und Großvater geworden ist wie ich, kennt alle Freuden und Nöte, die damit einhergehen. Aber davon wird es eigentlich nicht leichter. Insofern hast du Recht. Was auch passiert, ich hoffe, deine Schwester bekommt kein Fieber.«
    John nickte. Er glaubte, dass sein Vater

Weitere Kostenlose Bücher