Die Hundegrundschule
vertrauen kann, dass sie frei auf Zuruf kommen. Trotzdem werden Sie ein gutes Stück Weg in Richtung Ihres Traumhundes zurücklegen, wenn Sie sich besonders auf die »Schlüsselübungen« konzentrieren.
Schritt für Schritt
Der einzige Trick dazu, wie Sie eine neue Übung erfolgreich schaffen, ist der: Sie müssen wissen, wie wichtig es ist, den Schwierigkeitsgrad nach und nach zu erhöhen. Das heißt, dass Sie weder zu viel noch zu wenig von Ihrem Hund verlangen dürfen. Hier ein Beispiel dafür, wie Sie das im Zusammenhang mit der Übung »Lass es« tun können. In der letzten Woche haben Sie von Ihrem Hund »Lass es« verlangt, wenn Sie ein zweitklassiges Leckerchen schräg hinter sich auf den Boden legten. In dieser Woche werden Sie in der gleichen Übung einen größeren Schritt zur Seite machen, sodass der Weg zum Leckerchen für Ihren Hund deutlicher frei wird.
Nehmen wir einmal an, dass Ihr Hund sich in dieser Übung wunderbar schlägt. Ab der sechsten Woche sind Sie so weit, dass Sie »Lass es« und das Futter schräg hinter sich auf den Boden fallen lassen können, ohne dass Ihr Hund daran geht. Aber fragen Sie sich selbst, ob das wohl auch funktionieren würde, wenn Sie draußen mit Ihrem Hund spazieren gehen, er fünf Meter vor Ihnen herläuft und plötzlicheinen halb aufgegessenen Schokoriegel am Straßenrand findet? Was wird jetzt Ihrer Meinung nach passieren, wenn Sie »Lass es« sagen? Ihr Hund könnte stehen bleiben und warten, während Sie den Schokoriegel aufheben und in den Mülleimer werfen. Klar, und Schweine können fliegen. Vielleicht haben Sie Glückspilz wirklich einen solchen Hund, aber in dem Fall brauchen Sie vermutlich dieses Buch nicht. Die große Mehrheit der Hunde, vermutlich 995 von 1000, werden das Kommando »Lass es« aus einer sorgfältig kontrollierten Übungssituation nicht mit Ihrem »Lass es« gleichsetzen, wenn sie auf einem Spaziergang draußen plötzlich auf einen unerwarteten Schatz treffen.
Was ist der Unterschied zwischen den beiden geschilderten Szenarien? Überlegen Sie als Erstes, wie weit entfernt das Futter in Ihren Übungsstunden ist und wie weit im Draußen-Beispiel von eben. Sie müssen die Entfernung zwischen sich und dem Futter ganz allmählich steigern und nicht ohne jeden Zwischenschritt von einem halben Meter auf zehn Meter weiterspringen. Außerdem liegt das Futter in Ihren Trainingsstunden immer hinter Ihnen und nun draußen auf dem Spaziergang vor Ihnen. Für Ihren Hund ist das ein enorm wichtiger Unterschied. Außerdem haben Sie an »Lass es« als Teil Ihrer Übungsstunde gearbeitet. Für diese Phase des Trainings ist das auch in Ordnung – Sie schaffen die richtigen Voraussetzungen, um eine gute Grundlage bauen und mit einem Erfolgserlebnis abschließen zu können. Es gibt keine größeren Ablenkungen, Sie haben die volle Aufmerksamkeit Ihres Hundes und der Hund wird so auf Erfolgskurs gebracht, dass Sie ihn auf jeden Fall für richtiges Verhalten bestärken können. Damit es aber auch im richtigen Leben funktioniert, müssen Sie den Schwierigkeitsgrad allmählich steigern, indem Sie 1) die Entfernung zwischen sich und dem Futter vergrößern; 2) Ihre Position zum Futter verändern, sodass es erst schräg hinter Ihnen, dann neben Ihnen und schließlich vor Ihnen und dem Hund liegt; 3) in verschiedenen Situationen üben, darunter auch auf angeleinten Spaziergängen, wenn Ihr Hund nicht damit rechnet und 4) den Gegenstand wechseln, den Sie fallen lassen, damit der Hund »Lass es« auf alle möglichen Dinge verallgemeinert und nicht nur auf eine Sorte Leckerchen.
Erwarten Sie von Ihrem Hund nicht, dass er diese Übung nach ein paar Wochen oder auch Monaten perfekt beherrscht. Vernünftiger ist, von etwa einem Jahr auszugehen, bis Ihr Hund wirklich so gut wie alles ignoriert, wenn Sie es ihm sagen. (Nicht verzagen, es wird auch schon früher die meiste Zeit funktionieren. Aber eben nicht immer.) Wenn Ihnen ein Jahr sehr lang vorkommt, dann überlegen Sie einmal, was Sie von Ihrem Hund verlangen: Ignoriere bitte etwas absolut Wunderbares, das sich direkt vor deiner Nase befindet! Weil ich es sage! Wie viele Menschen würden dieser Aufforderung nackommen?
Übung macht wirklich den Meister (Jedenfalls fast!)
Oft fragen die Schüler in unseren Kursen: »Lernen wir diese Woche irgend etwas Neues? Wenn nicht, würde ich die Stunden gerne ausfallen lassen, weil ich diese Woche so viel zu tun habe.« Eine verständliche Frage, wenn man sieht, wie
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