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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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erlebt. Von ihnen ist keine Bewunderung zu erwarten.
    Und keine Liebe.
    Sie schaltet das Tonband aus.
    Wenn ich so bin wie diese Frau und Odin mich sieht …, überlegt Nono, während sie die steinernen Sitzreihen hinaufsteigt. Und gleich darauf denkt sie: Scheiße, Scheiße, Scheiße, denn von Odin zu träumen steht auf der Verbotsliste. Ganz oben. Nur Rachefantasien sind erlaubt. Aber die nehmen manchmal merkwürdige Formen an.
    Auf den Zuschauerrängen ist niemand. Nono seufzt erleichtert auf. Dann nimmt sie einen Geruch war, der ihr irgendwie bekannt und anheimelnd vorkommt, und sie wird wieder nervös: Gerade eben muss jemand hier gewesen sein, das Parfüm liegt noch deutlich wahrnehmbar in der Luft.
    Irgendwer war hier und ist lachend weggegangen. Warum sehen die Sterbenden meine Erfolge und die Lebenden meine Misserfolge, zum Teufel!?
    Nono läuft zurück auf die Bühne, zieht ihr Vinylkleid an und hebt mit eleganter Handbewegung ihr Samuraischwert auf.
    Aber irgendetwas an dem Geruch verwirrt ihre soldatisch geordneten Gedanken.

    Aphrodite kommt in völliger Dunkelheit zu sich. Ihr Körper fühlt sich ramponiert an. Sie renkt sich ihre Knochen wieder ein, legt die Finger an ihren Oberschenkel und spürt, wie sich die klaffende Wunde schließt. »Iih«, wispert sie.
    Irgendwo knackt etwas. Aphrodite erstarrt und lauscht. Es folgt kein zweites Knacken. Sie atmet auf.
    Die Erde um sie herum ist felsig und ein wenig feucht. Es stinkt. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sieht sie vor sich einen grünen Punkt. Aphrodite kriecht darauf zu. Der grüne Punkt gehört zu einer kleinen Videokamera. Sie stellt die Kamera auf Nachtaufnahme ein und betrachtet ihre Umgebung durch den Sucher. Wie komme ich hier weg?!
    Aus den Augenwinkeln sieht sie etwas Helles und Krummes. »Scheiße!« Aphrodite erschrickt. Das hier ist irgendein schrecklicher Ort. Schrecklicher als der Tod. Sogar schrecklicher als Finnland. Sogar dunkler als Finnland.
    Sie hebt die Kamera möglichst lautlos vor das Gesicht. Das Bild zeigt eine missgestaltete menschenähnliche, nackte, glatzköpfige Gestalt, deren Augen zugeschwollen sind. Sie steht auf allen vieren wie ein Tier, zehn Meter von ihr entfernt.
    Der Schrei will heraus, bleibt ihr aber in der Kehle stecken: Sie ist so entsetzt, dass sie nicht einmal atmen kann.
    Wenn ich, wenn ich, wenn ich … was, zum Teufel … Aphrodite muss atmen, sonst wird sie ohnmächtig. Sie legt die Hand vor den Mund, atmet in die Handfläche. Das blasse Wesen bleibt stehen, legt lauschend den Kopf schräg.
    Etwas Nasses fällt Aphrodite auf die Schulter. Da schreit sie los und schreit und schreit!
    Aphrodite wirft die Kamera weg, sie will das nicht sehen. Das Tier oder der Mensch, oder was immer es ist, wirft sich auf sie, versucht sie in den Hals zu beißen. Sein Atem stinkt entsetzlich, und seine Haut ist schleimig und kalt. Aphrodite gräbt die Fingernägel in sein Gesicht.
    Als sie wieder schreit, füllt sich ihr Mund mit einer dicken, klebrigen Schmiere. Der Mann, Aphrodite erkennt jetzt, dass es ein Mann ist oder vielmehr war, fällt mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Oder genaugenommen, mit seinem ganzen Gewicht minus Kopf, denn jemand ist hinter ihn getreten und hat ihm den Kopf abgeschlagen.
    Der Kopf liegt leblos neben ihrem Gesicht. Sie stößt den glitschigen Körper von sich.
    Vor ihr steht eine Frau in einem roten Vinylkleid. Sie trägt eine Stirn lampe, genauer gesagt eine Kristallkrone, und hält ein Samuraischwert in der Hand, von dem Blut tropft.
    Aphrodite holt tief Luft und fragt: »Wer bist du?«
    Da stürmen von allen Seiten weitere bleiche Monster heran. Oder sollte man sie Menschen nennen? Jedenfalls sind sie widerwärtig und entsetzlich.
    Fräulein Nono schlachtet jeden der herbeikriechenden schleimigen Gnome mit einem gezielten Schwertstreich ab. Die Kristalle an ihrer Stirn klirren leise.
    Als das Blutbad beendet ist, fasst Nono Aphrodite am Arm. Aphrodite erschrickt, obwohl die Hand der jungen Frau warm ist.
    »Ich muss dich etwas fragen«, sagt Nono und zieht Aphrodite mit sich.
    Doch in den Stunden, Tagen oder Wochen, die sie daraufhin im Labyrinth verbringen, beginnt Fräulein Nono kein Gespräch. Sie konzentriert sich darauf zu töten. Nono tötet alles, was ihnen über den Weg läuft, wie der Held eines Videospiels.
    Schließlich bricht Aphrodite das Schweigen.
    APHRODITE: Warum hast du mich gerettet?
    Im selben Moment taucht ein Dutzend bläulich-weiße Monster

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