Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
ungewöhnliche Wege, aber er handelte nie übereilt, und er war es gewohnt, jedermann seinen eisernen Willen aufzuzwingen.
    »Sie ist jung und gesund«, fuhr er fort. »Und sie hat bereits ein Kind zur Welt gebracht, auch wenn es die Geburt nicht überlebt hat. Sie wird wieder heiraten und weitere Söhne gebären, wenn Gott sich gnädig zeigt.«
    Ein heißer Stich durchzuckte Adeliza. Wenn Gott sich gnädig zeigte, würde sie selbst Söhne gebären, aber sie verstand, dass er sich andere Möglichkeiten offenhalten musste.
    »Schwebt dir schon ein bestimmter Kandidat vor?«
    »Mehrere«, entgegnete er obenhin. »Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    »Aber wenn es so weit ist, erwartest du von mir, dass ich dir den Weg ebne.«
    Henry stieg wieder in das Bett und zog die Decke über sie beide, dann küsste er sie mit harten Lippen.
    »Es ist die Pflicht, das Vorrecht und das Privileg einer Königin, als Friedensstifterin zu fungieren«, versetzte er. »Und ich zweifle keinen Moment lang daran, dass du mich nicht enttäuschst.«
    »Das werde ich nicht«, versicherte ihm Adeliza. Als er die Kerze neben dem Bett ausblies, tastete sie mit der Hand zwischen ihre Schenkel, spürte seinen klebrigen Samen und betete, dass ihr sehnlichster Wunsch diesmal in Erfüllung ging.

2
    Straße nach Rouen, Normandie, Herbst 1125
    Der Morgen war nass und unfreundlich gewesen, doch nach Osten hin hatte es immer mehr aufgeklart, während sich Matildas Gefolge durch die Wälder des Beauvais auf die große Stadt Rouen zubewegte, das Herz der Normandie am Ufer der Seine. Jetzt, eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang, war der Himmel tiefblau, aber der Wind hatte aufgefrischt und kam in heftigen Böen. Heute Abend würden sie ihr Lager am Straßenrand aufschlagen. Gegen Mittag hätten sie mit einer von Brian FitzCount, einem der Barone ihres Vaters, angeführten Abordnung aus Rouen zusammentreffen sollen, aber bislang war von dem Trupp noch nichts zu sehen, und Matildas Verdruss und Ungeduld wuchsen stetig. Ihre Stute lahmte auf einem Hinterbein, sodass sie hinter Drogo auf der Kruppe seines Pferdes reiten musste, als sei sie eine gewöhnliche Dienerin und nicht seine Lehnsherrin. Ihre Ritter und ihr Gefolge hüteten sich, ihr zu nahe zu kommen. Drogos beschwichtigende Bemerkung, dass sie die nächste Nacht in einem komfortablen Quartier in Rouen verbringen würden, hatte ihre Laune auch nicht verbessert. Sie war es gewohnt, dass die Dinge nach Plan verliefen.
    Eine Windbö traf sie in die Seite, und sie musste sich an Drogos Gürtel festklammern.
    »Ich weigere mich, so in die Stadt einzureiten!«, zischte sie.
    »Herrin, wenn es zum Schlimmsten kommt, überlasse ich Euch dieses Pferd und lasse mein Ersatzpferd satteln, aber solange es noch hell ist, besteht dazu kein Anlass.« Er sprach mit der ruhigen Gelassenheit eines Mannes, der mit ihren Ansprüchen und Forderungen seit langem vertraut war.
    Sie musterte die im Westen versinkende Sonne, die wie geschmolzenes Gold aussah, und musste ihm Recht geben, trotzdem ärgerte sie sich. Warum konnten die Leute ihre Versprechen nicht halten?
    Plötzlich zog der Ritter die Zügel mit einem Ruck an, woraufhin sie gegen seinen Rücken prallte.
    »Bitte um Verzeihung, Herrin«, entschuldigte er sich. »Wie es aussieht, ist unsere Eskorte endlich eingetroffen.«
    Matilda spähte an ihm vorbei und sah einen Reitertrupp in stetigem Trab auf sie zukommen.
    »Hilf mir beim Absteigen«, fauchte sie. »Ich denke nicht daran, sie hinter dir auf dem Pferd sitzend zu empfangen!«
    Drogo glitt aus dem Sattel und half ihr rasch vom Pferd. Sie schüttelte ihr Gewand aus, zupfte ihren Umhang zurecht und richtete sich auf. Der Wind zerrte an ihrem Schleier, der aber zum Glück sorgfältig an der Kappe darunter festgesteckt war. Sie musste die Beine in den Boden stemmen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Der sich nähernde Trupp machte Schlamm aufspritzend Halt. Der Anführer sprang von seinem prächtigen schwarzen Hengst, zog seinen Hut und sank vor ihr auf ein Knie.
    »Ihr habt Euch verspätet«, stellte Matilda mit eisiger Stimme fest. »Wir halten seit Mittag nach Euch Ausschau.«
    »Ich bin zutiefst betrübt, Herrin. Wir wären früher hier gewesen, aber ein Wagenrad brach, und ein umgestürzter Baum versperrte uns den Weg. Der Wind hat uns die Reise erschwert, und wir kamen langsamer voran als geplant.«
    Sie fror, war erschöpft und nicht in der Stimmung für Ausflüchte.
    »Erhebt

Weitere Kostenlose Bücher