Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
Euch«, befahl sie mit einer brüsken Geste.
    Er richtete sich auf. Seine endlos langen Beine steckten in Reitstiefeln aus feinstem Leder mit roten Schnüren. Das schwarze Haar lockte sich um sein Gesicht, seine Augen waren so dunkelbraun wie Torf, während sein Mund sich nach oben bog, was ihm den Anschein verlieh, als würde er lächeln.
    »Herrin, ich bin Brian, der Sohn von Count Alan of Brittany, und der Lord von Wallingford Castle. Ich glaube nicht, dass Ihr Euch an mich erinnert. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, wart Ihr mit Eurem Vater in Nottingham. Ich war gerade erst in das Gefolge des Königs aufgenommen worden.«
    »Das ist lange her«, erwiderte sie immer noch verstimmt.
    »In der Tat, Herrin.« Er deutete über seine Schulter hinweg zu den Männern seiner Truppe hinüber, die gleichfalls abgestiegen und niedergekniet waren. »Wir haben ein schönes Zelt und Vorräte mitgebracht. Es wird nicht lange dauern, das Lager aufzuschlagen.«
    »Es würde sogar noch schneller gehen, wenn Ihr Eure Männer anweisen würdet, sich von den Knien zu erheben und mit der Arbeit anzufangen«, versetzte sie spitz. »Meine eigenen Leute werden Euch zur Hand gehen, falls das nötig sein sollte.«
    Seine Miene blieb unbewegt, als er sich verneigte und sich abwandte, um ein paar knappe Befehle zu erteilen. Eine Gruppe von Arbeitern und Sergeanten begann, Teile eines großen, runden, rotblauen Zeltes aus einem zweirädrigen Karren zu laden. Die äußere Zeltleinwand war mit goldenen Löwen bedruckt, das Innere mit heller Seide ausgekleidet, und an gebogenen Stäben hingen kostbare wollene Behänge. Der Wind blähte die Leinwand wie das Segel eines in einen Sturm geratenen Schiffes. Matilda sah zu, wie die Männer mit ihrer Last kämpften, und schüttelte im Geist den Kopf. Wenn sie nicht so müde und missmutig gewesen wäre, wäre sie in schallendes Gelächter ausgebrochen.
    Ein Mitglied von Brians Truppe, ein breitschultriger junger Mann, untersuchte ihre Stute, ließ die Hand an ihrem lahmen Hinterbein hinuntergleiten und sprach dabei beruhigend auf sie ein. Als er bemerkte, dass Matilda ihn beobachtete, verbeugte er sich.
    »Sie braucht Ruhe und einen warmen Kleieumschlag, Herrin. Ihr fehlt weiter nichts, die Reise hat sie nur zu sehr angestrengt.« Behutsam kraulte er den Hals der Stute.
    Er konnte kein Stallbursche sein, denn sein Umhang war mit Pelz gesäumt und seine Tunika aufwändig bestickt. Die haselnussbraunen Augen verliehen seinen Zügen etwas Faszinierendes.
    »Wart Ihr auch mit Lord FitzCount in Nottingham?«, erkundigte sie sich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Herrin, aber mein Vater ist wahrscheinlich dort gewesen. Sein Name ist William D’Albini, Lord von Buckenham in Norfolk und einer der Haushofmeister Eures Vaters.«
    »Ich erinnere mich nicht an ihn, aber ich kenne Eure Familie«, gab sie zurück. Anscheinend war er einer der am Hof entbehrlichen jungen Männer, den man FitzCounts Eskorte zugeteilt hatte, damit er Erfahrungen sammelte. »Und wie lautet Euer Name?«
    »William, Herrin, wie der meines Vaters.«
    »Nun denn, William D’Albini … Ihr scheint Euch mit Pferden auszukennen.«
    Er bedachte sie mit einem breiten Lächeln, wobei er gesunde, kräftige Zähne entblößte.
    »Ziemlich gut, Herrin.« Er streichelte das weiche Maul der Stute.
    »Ich hoffe, Lord FitzCount besitzt ein überzähliges Pferd?«
    »Da bin ich mir ganz sicher, Herrin.«
    Matilda hegte in diesem Punkt jedoch ihre Zweifel. Der Lärm einer hitzigen Auseinandersetzung drang zu ihnen herüber. Jemand hatte die Zeltpflöcke verlegt, und nun gab jeder jedem die Schuld.
    »Am Hof meines Mannes wäre so etwas nicht vorgekommen«, bemerkte sie ungehalten.
    D’Albini zuckte gleichmütig die Achseln.
    »Es gibt Tage, an denen alles schiefgeht, was man anfasst. Heute scheint einer dieser Tage zu sein.« Er schnalzte mit der Zunge und führte die Stute davon, um sie bei den anderen Pferden anzubinden.
    Die Zeltpflöcke tauchten in einem anderen Tragekorb als vermutet auf, wurden nach weiteren Flüchen in den Boden getrieben und die Zeltwand befestigt. Brian FitzCount überwachte die Arbeit, fuhr sich hin und wieder durch das Haar und wirkte zusehends verlegener und aufgebrachter.
    Doch nach und nach nahm in dem Chaos eine gewisse Ordnung Gestalt an, und Matilda konnte ihr Zelt beziehen, wo sie wenigstens nicht mehr dem Wind ausgesetzt war, auch wenn die Seitenwände flatterten wie Vogelschwingen, die sich bemühten, das

Weitere Kostenlose Bücher