Die Huette
lieben könnte. Oder, was vielleicht noch schlimmer wäre, ihr hättet einen Gott, für den Liebe eine Begrenzung seines Seins wäre. Ein solcher Gott könnte lieblos handeln, und das wäre eine Katastrophe. Und so bin ich ganz sicher nicht.«
Mit diesen Worten stand Papa auf, ging zur Ofentür, nahm den Auflauf heraus, stellte ihn auf die Anrichte und drehte sich um, als wollte sie sich Mack präsentieren. »Der Gott, der existiert - der ich bin, der ich bin -, kann nicht ohne Liebe handeln!«
Mack hatte große Mühe, das zu begreifen, was er da hörte. Aber er spürte doch, dass es etwas ganz Erstaunliches und Unglaubliches war. Es war, als würden Papas Worte ihn einhüllen, ihn umarmen und zu ihm in einer Weise sprechen, die weit über das hinausging, was er mit seinen Ohren hörte. Nicht dass er wirklich irgendetwas davon glaubte. Wäre es doch nur wahr! Doch seine Erfahrungen sagten ihm etwas anderes.
»An diesem Wochenende geht es um Beziehung und Liebe. Ich weiß, dass es eine Menge gibt, worüber du mit mir reden willst. Aber jetzt solltest du gehen und dir die Hände waschen. Die beiden anderen kommen gleich zum Abendessen.« Sie ging weg, blieb aber kurz stehen und drehte sich zu ihm um.
»Mackenzie, ich weiß, dass du große seelische Schmerzen erleidest, wütend und verwirrt bist. Wir beide, du und ich, werden einiges davon auflösen, während du hier bist. Aber du sollst wissen, dass mehr im Gange ist, als du dir vorstellen oder begreifen könntest, selbst wenn ich dir davon erzählen würde. Baue auf das Vertrauen, das du in mich hast, wie klein es auch sein mag, okay?«
Mack hatte den Kopf gesenkt und schaute zu Boden. »Sie weiß es«, dachte er. Klein? Sein Vertrauen war praktisch nicht vorhanden. Er nickte, schaute auf und bemerkte erneut die Narben an ihren Handgelenken.
»Papa?«, sagte Mack schließlich, auf eine Art, die sich sehr seltsam anfühlte, aber immerhin versuchte er es.
»Ja, mein Schatz?«
Mack suchte nach den richtigen Worten, um ihr zu sagen, was er auf dem Herzen hatte. »Es tut mir so leid, dass Jesus sterben musste.«
Sie ging um den Tisch herum und drückte Mack erneut an sich. »Ich weiß, und ich danke dir dafür. Aber du solltest wissen, dass es uns überhaupt nicht leid tut. Die Sache war es wert. Habe ich recht, Sohn?«
Sie drehte sich zu Jesus um, der soeben die Blockhütte betreten hatte. »Absolut!« Er schwieg einen Moment und schaute Mack an. »Und ich hätte es sogar getan, wenn es nur für dich geschehen wäre, aber so war es nicht!«, sagte er mit einem einladenden Grinsen.
Mack entschuldigte sich, suchte und fand das Badezimmer, wo er sich Hände und Gesicht wusch und versuchte, die Fassung zurückzugewinnen.
7 - Gott am Ufer
Beten wir darum, dass die menschliche Rasse niemals der
Erde entkommt, um ihre Frevelhaftigkeit anderswo ZU verbreiten.
C.S. Lewis
Mack stand im Badezimmer und schaute in den Spiegel, während er sich das Gesicht abtrocknete. Er suchte in den Augen, die ihm entgegenstarrten, nach Anzeichen von Wahnsinn. Konnte es real sein? Natürlich nicht, das war völlig unmöglich. Aber dann ... er streckte die Hand aus und berührte langsam den Spiegel.
Vielleicht handelte es sich um eine Halluzination, ausgelöst durch seinen Schmerz, seine Verzweiflung. Vielleicht war es ein Traum, und er lag irgendwo schlafend, vielleicht in der Hütte, und war dabei zu erfrieren? Vielleicht ... plötzlich riss ihn ein fürchterliches Scheppem aus seinen Gedanken. Es kam aus der Küche, und Mack erstarrte. Für einen Moment herrschte Totenstille, und dann, zu seiner Überraschung, ertönte schallendes Gelächter. Neugierig verließ er das Badezimmer und spähte aus der Diele in die Küche.
Mack war von dem Anblick schockiert, der sich ihm bot. Offenbar hatte Jesus eine große Schüssel mit Teig oder Soße fallen lassen, und der Inhalt hatte sich in alle Richtungen verteilt. Die Schüssel war anscheinend dicht bei Papa gelandet, denn der untere Teil ihres Rocks und ihre nackten Füße waren mit der klebrigen Masse bedeckt. Alle drei lachten heftig. Sarayu sagte, dass Menschen nun einmal ungeschickt seien, worauf alle drei in noch lauteres Gelächter ausbrachen.
Schließlich zwängte sich Jesus an Mack vorbei und kehrte mit einer großen Wasserschüssel und Putztüchern zurück. Sarayu hatte bereits damit begonnen, die Pampe von Fußboden und Schränken zu entfernen, aber Jesus ging zu Papa, kniete vor ihr nieder und fing an, ihren Rock abzuwischen.
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