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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
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jedem Menschen in Beziehung stehen möchte. Er war nur der Erste, dem dies vollendet gelang - der Erste, der vollkommen darauf vertraute, dass ich in ihm lebe, der Erste, der an meine Liebe und Güte glaubte, ungeachtet des äußeren Anscheins und aller möglichen Folgen.«
    »Was ist also mit der Heilung der Blinden?«
    »Das tat er als abhängiger, begrenzter Mensch, der darauf vertraute, dass mein Leben und meine Macht in ihm und durch ihn wirkten. Jesus, als Mensch, verfügte nicht über heilende Kräfte.«
    Das brachte Macks religiöses System ins Wanken.
    »Nur weil er in seiner Beziehung zu mir ruhte und in unserer Kommunion - unserer Ko-Union - konnte er stets meinen Willen und meine Gefühle zum Ausdruck bringen. Wenn du also Jesus anschaust und es dir scheint, dass er fliegt, dann ... fliegt er wirklich. In Wahrheit aber siehst du mich - mein Leben in ihm. Denn so lebt und handelt er als wahrer Mensch, und so sollte jeder Mensch leben - aus meinem Leben.
    Ein Vogel ist nicht dadurch definiert, dass er am Boden verharrt, sondern durch seine Fähigkeit zu fliegen. Denke immer daran: Menschen sind nicht durch ihre Grenzen definiert, sondern durch die Absichten, die ich für sie habe; nicht durch das, was sie zu sein scheinen, sondern durch alles, was es bedeutet, nach meinem Ebenbild erschaffen zu sein.«
    Mack spürte, wie ihn die Informationen überbelasteten. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Er würde etwas Zeit brauchen, um das alles zu verdauen. »Bedeutet das, dass du begrenzt warst, als Jesus auf der Erde lebte? Ich meine, hast du dich selbst auf Jesus beschränkt?«
    »Keineswegs! Auch wenn ich in Jesus begrenzt war, war ich in mir selbst doch immer unbegrenzt.«
    »Diese ganze Dreifaltigkeitssache ist für mich schwer zu begreifen.« Papa lachte ein langes, tiefes Bauchlachen, das sehr ansteckend auf Mack wirkte. Sie setzte den kleinen Vogel behutsam dicht vor Mack auf dem Tisch ab, öffnete den Ofen und betrachtete prüfend den Auflauf. Zufrieden, dass alles in Ordnung war, zog sich Papa einen Stuhl heran. Der kleine Vogel schien erstaunlicherweise sehr zufrieden damit zu sein, hier bei ihnen zu sitzen. Angesichts der Absurdität des Ganzen musste Mack unwillkürlich lächeln.
    »Zunächst einmal ist es gut, dass du das Wunder meines Wesens nicht begreifen kannst. Wer will schon einen Gott anbeten, den er durch und durch versteht, hm? Da wäre das Mysterium doch wirklich nicht groß.«
    »Aber welchen Unterschied macht es, dass es drei von euch gibt, die doch als Gott alle eins sind. Habe ich das richtig ausgedrückt?«
    »Ziemlich richtig.« Sie grinste. »Es macht einen gewaltigen Unterschied!« Dieses Gespräch schien ihr großen Spaß zu machen. »Wir sind nicht drei Götter, und wir sprechen auch nicht über einen Gott mit drei unterschiedlichen Aspekten, wie etwa ein Mann, der Ehemann, Vater und Arbeitnehmer ist. Ich bin ein Gott, und ich bin drei Personen, und jede der drei ist vollkommen dieser eine Gott.«
    Das »Häh?«, das Mack zu unterdrücken versucht hatte, platzte nun in aller Pracht aus ihm heraus.
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf«, fuhr sie fort. »Wichtig ist Folgendes: Wenn ich einfach der Eine Gott wäre und nur Eine Person, dann fändest du dich in dieser Schöpfung wieder, ohne etwas zu haben, das für dich bewundernswert, ja noch nicht einmal wesenhaft wäre. Und ich wäre vollkommen anders, als ich bin.«
    »Und wir wären ohne ... « Mack wusste nicht einmal, wie er die Frage zu Ende formulieren sollte.
    »Liebe und Beziehung. Liebe und Beziehung sind für euch nur möglich, weil sie in mir bereits existieren, in meinem Göttlichsein. Liebe ist nicht die Begrenzung; Liebe ist das Fliegen. Ich bin Liebe.«
    Wie zur Antwort klingelte die Eieruhr, und der kleine Vogel flog zum Fenster hinaus. Den Häher fliegen zu sehen war eine noch größere Freude, als ihn zuvor auf dem Tisch sitzen zu sehen. Mack wandte sich wieder Papa zu und schaute sie voller Verwunderung an. Sie war so schön und erstaunlich, und obwohl er sich etwas verloren fühlte und die Große Traurigkeit noch nicht von ihm gewichen war, fühlte er doch, dass Papas Gegenwart ihm ein Gefühl der Sicherheit vermittelte.
    »Du verstehst nicht«, fuhr sie fort, »dass ich nur deshalb überhaupt zur Liebe fähig bin, weil es für mich ein Objekt der Liebe gibt - oder genauer gesagt, eine Person. Ohne eine Beziehung innerhalb von mir wäre das unmöglich. Ihr hättet dann einen Gott, der nicht

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