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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Ein knuspriger Wildschweinbraten lag auf einer riesigen Platte. Von ihm ging der Geruch nach Fenchel aus. Garnelen, Krabben und Austern wurden in einer sämigen Soße serviert, umgeben von Granatapfelmus und Selleriesalat, gespickt mit Nelken und mit Muskatnuss bestreut. Angelina begann zu kichern. Hatte ihr ihre Amme nicht einmal erzählt, diese Speisen und Gewürze würden die Menschen zur Liebe bereit machen? So hielten sich auch diejenigen, die |403| mit dem Essen fertig waren, an den Händen, schauten sich gegenseitig in die Augen, küssten und betasteten sich. Manche verschwanden hinter Bäumen oder Büschen; von dort hörte Angelina keuchende Laute und hohe Schreie. Es erregte sie.
    Ein Teufel mit einem Höcker auf der Stirn bat sie mit einer Handbewegung neben sich. Ein Geruch nach Feuer und Schwefel ging von ihm aus. Angelina aß von allen Speisen, ließ sich dann von dem Teufel hinter einen Busch führen und entkleiden. In diesem Augenblick ertönte ein Hornsignal. Alle Anwesenden liefen auf der Stelle zusammen, als hätten die Posaunen von Jericho geblasen. Auf der höchsten Stelle des Berges stand ein Wesen, wie es Angelina noch nie gesehen hatte. Es war ein Mann mit Hörnern, wie bei einem Widder gebogen. Aus seinem Rücken wuchsen Flügel, die aus blauem Seidentuch gemacht schienen. Um die Lenden hatte er ein Wolfsfell geschlungen, das seine Blöße kaum bedeckte.
    »Wer ist das?«, fragte Angelina einen ihr nahe stehenden Mann.
    »Er ist der Oberste, und wir müssen ihm huldigen«, war die Antwort des Mannes. Alle stellten sich in einer Reihe auf. Jeder, der dem Obersten am nächsten kam, küsste sein entblößtes Hinterteil. Jetzt war Angelina an der Reihe. Sie roch den glühenden Atem des Wesens. Als es sich herumdrehte, sah sie ein Stück Fleisch ohne Haut.
    »Nein!«, schrie sie in hellem Entsetzen. Mit einem wütenden Ausdruck wandte sich der Oberste um.
    »Nein«, rief Angelina noch einmal und wandte sich zum Gehen. Die anderen blickten sie drohend an, kamen näher. Sie lief, wollte sich in die Lüfte erheben, wie vorher. Doch sie klebte am Boden fest. Endlich gelang es ihr, die Füße von der Erde zu lösen und in die Nachtluft hinaufzuschweben. Geschafft! Sie würde den ganzen Weg zurückfliegen und zu Francesco gehen. Doch ihr Flug wurde immer langsamer, ihr Körper kehrte nach unten zurück. Unten warteten die Teufel und Hexen auf sie. Mit einem Schrei schlug sie auf dem Boden auf.
    Angelina blinzelte verwirrt ins Licht. Sie befand sich in dem Keller, die Öllampe brannte ruhig in der Ecke. Sie hatte Kopfschmerzen. |404| Nach einer Weile fiel sie in einen tiefen, unruhigen Schlaf. Jäh wurde sie daraus hervorgerissen, als die Tür in ihren Angeln quietschte. Domenian stellte sich zwischen Angelina und das Licht, so dass er wirkte wie ein riesiger Schatten.
    »Wann hast du den Teufel zum ersten Mal gesehen?«, sagte er drohend. »Ich frage dich zum letzten Mal.«
    »Gerade eben … im Traum.«
    »Das war kein Traum, Angelina. In welcher Gestalt hat er sich gezeigt?«
    Angelina überlegte fieberhaft. Wenn sie den Teufel beschrieb, würde ihr Schicksal als Hexe für ihn besiegelt sein. Leugnete sie aber …
    »Er hatte Hörner und Flügel und …«
    »Wann hat er dich zu seiner Buhlin gemacht? Und wie?«
    »Ich bin vorher aufgewacht«, murmelte sie.
    »Wie sah sein Glied aus?«
    »Etwas Derartiges habe ich nicht gesehen.«
    »Hat er gestunken, als er zu dir kam? Nach was hat er gerochen?«
    »Nach Bier … und Schwefel.«
    »Hast du seinen nackten Hintern geküsst?«, fragte Domenian drängend.
    »Nein. Und ich würde mich auch weigern, es zu tun!«
    »Wie oft bist du nachts ausgefahren?«, kam seine Stimme lauernd herüber.
    »Es war das erste Mal«, log Angelina.
    »Mit welcher Salbe hast du dich fliegend gemacht?«
    »Ich habe keine Salbe verwendet. Aber ich glaube, Ihr habt mir etwas in den Wein geschüttet!«
    »Du bist von Kindheit an verderbt und verloren gewesen, Angelina. Deine Mutter war eine Hure, und auch du bist eine Hure! Um deine Seele zu retten, werde ich dir den Teufel noch austreiben. Immerhin hast du gestanden, zum Hexensabbat geflogen zu sein. Ich werde dich jetzt eine Weile dir selber überlassen, damit du in dich gehen und deine Sünden bereuen kannst.«
    |405| Domenian stellte ihr einen neuen Laib Brot, ein Stück Schinken und eine Kanne Bier hin. Die Reste der anderen Mahlzeit verstaute er in seinem Beutel. Er goss Öl in das Lämpchen. Der Schatten bewegte sich zur Tür

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