Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Bärenfleisch und Pilzen zu sich. Vor allem die Tatzen des jungen Bären waren als Leckerbissen begehrt.
Schließlich setzten sich Kittoo, Anatoo, Tanoo, Minoo und die anderen Jäger sowie Sanaa, Ilanaa und Kittoos Frau mit Pinaa an eine der Feuerstellen, um sich ihre Geschichte anzuhören. Pinaa berichtete von Anfang an, über ihren ganzen Weg und dass sie zunächst keinen sicheren Unterschlupf hatte finden können, über Asha, wie sie sie aufgenommen und wie sie gelebt und gejagt hatten und auch über die Entführung durch Ashas alte Sippe. Sie ließ kein Detail aus und beantwortete alle Nachfragen. Während Tanoo mehr an genauen Auskünften zu Pinaas Wohlbefinden in dieser Zeit interessiert war, wollten die Jäger mehr zu ihrem weiteren Zusammenleben mit der Wölfin wissen. Kittoo wollte vor allem alles zu Ashas Herkunft, ihrer Hütte und ihren Jagdmethoden erfahren. Er sah sich die mitgebrachte Maske genau an und wollte sie bei der nächsten Jagd ausprobieren. Pinaa verschwieg lediglich, dass Asha einen der Männer, die sie entführt hatten, getötet hatte. Eine Frau, die einen Jäger tötet, das war nicht gut. Sie glaubte zwar nicht, dass sie Asha jemals wiedersehen würde, wollte sie aber trotzdem nicht völlig in Verruf bringen. Zudem hatte auch die Wölfin einen der Männer getötet, zwar in Notwehr, um Asha zu retten, trotzdem würde das die Angst vor der wilden Begleiterin nur weiter schüren. Sie ließ kurzerhand von Anfang an nur zwei Männer den Überfall durchführen und ihr Vorhaben letztendlich aufgeben, weil sie die Wölfin als magischen Beschützer Ashas angesehen hatten. Für die Männer der Sippe - und vermutlich auch für einen Großteil der Frauen - war es schlimm genug, dass Asha den Mann, mit dem sie verbunden worden war, einfach hintergangen und dann auch noch verlassen hatte. Eine Frau gehörte zu ihrem Mann und ihrer Sippe und es gab kaum Gründe, die solche Taten rechtfertigten. Zudem wollte sie sich nicht davon überzeugen, dass ihr Kind noch lebte, ließ dieses also auch im Stich, obwohl die Sippe sie wieder aufnehmen wollte. Das alles machte sie kaum beliebt in Pinaas Sippe und lediglich die Tatsache, dass sie Pinaa gut versorgt hatte, sprach noch für sie.
Als Pinaa geendet hatte, war es schon fast dunkel. Jeder der Zuhörer hatte andere Gedanken zu ihrer Geschichte.
Kittoo war zu Pinaas Erleichterung einverstanden, sie wieder in der Sippe willkommen zu heißen. Er erklärte, dass sie Stärke und Mut bewiesen hatte und dass ihr das Wohl der Sippe wertvoll war, denn schließlich hatte sie sich von der Wölfin getrennt und war zurück gekehrt, um zu helfen. Er erlaubte ihr sogar, sich weiter mit Heilkünsten zu beschäftigen, jedoch sollte sie die Finger von Tieren lassen und ihr Bestreben nach einer anderen Rolle in der Sippe vollständig aufgeben. Pinaa war ihm sehr dankbar für diese Worte. Sie beteuerte, dass ihr alles, was sie getan hatte, sehr leid tat und dass sie gemerkt hatte, dass die Gesundheit und das Glück der anderen wichtiger waren als ihr Streben nach Anerkennung. Sie schwor der Sippe jetzt zu dienen, wie diese es für richtig hielt. Dabei sah sie auch Minoo einige Male an in der Hoffnung, dass auch er spürte, dass sie es ernst meinte.
Minoo lächelte sie an. Er konnte kaum glauben, was Pinaa alles erlebt hatte. Er hatte gemerkt, dass sie an einem Punkt ihrer Geschichte nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte, wusste aber ansonsten, dass sie es ehrlich meinte. Sie hatte auf dieser Reise wohl einiges gelernt. Aber war sie noch dieselbe? Er wünschte sich, dass sie sich in den nächsten Tagen wieder näher kommen würden, so dass er es herausfinden konnte.
Anatoo war nur froh, dass die Wölfin verschwunden war. Er hoffte, dass Pinaa in diesem Punkt die Wahrheit sagte und das Sippenleben in normalen Bahnen weiterverlaufen konnte. Er plante, sich am See der Federn nach einer geeigneten Frau umzusehen in der festen Überzeugung, dass ihn sein Vater nach dem Wolfsdebakel nun selbst entscheiden lassen würde. Leider fehlte ihm immer noch Kraft auf dem Arm, in den das Vieh ihn gebissen hatte. Er hatte keine Schmerzen mehr und konnte ihn vollständig bewegen, aber das war es auch. Er konnte keinen Bogen spannen, keinen Speer über den Kopf heben, nicht einmal ein paar Holzscheite tragen. Anatoo trainierte den Arm jeden Tag. Und mit jedem Tag wuchs seine Angst, dass er nie wieder vollständig zu gebrauchen war. Er versuchte alles, um diese Schwäche vor den anderen zu
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