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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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sagte er. »Zu viel ist geschehen. Wenn du mit deinem Buhlen Francesco vor dem Angesicht des Teufels stehst, wenn du in den tiefsten Tiefen der Hölle schmorst, wirst du an mich denken.«
    Angelina sank der letzte Mut. So musste sie also sterben, nachdem sie erkannt hatte, dass der Teufel sich eines jeden Menschen bemächtigen kann, der ihn nicht erkennt und rechtzeitig bekämpft. Domenian schleifte den Körper Tomasios vom Wagen und wuchtete ihn auf den Holzstoß. Mit Zunderstein und Schwamm schlug er Feuer, entzündete ein Büschel trockenen Grases und hielt es an den Scheiterhaufen. Gierig leckten die Flammen nach dem trockenen Holz. Bald brannte der untere Teil des Holzstoßes. Ein leichter Wind trieb den Rauch zu Angelina hinüber. Sie musste husten. Die Flammen erfassten den Körper Tomasios, schlugen über ihm zusammen.
    Der Geruch verbrannter Haare und verkohlten Fleisches stieg Angelina in die Nase, und da sah sie alles wieder vor sich: wie Domenian seinen Bruder auf den Scheiterhaufen geschleift, Gebete gesprochen und gesungen und dann zugesehen hatte, wie er verbrannte. Als Angelina von dem Hirtenjungen aus dem Keller befreit wurde, hatte sie nichts mehr davon gewusst. Möglicherweise war die Verbrennung damals an derselben Stelle geschehen wie heute. Angelina war wieder die Zwölfjährige, die in ohnmächtiger Angst auf dem Boden lag und sich vorstellte, selber in den Flammen zu liegen, die Hitze zu spüren, die immer näher kam, den beißenden Qualm zu riechen. Wenn das Feuer sie erreicht hatte, würde sie einen unsäglichen Schmerz spüren, immer stärker, bis ihr die Sinne schwanden. An dem Blick, den ihr Domenian zuwarf, erkannte sie, dass es soweit war. Er kam langsam auf sie zu. Das Bild hatte er an den Stamm der Linde gelehnt.
    |434| »Die Linde gilt bei uns als Baum der Liebe«, sagte er. »Da ich dich so sehr geliebt habe und liebe, da Gott dich so sehr geliebt hat, muss ich es tun.«
    Er bückte sich und nahm sie in seine Arme. Sie wehrte sich heftig.
    »Nein, ich will nicht sterben, lass mich«, schrie sie. »Hilfe, zu Hilfe!«
    Er legte ihr eine Hand auf den Mund, so dass ihre Schreie erstickten. Schon sah sie die Schlinge über sich. Domenian nahm die Hand von ihrem Mund, um nach der Schlinge zu greifen. Angelina warf einen Blick auf das Bild. Die Frau darauf schien ihr zuzuzwinkern. Sie zwinkerte sich selber zu.
    »Du wirst in der Hölle schmoren, Domenian«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich aber werde leben.«
    Er hob sie hoch, um ihr die Schlinge um den Hals zu legen. In diesem Augenblick hörte Angelina Hufgetrappel. Sie wandte ihren Kopf und sah Francesco im Galopp auf die Lichtung zureiten. Domenian ließ Angelina zu Boden fallen und riss das Bild an sich. Francesco sprang vom Pferd und lief auf die beiden zu. Domenian rannte mit dem Bild zum Feuer. Nach einem schnellen Blick auf Angelina folgte Francesco ihm. Während die Männer rangen, kroch Angelina zum Feuer und hielt ihre Hände über ein glühendes Stück Holz, um den Strick zu verbrennen. Ihre Haut wurde dabei gerötet und warf Blasen, doch schließlich hatte sie Erfolg. Sie richtete sich auf. Domenian kämpfte mit dem Rücken zu ihr. Francesco schaute Angelina einen Augenblick lang an, gab jedoch nicht zu erkennen, was er gesehen hatte. Angelina schlich sich hinter Domenian. Sie hörte das Ächzen und Keuchen der Männer. Francesco wehrte Domenian mit einer Hand ab, mit der anderen zog er etwas aus seiner Brusttasche. Es war die Kette mit dem Benediktuspfennig. Francesco hielt sie Domenian vors Gesicht und rief:
»Vade retro, Satanas!«
    Domenian hielt einen Herzschlag lang inne und strauchelte. Da warf sich Angelina mit aller Kraft auf Domenians Beine und brachte ihn zu Fall. Mit einem Aufschrei stürzte er nieder, geriet dabei halb in die Flammen, und sein Gewand fing sofort Feuer. Francesco griff |435| eilig nach dem Bild, half Angelina auf die Beine und riss sie mit sich fort zu seinem Pferd. Domenian brüllte ihnen Verwünschungen nach. Er rappelte sich auf, wollte seine brennende Kutte abreißen, wollte ihnen folgen, doch Francesco hatte Angelina schon vor sich aufs Pferd gehoben, gab ihm die Sporen, und sie preschten davon.
    »Dreh dich nicht um!«, rief Francesco, als sie von dem Hügel herabgaloppierten. Zweige schlugen Angelina ins Gesicht. Der Duft der Lindenblüten begleitete sie. Angelina stellte sich vor, wie Domenian in den brennenden Holzstoß stieg, sich weiter und weiter hinaufarbeitete und schließlich auf

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