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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Joanna von all seinenKindern am meisten liebte, weil sie ihrer Mutter so ähnlich sah. Tatsächlich war er selbst derjenige, der im Herzen seines Vaters den größten Platz einnahm, aber darauf wäre er nie gekommen, weil Robin dieses Geheimnis sorgsam hütete.
    »Erzähl mir von deinem Leben bei Hof, John. Ich bin neugierig. Schließlich bist du der erste meiner Söhne, der im Haushalt eines Königs ausgebildet wird.«
    Also berichtete John ausführlich: vom König und dessen Vertrauten, von Somerset, der doch fast drei Jahre jünger war als er und sich dennoch in allen Disziplinen mit ihm messen konnte und obendrein alle Geheimnisse und Ränke bei Hofe zu kennen schien, von Jerome of Ellesmere, dem jungen Earl of March und von den herrlichen Tagen in Kennington. Nur den Earl of Cambridge und dessen Knappen erwähnte er mit keinem Wort.
    »Es ist beinah genau so, wie ich es mir erträumt habe«, schloss er. »Nichts gegen Francis Aimhurst, aber Jerome of Ellesmere bringt uns ganz andere Dinge bei. Es ist … ein anderes Niveau. Das Gerät, mit dem wir trainieren, sind nur Übungswaffen, aber trotzdem die besten, die ich je in Händen hatte. Und wir üben ohne Schild. Jerome sagt das gleiche, was du schon vor Jahren prophezeit hast: Die modernen Plattenpanzer der Rüstungen machen den Schild überflüssig, und bald wird er aus der Waffentechnik ganz verschwunden sein.« Seine blauen Augen leuchteten vor Enthusiasmus, doch dann unterbrach er sich kurz, ehe er fortfuhr: »Aber vorhin, als ich bei Jo saß, ist mir etwas Merkwürdiges aufgefallen, Vater.«
    »Und zwar?«
    »Dieser Hof … besteht nur aus Männern. Ich meine, natürlich gibt es Mägde. Hin und wieder kommt auch ein Lord an den Hof und bringt seine Gemahlin mit. Aber es gibt keine Königin. Raymond, die Brüder des Königs und natürlich der Bischof – kein Einziger ist verheiratet. Es war mir nie bewusst, aber jetzt, wenn ich darüber nachdenke, kommt es mir seltsam vor. In den Rittergeschichten von König Artus und so weiter istständig von Frauen die Rede. Immerzu. Ich weiß, das sind nur Geschichten, aber ich hätte gedacht, dass die Wirklichkeit doch wenigstens so ähnlich wäre.«
    »Nun, normalerweise ist sie das ja auch. Zumindest in der Hinsicht. Diese Dinge werden sich ändern, sobald der König eine Frau nimmt, du wirst sehen. Jetzt lassen selbst die verheirateten Lords ihre Frauen und Töchter sicher oft daheim, weil es keine Königin gibt, die Hofdamen braucht. Was du zurzeit erlebst, ist im Grunde nur ein halber Hof.«
    »Ein Kriegerhof, sagt Somerset. Und wie die meisten Dinge, sagt er es spöttisch.«
    »Dann kommt er auf seinen Vater und seinen Großvater …« Robin lächelte nostalgisch. »Mir scheint, du hast in dem Jungen einen guten Freund gefunden.«
    »Der beste, den ich je hatte.«
    »Ich gestehe, das war meine größte Sorge.«
    John senkte beschämt den Blick. »Ja. Meine auch.«
    »Nicht, weil du etwa nicht liebenswert wärest. Sondern wegen deiner gar zu ausgeprägten, vornehmen Zurückhaltung.«
    John hob mit einem verlegenen kleinen Lächeln die Schultern.
    »Jedenfalls hat Somerset Recht«, fuhr sein Vater fort. »Auch die Brüder des Königs sind noch so jung, dass sie sich mit dem heiklen Thema Ehe gewiss noch ein bisschen Zeit lassen wollen. Zumal man im Moment einfach noch nicht sagen kann, ob sie burgundische Prinzessinnen heiraten sollten oder die der Armagnac …«
    »Wer sind die Armagnac?«
    »So nennen sich die Anhänger des Herzog von Orléans.« Robin hielt kurz inne und schaute seinen Sohn scharf an. »Soll ich es dir erklären, oder findest du Politik so langweilig wie ich in deinem Alter?«
    John schüttelte den Kopf. »Bitte.«
    »Du weißt, dass der König von Frankreich oft wochen- oder gar monatelang in Wahnsinn verfällt, nicht wahr?«
    John nickte grinsend. »König Harry nennt ihn ›unseren geliebten, schwachsinnigen Onkel Charles‹.«
    »Nun, das ist sehr flegelhaft von ihm, aber zweifellos richtig. Seine Krankheit macht König Charles zu einem schwachen Herrscher, wie du dir vorstellen kannst. Das nutzen seine Cousins, die Herzöge von Orléans und Burgund, um untereinander um die Macht im Land zu raufen. Seit zwanzig Jahren geht das nun so, und England hat immer mal die eine, mal die andere Partei unterstützt, um sie gegeneinander auszuspielen. Aber nun, da Harry König ist, wird England sich nicht mehr lange darauf beschränken, im Hintergrund die Fäden zu ziehen.«
    »Du glaubst auch, Harry

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