Die Hure: Roman (German Edition)
auf einen Gegner, der einfach zu groß ist, in physischer Hinsicht.
Aphrodites Herz rast. Soll ich einfach verschwinden?, überlegt sie. Sie betrachtet das schimmernde Schwert und denkt an die sexy Uma Thurman und die superheiße Lucy Liu. Aber ich bin die Göttin des Sex, nicht der Gewalt.
Das Stöhnen des Sicherheitsmannes reißt sie aus ihren Gedanken. Nonos Mund ist blutverschmiert. Dem Mann fehlt ein Stück Wange. Sein Kollege drückt dem Mädchen eine elektrische Keule an den Hals. Nono zuckt, fällt aber nicht. Der Mann mit dem Loch in der Backe packt sie an den Haaren und knallt ihr Gesicht auf die Bartheke.
»Scheiße«, flüstert Aphrodite. So was kann zu einem Nasenbruch führen! Sie ergreift das Schwert und zieht es mühsam zu sich heran, es ist unverschämt schwer. Sie kann kaum das Gleichgewicht halten, schwankend steht sie mit der Waffe an der Tür. Könnte man die Dinger nicht aus leichterem Material herstellen?
Die Sicherheitsmänner achten nicht auf Aphrodite. Ihnen ist gerade eingefallen, was sie mit der kleinen Schlampe im Gummianzug anstellen könnten. Aphrodite zögert immer noch: Ihr fehlt die Aggressivität, die man für solche Aktionen braucht. Doch dann sieht sie, dass die Aufpasser ihre Hosenschlitze öffnen. Sie wollen Sex als Gewaltmittel einsetzen. Das werdet ihr nicht tun, denkt sie. Ungeheurer Hass überkommt sie, der wie ein weißes Feuer brennt, er wärmt ihre Glieder und verleiht ihr gewaltige Kräfte.
Das Schwert über die Schulter gelegt, springt Aphrodite in den Lichtkegel. Sie läuft kreischend auf Adam zu, der in seiner Verblüffung nicht einmal auf die Idee kommt, sich Penelope, die gerade Kaffee serviert, als menschlichen Schutzschild zu krallen. Aphrodite schwingt das Schwert und schafft es, Adam in Längsrichtung zu halbieren. Dann schlägt sie noch einmal zu und zerteilt den Mann horizontal.
Adams vier Teile geraten durch den überraschenden Angriff außer Rand und Band. Jeder rennt in eine andere Richtung davon: die rechte obere Seite nach Süden, die linke obere Seite nach Norden, die rechte untere Seite nach Osten und die linke nach Westen. Und sie laufen und laufen, bis sie einander schließlich begegnen. Doch darüber vergeht viel Zeit, und wir brauchen uns deshalb noch nicht zu grämen. Es kann ja sein, dass Adam dank alldem an Menschlichkeit gewinnt und seinen Kampf gegen die Frauen einstellt. Das ist allerdings unwahrscheinlich, denn menschliche Individuen entwickeln sich kaum.
Die Sicherheitsmänner unterbrechen ihre Tätigkeit. Die von Blut geschwärzte Aphrodite sieht sie mit tierischer Miene an. »Das ist meine Tochter«, knurrt sie.
»Entschuldigung«, entgegnet der eine Türsteher furchtsam.
»Was hattest du mit meiner Tochter vor?«
Der Mann schnappt ein paarmal nach Luft, bevor er antwortet, das wisse er nicht so genau. Vielleicht habe er daran gedacht, sie zu vergewaltigen. So sei der Krieg nun mal.
»Wenn der Krieg so ist, schaffe ich ihn ab«, erklärt Aphrodite bestimmt.
Der andere Mann, dessen Zähne man durch das Loch in der Backe sehen kann, lacht auf. »Verpiss dich, alte Fotze«, sagt er.
Aphrodite bohrt ihm das Schwert durch den Hals. »Wieso lernen die einfach nicht, wie man mit einer bewaffneten Frau spricht?«, schnaubt sie.
Der andere Mann ist jetzt ganz still. Aphrodite setzt ihm das Schwert auf die Brust.
»Ich tu so was nie wieder«, stammelt der Mann. »Es war eine Ausnahmesituation.«
APHRODITE : Das ist keine Entschuldigung.
Sie hebt das Schwert und spaltet den Oberkörper des Mannes. »Autsch!«, schreit sie und presst eine Hand auf ihr Ohr. Blut läuft ihr über die Finger.
»Mutter!«, ruft Nono. »Alles in Ordnung?«
»Natürlich, es ist bloß ein Kratzer.«
Nono hebt Aphrodites Ohr vom Fußboden auf. »Du hast etwas verloren …« Aphrodite starrt auf das Stück Fleisch und fällt in Ohnmacht.
Nono steht am Bett ihrer Mutter. Aphrodite schlägt die Augen auf.
NONO: Vielleicht wächst es nach.
APHRODITE: Ich bin doch keine Eidechse.
NONO: Nee, klar. Aber jetzt … Jetzt bist du unvollkommen. So wie ich.
Aphrodite ist so konsterniert, dass sie aufsteht.
APHRODITE: Sag so etwas nie wieder. Ich bin eine Göttin, und ich habe dich perfekt gemacht, Baby. Ich mache keine Fehler.
NONO: Aber ich bin nicht gut genug.
Aphrodite legt die Hände um das Gesicht ihrer Tochter und erklärt, Nono sei die Beste und sie sei schön, so wie sie ist. »Du brauchst nichts anderes zu werden als die, die du schon
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