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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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war seit jener ersten langen Reise zu ihrem Verlobten bei ihr, er war ihr Leibwächter und der Anführer ihrer Rittergarde: stark, von unerschütterlicher Treue und verlässlich. Als Kind hatte sie ihn wegen seiner weißen Haare für steinalt gehalten, obwohl er erst dreißig Jahre gezählt hatte. Er sah heute noch fast so aus wie damals, nur dass ein paar neue Furchen sein Gesicht durchzogen und ältere tiefer geworden waren.
    »Euch sagen, dass Euch eine neue Tür offen steht.«
    »Und dass ich diese hier schließen soll?«
    »Nein, Herrin, denn sie hat Euch zu dem gemacht, was Ihr heute seid – weshalb Euer Vater nach Euch geschickt hat.«
    »Es ist nur einer seiner Gründe und beruht auf Notwendigkeit«, gab sie knapp zurück. »Ich mag meinen Vater ja viele Jahre nicht gesehen haben, aber ich kenne ihn nur zu gut.« Sie holte entschlossen Atem und verließ das Zimmer in würdevoller Haltung, als trüge sie ihre schwere Krone auf dem Haupt.
    Ihr Gefolge, ein Halbkreis aus Dienstboten, Lehnsleuten und Beamten, erwartete sie bereits. Der größte Teil ihres Gepäcks war vor drei Tagen mit Karren vorausgeschickt worden, nur die engsten Mitglieder ihres Haushaltes begleiteten sie mit einer Handvoll Packpferden, die Vorräte und die notwendigsten Dinge trugen. Ihr Kaplan Burchard schaute immer wieder verstohlen zu dem Wallach hinüber, der mit den Teilstücken der tragbaren Kapelle beladen war. Matilda sah in dieselbe Richtung. Ihr Blick wanderte über eine Lederschatulle in einem Korb. Dann wandte sie sich ihrer Stute zu. Der prächtige lachsrote Sattel war ähnlich wie ihr Kaminstuhl gepolstert, mit Brokat bezogen und mit einer Rücken- und Fußstütze versehen. Auf diese Art kam sie vielleicht nicht allzu schnell voran, aber diese Ausstattung verlieh ihr Würde und unterstrich ihre prachtvolle Erscheinung. Die Bewohner der Städte und Dörfer, die sie durchquerten, erwarteten von der Witwe ihres Kaisers einen solchen offen zur Schau gestellten Prunk.
    Matilda stieg auf, setzte sich zurecht und stellte die Füße nebeneinander auf die kleine Plattform. Sie saß seitlich, konnte also sowohl nach vorne als auch nach hinten blicken. Das war angemessen. Sie hob ihre schmale rechte Hand in Drogos Richtung, der das Signal mit einem Salutieren zur Kenntnis nahm und sich an die Spitze des Trupps setzte. Die goldenen, roten und schwarzen Banner entrollten sich flatternd, die Herolde trieben ihre Pferde zu einem leichten Trab an, worauf die Kolonne sich die Straße entlangwand wie auf eine Schnur gezogene Juwelen. Die Kaiserinwitwe Deutschlands verließ die Heimat ihres Herzens, um in die Heimat ihrer Geburt und zu neuen Pflichten zurückzukehren.
    Adeliza krallte die Finger in die Bettdecke und unterdrückte ein Keuchen, als sich Henry aus ihr zurückzog. Er ging auf die Sechzig zu, war aber immer noch in guter körperlicher Verfassung. Die Wucht seiner Stöße hatte sie wundgescheuert und sein Gewicht sie tief in die Matratze gedrückt. Barmherzig ließ er von ihr ab und rollte sich schwer atmend auf den Rücken. Adeliza biss sich auf die Lippe, presste eine Hand auf ihren flachen Bauch und rang selbst nach Atem. Henry war gut bestückt und der Liebesakt oft sehr unangenehm, aber wenn es Gottes Wille war, hatte sie dieses Mal ein Kind empfangen.
    Sie war seit über vier Jahren Henrys Frau und Königin von England, und noch immer stellten sich ihre Blutungen jeden Monat zur üblichen Zeit ein und Krämpfe, begleitet von einem Gefühl der Enttäuschung und des Versagens. Bislang hatten weder Gebete, Opfer noch Bußen oder Tränke etwas an ihrer Unfruchtbarkeit geändert. Henry hatte ein Dutzend Bastarde von verschiedenen Mätressen, demnach bestand an seiner Zeugungsfähigkeit kein Zweifel, aber nur ein einziges legitimes Kind, seine Tochter Matilda aus seiner ersten Ehe. Sein Sohn aus dieser Verbindung war gestorben, kurz bevor Henry Adeliza zur Frau genommen hatte. Er sprach selten von der Tragödie, die ihm den Sohn genommen hatte – er war in einer bitterkalten Novembernacht mit einem Schiff untergegangen und ertrunken. Aber seither wurde seine Politik von diesem Unglück bestimmt. Ihre Rolle bestand darin, ihm einen neuen männlichen Erben zu gebären, aber bislang war sie dieser Pflicht noch nicht nachgekommen.
    Henry küsste ihre Schulter und drückte kurz ihre Brust, bevor er die Vorhänge auseinanderschob und aus dem Bett stieg. Sie beobachtete, wie er sich das lockige silberne Haar auf seiner breiten Brust

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