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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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für ihren Glauben sterben, Henry‹, waren seine Worte, ›aber meine Loyalität gehört dem Haus Lancaster‹.«
    Nach einem kurzen Schweigen schlug Raymond John auf die Schulter. »Unser alter Herr, he? Immer gut für ein bewegendes Schlusswort. Und was heißt all das nun, Mylord? Was wird aus Oldcastle?«
    Die Miene des Bischofs wurde verschlossen. »Ich würde sagen, das hängt allein von ihm ab.«

Waringham, Oktober 1413
    J oannas Tochter kam ein paar Wochen zu früh zur Welt, doch der Bote, der die Nachricht spätabends nach Westminster brachte, versicherte, Mutter und Kind ginge es so gut, wie man unter diesen Umständen erwarten könne. Liz Wheeler habe gesagt, es bestehe durchaus Hoffnung, dass das Kind am Leben bleibe.
    Trotzdem bat Raymond den König, ihn und seinen Bruder für ein paar Tage zu beurlauben. Die Erlaubnis wurde huldvoll gewährt, und begleitet von den besten Wünschen des Königs brachen Raymond, dessen Knappe und John in aller Herrgottsfrühe auf. Es war ein sonniger, klarer Herbstmorgen. Die kühle Luft und ihr würziger Duft zeigten an, dass der lange, heiße Sommer nun unweigerlich vorüber war. Die Straße war staubig, aber in gutem Zustand, und so kamen die Brüder am frühen Nachmittag zu Hause an.
    Ihr Vater begrüßte sie im Innenhof seiner Burg, schloss erstRaymond, dann John in die Arme, legte jedem eine Hand auf die Schulter und schob sie vor sich her zum Burgturm. »Gut, dass ihr gekommen seid. Derzeit besteht kein Anlass zur Sorge um Joanna, aber wir müssen abwarten, was mit der kleinen Blanche wird.«
    »Sie haben sie nach Mutter benannt?«, fragte John.
    Robin nickte. »Vater David hat sie gestern Abend noch getauft. Sicher ist sicher.«
    »Können wir zu ihnen?«
    »Ja, aber seid leise. Vermutlich schläft Joanna.«
    »Geh schon vor, John«, bat Raymond. »Ich … sehe später nach ihr.«
    Robin und John tauschten einen Blick und schüttelten die Köpfe. Es war kein Geheimnis, dass Raymond sich vor allem fürchtete, was mit dem Vorgang des Gebärens zu tun hatte. Vom Akt der Zeugung einmal abgesehen.
    John lief die ausgetretenen Stufen der alten Burg mit dem gleichen Mangel an Vorsicht hinauf, der seine Mutter das Leben gekostet hatte, und im obersten Stockwerk den kurzen, dämmrigen Korridor entlang. Die schwere Eichentür zu Joannas und Fitzroys Gemach war nur angelehnt. Der Junge klopfte und schob sie zaghaft ein Stück auf.
    Ed Fitzroy saß auf der Bettkante. Als er das Klopfen hörte, schaute er kurz hoch, und John erschrak über den Kummer in den Augen seines Schwagers. »John. Gut von dir, dass du gekommen bist.«
    Auf leisen Sohlen trat John näher. »Wie geht es ihr?«, flüsterte er. »Schläft sie?«
    Der Steward nickte und fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. »Sie schlafen beide.«
    Joanna hatte dunkle Schatten unter den Augen. Sie lag auf dem Rücken, den Kopf ein wenig zur Seite gedreht. Sie wirkte blass und zerbrechlich, aber das war nichts Ungewöhnliches; so sah sie immer aus. Nur konnte John sich nicht erinnern, dass ihm seine große Schwester je so kindlich und verletzlich vorgekommen war. Der Säugling lag an ihrer Seite in eine weicheWolldecke gehüllt, denn Liz hatte Ed eingeschärft, das Wichtigste sei, die kleine Blanche so warm zu halten, als sei sie noch im Mutterleib. Als John sah, wie winzig das Baby war, spürte er seine Kehle eng werden. Er verstand nichts von Neugeborenen – jedenfalls nichts von neugeborenen Menschenkindern – aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass etwas so Kleines eine Überlebenschance haben sollte.
    »Ich weiß nicht, was wird, wenn …« Fitzroy brachte es nicht fertig, seine schlimmste Befürchtung in Worte zu kleiden. »Sie hatte eine schwere Schwangerschaft. Die ganze Zeit hindurch. Und es hat so lange gedauert, bis sie überhaupt schwanger wurde. All die bange Hoffnung, all die Enttäuschungen, dann all die Mühsal. Was, wenn alles umsonst war?«
    »Sei nicht so mutlos, Ed«, sagte John leise. »Wie wär’s, wenn du dich ein paar Stunden hinlegst? Ich bleibe bei ihnen und bete ein bisschen. Und wenn sie aufwacht, hole ich dich.«
    Fitzroy hob den Kopf und sah ihn zum ersten Mal richtig an. »Du bist gewachsen, John.«
     
    »Was soll das heißen, Oldcastle ist geflohen?«, fragte Robin ungehalten. »Kein Mann kann einfach so aus dem Tower fliehen.«
    Raymond lachte. »Das sagst ausgerechnet du?«
    »Das war etwas anderes …«
    »Nun, es hat wenig Sinn, darüber zu debattieren, oder? Er

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