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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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französischen Rittergeschichten und eines mit Geoffrey Chaucers Canterbury-Erzählungen . Ein wenig verschämt gestanden sie einander ihre Neigung, hin und wieder einmal in ein Buch zu schauen, und fortan verging kaum ein Tag, ohne dass sie sich ein Weilchen in den Schatten eines Baumes zurückzogen und schmökerten. Somerset konnte kein Französisch, stellte John verblüfft fest. Also übersetzte John ihm die Rittergeschichten und lehrte ihn jeden Tag ein Dutzend Wörter dieser wundervollen Sprache, und im Gegenzug brachte Somerset ihm das Schachspiel bei.
    Als der König von dieser Abmachung erfuhr, erklärte er, er wolle an Johns Sprachunterricht teilnehmen. »Zwölf Wörter pro Tag?«, vergewisserte er sich. »Das sollte zu meistern sein.«
    »Sire, Ihr … könnt kein Französisch?«, fragte John fassungslos.
    Harry schüttelte seufzend den Kopf. »Kein Wort. Im Gegensatz zu fast allen anderen englischen Königen der letzten dreihundert Jahre hatte ich keine französische Mutter, weißt du.«
    »Aber …« John besann sich und hielt den Mund.
    »Was?« Der König lächelte. Halb verschämt, halb jungenhaft. Er saß mit ihnen im Gras neben dem Pferdestall, den dunklen Schopf unbedeckt, die Stiefel staubig – er schaute so gar nicht wie ein König aus. »Sprich offen, John. Das ist die einzige unumstößliche Regel, die es in Kennington gibt.«
    »Na ja … Ich dachte, die Erziehung eines Prinzen beinhaltet, dass man viele Bücher lesen muss und Latein und Französisch lernt.«
    »Hm. So sollte es auch sein. Mein Onkel, Bischof Beaufort, hat mich sogar mit nach Oxford genommen, wo er gelehrt hat, damit ich endlich etwas lerne. Aber um die Wahrheit zu sagen, John: Ich habe mich nie genug für solcherlei Dinge interessiert. Und das rächt sich nun. Ich soll eine französische Prinzessinheiraten. Kannst du dir vorstellen, in welcher Klemme ich stecken werde?«
    Seine Verzweiflung wirkte komisch, aber John merkte, dass dieses Thema dem König wirklich Sorgen bereitete. »Nun, Sire«, sagte der Junge zögernd, »ich werde Euch gern französische Wörter lehren, aber ich weiß nicht einmal, wie man eine Dame in unserer Sprache umgarnt.«
    »Oh, darin hingegen kenn ich mich aus«, entfuhr es Harry.
    »Dann sagt mir, was Ihr ihr sagen wollt. Ich übersetze es Euch, und Ihr könnt es auswendig lernen.«
    Lachend zog Harry ihn an den schwarzen Locken. »Du willst mich nur aushorchen, du Lump.«
     
    Erst jetzt lernte John seinen König kennen. In Westminster war Harry meist nur eine fein gewandete, manchmal gar gekrönte Figur an der hohen Tafel der Halle gewesen. Man sah ihn dort nie anders als von einem Schwarm Ritter und Lords umgeben, meist war er in Eile, seine Miene ernst. Auch hier ging das Regieren weiter, aber gemächlicher. Und er nahm sich Zeit für all die Dinge, die er so liebte: Jagen, Fischen, Harfe spielen und Schwertkämpfe. John hätte nie gedacht, dass es in England einen Mann gäbe, der seinen Bruder Raymond entwaffnen und zur Kapitulation zwingen konnte, doch der König tat es beinah jeden Tag. Und wenn es gelang, lachte er wie ein Lausebengel, dem ein pfiffiger Streich geglückt war. Er nahm sich gar die Zeit, mit den Jungen zu fechten, und im Austausch für die französischen Vokabeln brachte er John ein paar Griffe auf der Harfe bei. Es stellte sich schnell heraus, dass John dafür nicht die geringste Begabung hatte, aber allein es zu versuchen machte ihm Freude.
    Eine andere Leidenschaft des Königs hingegen, der John hier ebenfalls zum ersten Mal begegnete, hatte auch ihn bald gepackt: das Tennisspiel. Keiner beherrschte Ball und Schläger so virtuos wie Harry, doch nach wenigen Tagen hatte John schon solche Fortschritte gemacht, dass der König regelmäßig ihn als Gegner forderte. Sie gaben beide ihr Äußerstes, undGrasflecken an Knien und Ellbogen bezeugten ihre Einsatzbereitschaft bei der Jagd nach der Filzkugel.
    Verschwitzt und zerzaust, jeder ein Leinenhandtuch um den Hals, kamen sie von einer ihrer heldenhaften Schlachten im ummauerten Tennishof zurück zum Haus, als sie vor dem Stall drei kostbare Pferde stehen sahen.
    John erkannte das schönste der Tiere auf einen Blick. »Euer Onkel, der Bischof, ist gekommen, Sire.«
    Harry legte ihm die Hand auf die Schulter, und sie blieben noch einen Moment im baumbestandenen Hof stehen, um zu verschnaufen.
    »Nun ja«, murmelte der König schließlich achselzuckend. »Diese unbeschwerte Freude konnte nicht ewig währen, nicht wahr?«
    »Ihr

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