Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
den Ort von Anatoos größtem Triumph.
Sie schluckte und wappnete sich für das, was jetzt kommen würde. Da waren sie. Minoo, Battoo und Renaa standen um Anatoo herum. Alle schauten auf einen großen schwarzen Vogel, der auf dem Boden vor ihnen herum hüpfte. Es war tatsächlich ein Rabe. Nicht ausgewachsen, aber ein Rabe. Und er flog nicht davon.
Anatoo schaute auf als die beiden Mädchen näher kamen. Er grinste Pinaa breit an. „Das war`s dann wohl. Ich habe gewonnen. Ich muss dir nicht mal mehr zeigen, wie schnell ein Jäger und zukünftiger Beschwörer läuft.“
Pinaa beachtete ihn nicht. Sie ging zu den anderen und begutachtete den Raben. Der Vogel hüpfte in Richtung Wald. Er breitete kurz die Flügel leicht aus, klappte sie aber sofort wieder zusammen. „Na, na, na, bleib hier.“ tadelte Anatoo und stupste den Raben in die Seite. Dieser hackte mit dem Schnabel in Richtung von Anatoos Hand, der diese aber schnell wegzog und den Raben dann erneut stupste. Der Vogel hüpfte jetzt fast panisch in die gewollte Richtung, öffnete zweimal kurz die Flügel und schloss sie direkt wieder.
Pinaa kam ein furchtbarer Verdacht. „Du hast ihm die Flügel gebrochen, du gemeiner ...“ rief sie. „Was? Nein.“ widersprach Anatoo, dessen Gesicht allerdings etwas anderes sagte. „Warum sollte ich das tun? Er folgt mir.“
„Dann dürfen wir uns das ja mal ansehen.“ sagte Minoo und griff nach dem Raben, der einen weiteren schwachen Flugversuch unternahm. „Lass ihn.“ Renaa versuchte, Minoo den Raben, der sich inzwischen in sein Schicksal ergeben hatte und nicht mehr versuchte, nach ihm zu hacken, wieder zu entreißen. „Anatoo würde so etwas nie tun.“
„Ach kommt.“ Anatoo winkte ab. „Dann laufen wir eben noch schnell durch den Wald. Gewinnen kannst du sowieso nicht mehr, Kleine. Ich wollte dir nur eine weitere Blamage ersparen.“
„Und dafür musstest du ihn verletzten?“ Pinaa deutete auf den Raben. „Ein Beschwörer tut Tieren nicht weh.“ Anatoo lachte. „Es ist nur ein dummer Vogel. Wir jagen und essen Tiere.“ Battoo, Renaa und er gingen davon. „Aber wir verletzen sie nicht zum Spaß.“ rief Pinaa ihnen hinterher. „Er versteht es nicht.“ Minoo strich dem Raben sanft über die Flügel. „Sie sind wirklich gebrochen. Beide.“ sagte er.
„Wir müssen ihn gesund pflegen.“ sagte Pinaa. Minoo sah sie zweifelnd an. „Ich weiß nicht. Wir wissen nicht, wie man das heilen kann. Vielleicht kann er nie wieder fliegen. Niemand wird akzeptieren, dass du ihn bei dir behältst.“ Sie überlegten und schließlich hatte Pinaa eine Idee. Sie brachten den Raben zu Kittoo, dem Beschwörer und Anatoos Vater, erzählten aber nicht, was wirklich passiert war. Sie behaupteten, den Raben mit gebrochenen Flügeln direkt hinter Kittoos Hütte gefunden zu haben, als ob er hier Hilfe gesucht hätte. Vielleicht wollte er der neue Begleiter des Beschwörers sein. Kittoo hörte sich die Geschichte geduldig an und auch wenn es nicht so aussah, als würde er ihnen glauben, versprach er, sich um den Raben zu kümmern und zu sehen, ob es ein Begleiter war. Erleichtert verließen Pinaa und Minoo seine Hütte.
„Er hat uns nicht geglaubt, oder?“ Pinaa sah Minoo an. „Nein, hat er nicht.“ antwortete dieser. „Aber vielleicht will er die Wahrheit lieber nicht wissen.“ Pinaa nickte. „Oder er kennt sie schon.“
„Komm, lass uns nochmal den Lauf üben.“ Minoo ging voraus. „Oder hast du noch eine andere Idee, wie du den Wettstreit noch gewinnen kannst?“ Pinaa seufzte. „Nein. Nein, habe ich nicht.“
Am nächsten Tag hatten alle ihre Arbeiten erledigt kurz bevor die Sonne den höchsten Stand erreicht hatte.
Anatoo und Pinaa saßen umringt von den anderen vor ihren Klumpen aus roter Erde. „Können wir anfangen?“ fragte Anatoo gelangweilt. „Ich habe noch wichtige Sachen zu tun.“
„Von mir aus gern.“ sagte Pinaa und Menoo stimmte zu. Anatoo nahm den Klumpen Erde, teilte ihn mehrmals und formte dann daraus eine große und drei kleine Kugeln, die er nach und nach wieder zusammenfügte.
Pinaa teilte auch mehrere kleine Teile ab und begann aus dem Rest den schlanken Körper eines Wolfes zu formen. Mit viel Konzentration und Hingabe zum Detail folgten Kopf, Schwanz und Beine. Mit einem kleinen Zweig modellierte sie das Fell, die Augen, Zähen und Pfoten aus.
Während sie noch mit der Schnauze beschäftigt war, bekundete Anatoo „So, ich bin fertig.“ Er hielt seine Figur hoch,
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