Die Hüter des Gesetzes (Orion 03)
Lautsprecher:
»Hallo ORION ... ich rufe den Raumkreuzer ORION ... bitte melden!«
McLane nickte langsam und näherte sein Kinn Helgas Mikrophon.
»Hier ist die ORION VIII«, sagte er halblaut. »Commander McLane. Ich höre Sie deutlich.«
Die Antwort kam augenblicklich.
»Hier spricht der diensthabende Funker vom Raumfrachter SIKH XII. Mein Kommandant hätte gern ein wenig mit Ihnen geplaudert. Schalten Sie bitte Ihr Bild ein?«
McLane grinste und suchte nach dem entsprechenden Schalter. Er fragte:
»Wer ist denn Ihr Chef?«
»Commander Ruyther!« war die Antwort.
»Ruyther!« rief McLane und schaltete den Schirm des Funkgerätes ein. »Was ...?«
McLane war vor Jahren unter dem Kommando Ruythers Fähnrich gewesen und kannte Ruyther als einen verständnisvollen Vorgesetzten mit einem eindeutigen Hang zum Verbreiten von Raumfahrergarn. Die Scheibe des Videophons flammte auf und zeigte den Oberkörper eines Mannes, der älter war als McLane, aber in eine ähnliche Uniform gekleidet war. Ruyther grinste.
»Das dauert aber, McLane. Inzwischen sind Sie sicher zu vornehm geworden, um mit einem Erzfrachter Funkkontakte zu haben, wie?«
»Keineswegs!« sagte McLane sehr herzlich. »Das ist aber eine Überraschung, Commander Ruyther. Wie kommen Sie auf einen Erzfrachter? Strafversetzt?«
Ruyther lachte kurz.
»Keineswegs. Ich fliege ein Flottenschiff; das Erz ist derart hochwertig, daß die Transporte sicher geflogen werden müssen.«
»Ich verstehe«, erwiderte McLane. »Wie geht es?«
Das Gesicht Ruythers wurde plötzlich ernster, als es der Anlaß erwarten ließ.
»McLane – mein Junge«, sagte er halblaut. »Es ist ein Glück, daß ich ausgerechnet dich treffe. Ich muß dir etwas berichten!«
»Ich bin gespannt«, sagte Cliff und setzte sich in Helgas Sessel.
»Bist du noch immer strafversetzt?« fragte Ruyther.
Cliff nickte resignierend. Es schien niemanden in der Flotte zu geben, der vom traurigen Schicksal Commander McLanes und seiner Crew nichts wußte.
»Ich transportiere Erz von Pallas beta zur Erde«, sagte Ruyther. »Das ist der Grund, weswegen ich noch in unterlichtschneller Fahrt bin. Pallas beta ist von hier nur eineinhalb Lichtjahre entfernt. Wir haben es nicht eilig. Viermal im Jahr schleppe ich eine gewaltige Ladung von Germanicum zur Erde. Ist natürlich alles streng geheim.«
»Ich höre«, sagte McLane. »Es ist sehr geheim.«
Er grinste etwas, denn er kannte den Tonfall von Ruyther noch zu genau. Stets, wenn sein ehemaliger Vorgesetzter einen solchen seriösen Tonfall einschaltete, waren interessante Dinge zu erwarten.
»Das scheint ein aufregender Job zu sein?« erkundigte sich McLane scheinheilig.
»Und wie!« erwiderte Ruyther. »Auf Pallas sitzen seit Jahren siebzig Kolonisten und einundzwanzig Arbeitsroboter Typ WK. Mein Schiff ist zu groß für eine Landung, also werden die Raketen voller Erz einfach hochgeschossen und in einen Orbit gebracht. Ich sammle sie dann ein. Aber ...«
»Ist das interstellares Garn, Käpten?« fragte McLane ungläubig.
»Kein einziger Zentimeter, Cliff«, sagte Ruyther. »Als ich das letztemal auf Terra landete, was glaubst du wohl, was in den Raketencontainern war?«
»Sternenstaub?« fragte Cliff mit dem Gesichtsausdruck eines Kindes, das einem Märchen lauscht.
»Keine Spur. Abraumgestein. Nicht ein Gramm Erz. Du kannst dir denken, was die Raumbehörde mir berichtete. Sie warfen mir von einfacher Sabotage bis Hochverrat ungefähr sämtliche einschlägigen Delikte vor. Ich hatte keine Verbindung mit den Kolonisten.«
»Seit wann, Ruyther?« fragte Cliff.
»Die gestrige Übernahme war das zweitemal. Früher kam einer von ihnen mit einer der Raketen hoch, und wir flogen ihn mit der LANCET wieder zurück, aber heute scheinen sie uns boykottieren zu wollen. Vielleicht sind alle tot, und nur noch die Robots arbeiten ...«
»Ich höre, Commander«, sagte McLane. »Hast du das gemeldet?«
»Natürlich. Offensichtlich ist die Meldung irgendwo auf dem Dienstweg verlorengegangen.«
»Das passiert tatsächlich?« meinte McLane mehr zu sich selbst, »und die Meldung von meinen kleinen Abweichungen bleibt nicht liegen. Merkwürdig.«
»Wirklich merkwürdig«, sagte Ruyther, ohne zu lächeln. »Du hörst gut zu, Cliff McLane?«
»Natürlich. Wie geht es weiter?«
Ruyther schilderte seine Beobachtungen.
»Dieses Mal kam auch keiner der Kolonisten mehr. Unsere Funkanrufe wurden nicht beantwortet. Aber die Transportraketen waren pünktlich im
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