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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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»Ich habe einige Male einem Priester im Dom gebeichtet. Das wart Ihr, nicht wahr?«
    »Ich habe mich an deiner Beichte geweidet, Angelina. Und ich sah, dass du weiter in Sünde lebtest, diesmal mit Francesco. Nun, da Savonarola nicht mehr ist, bin allein ich es, der die Sünde und den Teufel ausrotten muss. Dein Freund ist schon zur Hölle gegangen.«
    Angelina erschrak zutiefst. Wollte er sie damit nur quälen? Sie ging nicht weiter darauf ein.
    »Was habt Ihr mit meinen Eltern gemacht?«, wollte sie wissen.
    »Die haben mir ihre Sünden gestanden. Und dafür sollten sie sterben.«
    Angelina erwiderte nichts, denn sie wollte ihm nicht verraten, dass seine Opfer überlebt hatten.
    »Sieben Todsünden gibt es«, fuhr Domenian fort. »Die größte davon ist die Wollust. Der Scheiterhaufen mit den Eitelkeiten enthielt ebenfalls sieben Schichten; die veranschaulichten diese Todsünden.«
    |398| Er legte seinen Kopf zur Seite, als höre er jemanden sprechen.
    »Fünf von euch habe ich schon bestraft. Jetzt fehlen nur noch du und Francesco.«
    »Was ist damals passiert?«, presste sie hervor.
    »Ich habe versucht, dir und meinem Bruder den Teufel auszutreiben, aber es ist mir nicht gelungen. Da wies ich dich an, meinem Bruder die Spitze einer Nadel ins Herz zu bohren. Um ihn vor dem Fegefeuer zu retten, habe ich draußen einen Holzstoß errichtet und ihn zu Asche verbrannt.«
    Angelina musste sich sehr zusammennehmen, um ihre nächste Frage zu stellen.
    »Hat das niemand von den Winzern bemerkt?«
    »Es war die Zeit, in der überall diese Feuer entzündet wurden, um trockenes Reisig zu verbrennen. Ich überließ dich deinem Schicksal, ging nach Florenz und trat in das Kloster San Marco ein. Aber ich habe dich niemals vergessen.«

|399| 51.
    Die Sonne ging über den Weinbergen auf und tauchte das Kloster in ein goldenes Licht. Schon in aller Herrgottsfrühe war Francesco wach und wartete ungeduldig, bis die Morgenandacht vorüber war. Mutter Elisa traf ihn im Kreuzgang an.
    »Wir müssen alle Weinkeller der Umgebung absuchen«, meinte sie. »Ich gebe den Schwestern frei. Sie sollen immer zu zweit ausschwärmen, und sobald sie etwas Verdächtiges sehen, es bei mir melden. Sie dürfen sich auf keinen Fall in Gefahr begeben. Und auch Ihr nicht, Francesco.«
    »Ich danke Euch, ehrwürdige Mutter Elisa. Das wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen.«
    Mutter Elisa rief die Nonnen im Kapitelsaal zusammen und erklärte ihnen, worum es ging. Alle, die im Kloster entbehrlich waren, wollten an der Suche teilnehmen. Mutter Elisa gesellte sich zu Francesco. Sie ritten auf einem Pfad in die Weinberge, Mutter Elisa etwas wackelig, als sei sie das Reiten nicht gewöhnt.
    »Berichtet mir doch, was seit Angelinas Weggang aus unserem Kloster geschehen ist«, bat sie.
    »Sie kam an dem Tag, an dem Savonarola sein zweites ›Fegefeuer der Eitelkeiten‹ abhielt«, antwortete er. »Sie glaubte, dass ich das Bild an einen Florentiner Händler verkauft hätte.«
    »Von dem Brief habe ich gehört«, meinte Mutter Elisa. »Damit wollte dieser Jemand sie nach Florenz locken. Wenn es nicht der Mörder gewesen ist!«
    »Es war eine Lüge. Ich hatte es überhaupt nicht verkauft!«
    »Was habt Ihr mit dem Bild gemacht?«
    »Wir versteckten es schließlich bei einem Nachbarn von Rinaldo, dem Wirt.«
    |400| »Wie ist sein Name?«
    »Tomasio Venduti. Das ist ein Tuchhändler, ein Adliger, der wie Lorenzo de’ Medici kostbare Bilder und andere Kunstgegenstände sammelt.«
    »Venduti.« Mutter Elisa blinzelte in die Sonne und legte ihre rosige Stirn in Falten. »Den Namen habe ich schon einmal gehört. Jetzt habe ich es. Er ist oder war als glühender Anhänger Savonarolas bekannt.«
    »Was sagt Ihr, ehrwürdige Mutter?«, fragte Francesco aufgeregt und zügelte sein Pferd. »Er ist Anhänger Savonarolas? Dann hat er uns aber getäuscht. Er gab sich als dessen Feind aus.«
    »Ihr solltet zu ihm gehen und Euer Bild herausverlangen, sobald wir Angelina gefunden haben. Wer weiß, was er sonst damit anstellt!«
    »Vielleicht könnten wir einen Boten zu Rinaldo schicken und ihn bitten, das Bild zu holen. Die Erklärung dafür ist einfach: Jetzt, nachdem Savonarola tot ist und es keine
Fanciulli
mehr gibt, können wir das Bild an Angelinas Eltern geben, und sie können damit verfahren, wie es ihnen beliebt.«
    Sie kamen zu einem Weinkeller, untersuchten ihn und fanden ihn leer.
    So erging es ihnen auch mit den nächsten. Francesco konnte seine Ungeduld kaum

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