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Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
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ihrer Reise des Geistes.
    Wolfshüterin. Hatte er sie tatsächlich so genannt? Oder hatte sie ihn nicht richtig verstanden? Wolfshüterin, das klang so anerkennend. Das war sie von dem Sohn eines Beschwörers nicht gewohnt.
    Die Wölfin leckte ihre Hand und Pinaa fand ihre Ruhe und Stimme wieder. „Ja.“ Mehr brachte sie allerdings noch nicht heraus. „Mein Name ist Tisgar.“ Er beugte den Oberkörper leicht. „Ich bin Pinaa.“ Sie flüsterte ja. Was war nur los mit ihr? Sie straffte die Schultern und erwiderte sein Lächeln. „Pinaa, die Wolfshüterin.“
    Sie sahen sich an. Schweigen.
    Seine Augen faszinierten Pinaa. Niemand ihrer Sippe oder der ihr bekannten Sippen hatte solche Augen. Wie auch sie selbst hatten alle dunkle Augen. Tisgars Augen waren so hell, so strahlend. Sie meinte fast, sich in seinem Blick zu spiegeln wie in klarem Wasser.
    Ansonsten war er etwa so groß und vermutlich auch so alt wie Minoo. Er trug eine enge lange Hose aus behandelter Tierhaut und einen Gürtel aus weißem Fell, an dem ein Schneidewerkzeug und ein kleiner Beutel befestigt waren. Eine Jacke aus dunklem Fell, wahrscheinlich von einem Bären und Pinaas Ansicht nach viel zu warm für diese Zeit, rundete das Bild ab.
    Er hatte helle Haut, heller als ihre eigene, und auch die Farbe seiner langen Haare war viel heller als die Haarfarbe aller ihrer Sippe.
    Sein Gesicht wirkte sanft. Die Lippen bewegten sich. Pinaa stutzte. Die Lippen? Hatte er etwas zu ihr gesagt? "Ähm, äh ... entschuldige, was?" fragte sie verlegen. "Ich sagte, wir haben schon einmal eine Sippe getroffen, die einen Wolf als Begleiter hatte." wiederholte er.
    „Wirklich?“ fragte Pinaa. Sie war gleichsam fasziniert und enttäuscht. Fasziniert davon, dass auch andere Menschen einen Wolf in ihrer Mitte aufgenommen hatten und dass dieser Umstand – dargelegt von einem Beschwörer – vielleicht auch bei ihrer Sippe dazu führen könnte, die Wölfin endgültig als Begleiter zu akzeptieren. Und ein bisschen enttäuscht, weil sie damit nichts Besonderes mehr war. Sie wusste, dass ihre Beschwörung sicher nichts Einzigartiges war und auch die Wölfin dazu beigetragen hatte, aber ein bisschen stolz war sie schon gewesen. Und ihr Status in der Sippe hatte sich doch sehr gesteigert seitdem. Tisgar nickte. „Wir trafen sie auf einer unserer Wanderungen, und sie hatten einen weißen Wolf bei sich. Er beschützte und führte sie. Sie erzählten, dass sie ihn als Jungtier verletzt und halb verhungert gefunden hätten. Der Tochter des Beschwörers tat er leid, sie wollte ihm helfen und bettelte um sein Leben. Und ihr Vater gab schließlich nach. Sie nahmen ihn mit, fütterten ihn und pflegten ihn gesund. Und er blieb bei ihnen. Ausgewachsen und geheilt war er eine große Hilfe bei der Jagd. Er spürte die Beutetiere auf. Er warnte sie vor Gefahren, auch wenn der Unterschlupf, den sie aufsuchen wollten, bereits von einem Bären oder etwas anderem besetzt war."
    "Das kann sie auch." sagte Pinaa und streichelte die Wölfin, die aufgestanden war und sich streckte. Tisgar nickte. "Ja. Wie hast du sie bezähmt?" Pinaa zögerte. Sie wusste nicht, ob sie ihm von ihrer Beschwörung, ihrem Wunsch an den Gott erzählen sollte. Auch in seiner Sippe wurde die Beschwörung offenbar von Vater zu Sohn weitervererbt. Auch in seiner Sippe schienen Frauen zum Kinder hüten und Kleidung nähen berufen zu sein. Aber warum sollte sie nicht sagen, was nun einmal wahr war. Vielleicht weil Minoo bisher der einzige Mann war, der sie verstand. Aber auch wenn Tisgar ihr gefiel, seine Augen, sein Lächeln ... so konnte er doch kein Freund für sie sein, wenn er die Ansichten der anderen Männer hinsichtlich ihrer Wünsche teilte.
    "Ich habe einen Begleiter beschworen und sie kam zu mir." sagte sie schnell. Tisgar sagte nichts. Das hatte sie erwartet. Trotzdem war sie enttäuscht.
    "Ganz allein?" Es lag eher Erstaunen in seiner Stimme. Pinaa war dennoch nicht sicher, wie die Frage gemeint war. "Ja ..." antwortete sie. "... ich, also ... mein Freund Minoo war dabei um zu helfen. Ich habe die Reise des Geistes gemacht und einen Wolf gesehen ... also, eine Wölfin. Und dann habe ich sie an die Wand gemalt. Und ein paar Tage später ist sie nachts zum Lager gekommen. Zu mir." Er war offenbar beeindruckt. "Woher wusstest du, wie das geht?"
    "Ich ..." Sie hörte wie jemand ihren Namen rief. Ihr Vater suchte sie. Es war Zeit das Essen vorzubereiten.
    "Ich fühle den Kontakt zu den Geistern." flüsterte sie

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