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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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eingeschüchterter fort. »Die Farbe des Lichtes Christi.«
    »Was weißt du schon von Christus?«, fuhr der Weihbischof ihn an. »Was wisst ihr denn von seinem Leiden, die ihr seinen Namen unbedacht in euren gottlosen Mündern führt?«
    »Weihnachten ist das Fest seiner Geburt. Das weiß ich. Ein Freudenfest. Deshalb muss Eure Kasel ja weiß sein …«
    Um seine Worte zu unterstreichen, hatte er einen Schritt auf ihn zugemacht. Förner hob die Hände zu einer abweisenden Geste und riss ihm dabei den Leinensack vom Arm. Eichler bückte sich, wollte ihn aufheben. Der Weihbischof trat blitzschnell danach. Das Stoffbündel rutschte durch den provisorischen Bretterzaun und fiel nach unten.
    »Was habt Ihr getan?«, sagte Eichler fassungslos. »Die schönen Gewänder …«
    »Hör auf damit!« Förners Gesicht war wutverzerrt. »Hört alle endlich damit auf! Ich brauch euren Tand nicht, um Gott nah zu sein. Der Allmächtige will keinen Prunk, sondern Buße, Buße, nichts als Buße!«
    »Aber Ihr seid doch ein Priester! Und ein Priester braucht würdevolle Gewänder«, stieß Eichler hervor.
    »Ich bin nichts als ein demütiger Diener des Herrn.«
    »Aber ich wollte Euch doch nur eine Freude machen!«
    »Ich brauche deine Freude nicht!«
    »Dann seid wenigstens im Gedenken an Euer totes kleines Mädchen …«
    »Schweig, Elender – für alle Zeiten!«
    Er hatte genau das Verkehrte gesagt! Nie mehr würde ihn der Weihbischof für sich arbeiten lassen. Voller Verzweiflung bewegte sich Eichler abermals auf ihn zu, wiederum erhob Förner die Arme. Aber jetzt schoben sie sich nicht vor sein Gesicht, sondern schnellten plötzlich nach vorn. Der unerwartete Stoß gegen die Brust ließ den kleinen Schneider nach hinten stürzen. Noch im Fallen versuchte er, sich an das Holzgerüst zu klammern, doch es zerbrach.
    Lorenz Eichler schrie nicht einmal, als er ins Leere stürzte, seinem Leinenbündel hinterher.
    Förner beugte sich vorsichtig nach vorn. Alles war dunkel und still. Als er sich aufrichtete, netzten Freudentränen seine Wangen.
    »Das zweite Zeichen«, murmelte er. »So steht es schon bei Matthäus geschrieben: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt! Wie sehr hast du mich mit deiner Gnade belohnt! Ich danke dir aus ganzem Herzen, göttliche Jungfrau. Nun weiß ich, welchen Weg du mir gewiesen hast.«

    « Ich kann nichts für ihn tun«, sagte Adam Thies. »Das musst du endlich begreifen, Simon. So schwer es dir auch fallen mag.«
    »Aber er ist mein Vater – und du genießt das Vertrauen des Fürstbischofs. Hilf ihm, Adam!«
    »Mir sind die Hände gebunden. Das hab ich dir schon heute Nachmittag gesagt. Inzwischen hab ich etwas mehr in Erfahrung bringen können.« Er schüttelte den Kopf, als er einen Funken Hoffnung in Simons Gesicht aufleuchten sah. »Was die Sache nicht besser macht. Ganz im Gegenteil.«
    Simon ließ sich auf Adams Bett fallen, ohne sich um die eng beschriebenen Papiere zu kümmern, die darauf herumlagen.
    »Was hast du erfahren?«
    »Agnes Pacher hat deinen Vater besagt. Verstehst du, was das bedeutet?«
    Kopfschütteln.
    »Dann will ich es dir erklären. Die Pacherin hat behauptet, jemand habe einen Hexentopf unter ihrer Schwelle vergraben. Es gibt aber einen glaubhaften Zeugen, der noch dazu dem Weihbischof nah steht, und der behauptet, dass sie es selber getan hat. Nach Wochen hartnäckigen Leugnens hat sie es endlich zugegeben. Und das, ohne dass die peinliche Befragung bemüht werden musste.«
    Simon starrte ihn stumm an.
    »Aus freien Stücken hat sie ausgesagt, dass und auf welche Weise Veit Sternen sie verhext hat.«
    »Mein Vater ein Drute – dass ich nicht lache!«
    »Friedrich Förner lacht nicht darüber und Malefizkommissar Vasoldt ebenso wenig. Und auch der Fürstbischof wird gar nichts Lustiges daran finden. Die Sache ist ernst, Simon. Mehr als ernst.«
    »Aber bei Selina konntest du doch auch …«
    »Im Fall von Selina ist es mir gelungen, die Vorwürfe der Drutenkommission abzubiegen. Es kam zu keiner Anklage, das ist das Wesentliche, ganz im Interesse des Fürstbischofs. Im Fall deines Vaters dagegen geht es um Teufelspakt und Teufelsbuhlschaft. Sind erst einmal diese Begriffe protokolliert, muss man sich auf das Schlimmste gefasst machen.«
    Adam deutete auf die Papiere, die neben und hinter Simon auf dem Bett lagen.
    »Es wird nicht immer so bleiben, mein Freund, das verspreche ich dir bei allem,

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