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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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glatt und gepflegt, ihr Körper wirkt durchtrainiert und ist schlank. Sie trägt ein Designerkleid.
    Penelope schnappt sich eine Limonadeflasche, geht zu Aphrodite und erklärt ihr, sie sei jetzt die Besitzerin der Ewigen Disco. Geübt öffnet sie die Flasche und reicht sie Aphrodite, die sich nicht die Mühe macht nachzusehen, ob das Getränk light oder nicht-light oder geradezu heavy ist.
    APHRODITE: Wie geht es dir? Was ist passiert?
    Penelope lächelt.
    PENELOPE: Willst du es hören?
    Aphrodite nickt.
    Penelopes Scheidungsgeschichte
    Odysseus war zehn oder zwanzig Jahre weg gewesen. Dann kam er eines Tages nach Hause. Stiefelte einfach rein und rief: »Honey, I’m home!«
    In Gedanken hatte ich den Moment bestimmt hunderttausendmal durchlebt. Manchmal fiel ich ihm um den Hals und wir vögelten, manchmal zerkratzte ich ihm das Gesicht und wir vögelten erst dann. Aber als es jetzt wirklich passierte, saß ich einfach da und horchte auf seine Schritte im Haus. Ich trank einen Schluck Rosé, weil es erst Vormittag war, und holte meine Handarbeit unter dem Bett hervor. So habe ich dann gewartet, dass er mich findet. Schließlich kam er in mein Zimmer und sah aus, als ob er erwartet, dass ich mich ihm an den Hals werfe, ohne ein Wort über sein kleines Meeresabenteuer zu verlieren.
    Na, das habe ich nicht gemacht.
    Er hat mich gefragt, ob ich ihm treu geblieben sei. Vor dem Haus trieben sich nämlich alle möglichen Burschen herum, wer weiß, aus welchen Arschlöchern die gekrochen waren. Ich habe ihn bloß angeguckt, das weiß ich noch, weil ich so früh am Tag noch nicht total besoffen war, und gesagt, es will mir nicht in den Kopf, wieso du denkst, ich könnte dir nicht untreu sein, aber so unglaublich es klingt, ich bin dir treu gewesen.
    Der Kerl war übrigens immer noch high, keine Ahnung, wovon. Erst hat er blöd geguckt, aber dann kam er ans Bett und fing an zu grapschen. Ich hab gesagt, Scheiße, du verdammtes Arschloch, eines Tages tut’s dir mal so weh wie mir. Er darauf, lass das doch. Und ich hab gesagt, ich verlasse dich. Unsere Ehe ist vorbei.
    Er fing an zu schreien, das kannst du nicht machen, du dreckige Hure, ich komme von einer langen Reise, und meine Alte meckert bloß und ist negativ, und wenn du das nicht sofort zurücknimmst, bringe ich dich um.
    Na, ich bin mir nicht ganz sicher, was dann passiert ist, aber irgendwann lag er vor dem Bett, eine Stricknadel im Herz, und hat nicht mehr geatmet.
    Und ich habe gedacht, gut.
    Die Polizei ist natürlich gekommen, und dann gab’s einen Prozess. Ich hatte einen guten Anwalt, der wirklich viel über die neuesten Gesetzesänderungen wusste. Der hat auf Selbstverteidigung plädiert. Das geht in diesen Fällen ja meistens nicht durch, aber dann haben sie die neueste Auflage des Gesetzbuchs studiert und festgestellt, dass man mir kein Verbrechen vorwerfen kann. Sie konnten mir bloß für zehn Jahre verbieten, Nähzeug zu benutzen, und alle Stricknadeln und alles Garn in meiner Wohnung beschlagnahmen.
    APHRODITE: Echt gut!
    PENELOPE: Vom Erbe habe ich die Disco gekauft. Obwohl ich mich vielleicht auch zu Hause wieder wohlgefühlt hätte, nachdem die ganzen Gammler vertrieben wurden. Die Polizei hat gesagt, die hätten kein Recht gehabt, auf meinem Grundstück zu lagern.
    APHRODITE: Fantastisch, ich freu mich so für dich. Gut, dass du den Eierkopf los bist. Und vom Alk bist du auch runter?
    PENELOPE: Ja, ich hab mit dem Saufen aufgehört und mit Pilates angefangen.
    Ein kichernder Junge platzt herein, gefolgt von einem Gleichaltrigen. Beide tragen unglaublich kleine Lendenschurze und Riemensandalen im Gladiatorenstil.
    APHRODITE: Ist das …
    PENELOPE: Tele, ja.
    APHRODITE: Er sieht so anders aus.
    TELEMACHOS: Mutter, kannst du zwei Cosmo mixen? Bitte!
    Er sieht Aphrodite an.
    TELEMACHOS: Bist du das Original?
    APHRODITE: Äh … wieso?
    TELEMACHOS: Ich habe mal eine Drag-Queen gesehen, die als du verkleidet war. Also, falls du das Original bist.
    PENELOPE: Ja, Tele, sie ist das Original.
    Telemachos trinkt einen Schluck Cosmopolitan.
    TELEMACHOS: Jetzt, wo Papa von uns gegangen ist, kann ich so schwul sein, wie ich will.
    APHRODITE: Du vermisst ihn offenbar auch nicht?
    TELEMACHOS: Der war ja nie richtig zu Hause. Außerdem hat er Argo umgebracht.
    APHRODITE: Argo!? O nein, das war der liebste Hund der Welt.
    PENELOPE: Na ja, er war doch schon alt. Vielleicht mehrere Tausend Jahre. Niemand hat gesehen, was passiert ist, aber er wurde an dem Abend tot im

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