Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
Vom Netzwerk:
einfach geholfen, so wie er ihr immer half, während sie entweder nicht daran dachte oder nicht wusste, wie sie ihm das jemals danken konnte. Er hatte also zumindest das Anrecht zu wissen, was in ihr vorging. Wenn sie es nur manchmal selbst wüsste.
    „Ich hatte es einfach satt.“ sagte sie schließlich. „Ich bin immer die schwächere. Ich finde die richtigen Worte, aber keine Taten. Und Anatoo ist … er ist ...“ „Anatoo ist wie er ist.“ sagte Minoo. „Das allein ist noch kein Grund.“ Sie nickte. „Ich kann es nicht erklären. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn herausfordern muss. Dass ich ihn schlagen kann. Ich war auf einmal ganz sicher.“
    „Und bist du immer noch sicher? fragte Minoo. „Nach den Erfahrungen mit dem Bogenschießen und dem Lauf bist du immer noch sicher?“ „Nein.“ antwortete sie kleinlaut. „Nein, ich bin nicht sicher.“ Sie holte tief Luft. „Aber ich glaube inzwischen fest daran, dass die Wölfin, die ich als Begleiter gerufen habe, kommen wird.“ Sie sah ihm fest in die Augen. „Sie wird kommen. Und dann werde ich gewinnen.“
    Linaa trat auf die Lichtung, sie hatte einen Korb voll mit Nüssen am Arm. „Wir sollten erst mal zurück gehen.“ sagte sie. „Wie war der Lauf?“ Pinaa erhob sich und zuckte mit den Schultern. „Nicht besonders. Ich muss weiter üben.“ Auf dem Rückweg sammelten sie Holz. Kurz vor dem Lager flüsterte Minoo ihr zu „Und wenn du gewinnst? Was dann?“
    An diesem Abend gab es Wildschwein. Die Männer waren lange unterwegs, aber schließlich erfolgreich gewesen. Zunächst hatten sie Rothirsche verfolgt, die jedoch – vielleicht aufgeschreckt durch Wölfe oder ein anderes Raubtier – plötzlich davon gestoben waren, ohne dass die Jäger nah genug herangekommen wären, um die Pfeile einzusetzen.
    Danach hatte Setanoo Spuren einer Wildschweinrotte verfolgt, die sie letztlich eingekeilt und zwei von ihnen mit Speeren erlegt hatten.
    Die Frauen hatten ein vorbereitetes Schwein mit verschiedenen Kräutern eingerieben und über dem Feuer gebraten, dazu gab es geröstete Nüsse, ein köstlicher Duft erfüllte das Lager.
    Alle saßen zusammen und genossen das reiche Mahl.
    Danach spielte der alte Nonoo eine einfache Melodie auf der kleinen Flöte, die er aus Vogelknochen gefertigt hatte, und alle summten ein bisschen mit.
    Am nächsten Tag brach Minoo früh auf, um die gefangenen Fische zu holen und Pinaa musste mit den Frauen Pilze sammeln. Danach nutzen sie das bisschen Zeit vor den Handwerkslektionen, um den Lauf zu verbessern. Minoo zeigte Pinaa, wie man sich im Lauf unter Ästen duckte oder sie beiseiteschob und wie man über Büsche sprang. Sie machten einen neuen Versuch und Pinaa war schon etwas schneller, Minoo schlug sie aber immer noch um Längen.
    Pinaa war frustriert. Sie hatte gewusst, dass sie kaum eine Chance haben würde, den Lauf für sich zu entscheiden, aber nicht damit gerechnet, so schlecht abzuschneiden. Minoo tröstete sie. „Mädchen sind nun mal schwächer.“ sagte er. „Außerdem ist Anatoo älter. Da kannst du eben nichts machen.“
    Aber aufgeben wollte Pinaa nicht. Am folgenden Tag wollten sie weiter üben. Und vielleicht auch noch einmal mit dem Bogen schießen.
    Der Himmel nach Sonnenuntergang war klar. Man konnte viele Lichter der Geister sehen. Für jeden Ahnen ein Licht. Pinaa saß hinter der Hütte, in der der Vater bereits schlief.
    Überhaupt schienen alle Hütten bereits vom Gott des Schlafs und der Visionen heimgesucht worden zu sein. Auch der alte Nonoo, der eigentlich als Wachposten am Eingang der Höhle saß, war bereits eingenickt und schnarchte leise. Pinaa betrachtete die Lichter, die Muster, die sie bildeten und fragte sich, wie ihr Licht aussehen würde, wenn sie eines Tages in die Welt der Ahnen übertrat. War sie dann immer ein Geist? Und würde sie oben am Himmel bei ihrem Licht sein oder weiter in der Welt hier unten, nur nicht zu sehen? Könnte sie dann auch mit Beschwörern sprechen und ihnen Visionen senden?
    Sie seufzte. Der Vater sagte immer, dass sie über zu viel nachdachte und zu viel fragte, anstatt sich mit den Dingen, die im hier und jetzt zu tun waren, zu beschäftigen. Vermutlich hatte er recht.
    Plötzlich schreckte sie etwas aus ihren Gedanken. Es war nichts zu sehen oder zu hören. Sie wusste aber, dass da etwas gewesen war. Oder noch immer da war.
    Sie stand langsam auf. Angestrengt blickte sie in die Nacht, doch der Feuerschein reichte nicht sehr weit und jenseits des

Weitere Kostenlose Bücher