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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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begangen?«, wollte Suor Elisa wissen und neigte sich vor.
    »Eigentlich nicht. Meine Eltern hatten ein Porträt von mir in Auftrag gegeben. Francesco Rosso, ein Maler aus Botticellis Werkstatt, hat dieses Bild angefertigt und es inzwischen vollendet.«
    »Botticelli gilt als ein sehr frommer Mann«, meinte die Äbtissin.
    »Nun, so sehr fromm war dieses Bild nicht«, entgegnete Angelina. »Aber darüber möchte ich nicht sprechen.«
    »Was sagten deine Eltern dazu?«
    Angelina kämpfte mit sich. Sie hatte einen Kloß im Hals.
    »Ich bin weggelaufen«, sagte sie leise. »Und sie haben mich verstoßen.«
    »Weil deine Eltern gegen die Verbindung mit diesem Maler waren?«
    »Ja«, brachte Angelina hervor. Sie erzählte von all den Mordanschlägen, die ihren Freunden widerfahren waren. Sie sah, dass Mutter Elisa zusammenzuckte. Das war wohl mehr, als sie in den Beichten der jungen Nonnen zu hören bekam.
    »Du liebst diesen Maler Francesco, ist es nicht so?«, fragte sie schließlich.
    »Darüber möchte ich nicht sprechen!«, entgegnete Angelina eine Spur zu heftig. Sie versuchte weiterzureden, konnte aber die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mutter Elisa nahm sie in den Arm und wiegte sie wie ein Kind.
    »Beruhige dich«, sagte sie immer wieder und strich ihr über die Haare. »Hier bist du in Sicherheit.«
    Nach einer Weile löste sich Angelina aus den Armen der Äbtissin, wischte sich die Tränen aus den Augen und schnäuzte sich in ein Leinentuch, das Mutter Elisa ihr reichte.
    »Es tut so gut, über all das zu reden«, sagte Angelina. »Ich musste immer stark sein, die ganze Zeit. Und wir haben versucht herauszufinden, wer hinter diesen Mordanschlägen steckt.«
    |242| »Und?«, meinte Suor Elisa.
    »Ich glaube, dass ich schuld daran bin!«, brach es aus Angelina heraus.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil es immer Menschen waren, die mir nahestanden. Ich fürchte um das Leben aller, die mit mir in Berührung gekommen sind!«
    »Ich sagte dir schon, hier bist du in Sicherheit. Hast du jemandem gesagt, wohin du gehst?«
    »Nur dem Wirt und seinen Töchtern. Die werden mich nicht verraten.«
    Ich habe es noch jemandem verraten, dachte sie. Aber sie schämte sich und schwieg. Wenn sie von dem Priester und dem erzählte, was während der Beichte besprochen wurde, würde Mutter Elisa sie gewiss nicht im Kloster aufnehmen.
    »Was ist mit Francesco?«, fragte Mutter Elisa.
    »Der hat sich auf eine Reise nach Rom begeben. Er weiß aber nicht, wo ich jetzt bin. Ich vermisse ihn.«
    Mutter Elisa schaute Angelina ins Gesicht.
    »Du bist hier, um dich zu prüfen, Angelina. In einem Jahr kannst du dich entscheiden, ob du den Schleier nehmen willst. Dann bist du frei von allen Wirren und Anfechtungen, die das Leben nun einmal mit sich bringt. Hier, in der Abgeschiedenheit des Klosters, kannst du wieder zu dir selbst kommen, und damit zu Gott. Du darfst jederzeit, sofern die Stundengebete und die Arbeit es erlauben, zu mir kommen und mit mir über deine Sorgen sprechen.«
    »Was ist mit dem Schweigegebot?«
    »Gott wird nicht wollen, dass ich eins seiner Schäfchen mit seinem Kummer alleinlasse«, antwortete Mutter Elisa.
    »Da ist noch etwas.« Angelina zögerte. Die Äbtissin schaute sie ermunternd an.
    »Ich habe bei einem Priester im Dom gebeichtet. Er verlangte von mir, dass ich ein Mal im Monat bei ihm beichte, als Sühne für meine Vergehen.«
    |243| »Du brauchst nicht dorthin zu gehen, Angelina. Die Beichte können wir dir hier im Kloster abnehmen, sooft du sie brauchst.«
    »Ich danke Euch, ehrwürdige Frau Äbtissin«, sagte Angelina erleichtert. Als sie zu ihrer Arbeit zurückkehrte, fühlte sie sich mit einem Mal fast sorglos, so wie vor langer Zeit. Vielleicht würde doch noch alles gut werden.
     
    An einem grauen Nachmittag rief Mutter Elisa Angelina abermals zu sich.
    »Du hast Besuch bekommen«, sagte sie. Angelina ging zum Besucherzimmer hinüber, das nahe der Pforte eingerichtet worden war.
    Wer sollte sie schon besuchen? Rinaldo und seine Töchter hatte sie gebeten, niemandem zu verraten, wo sie sich aufhielt. Sie war dann aber doch nicht überrascht, und die Röte der Freude schoss ihr ins Gesicht. Auch die Augen von Sonia und Lucas glänzten, als sie sich von ihren Stühlen erhoben und auf Angelina zueilten. Doch lag etwas Verhärmtes im Ausdruck ihrer Gesichter. Sie würden doch nicht etwa schlechte Nachrichten bringen?
    »Ich bin froh, dich bei guter Gesundheit zu sehen«, meinte Sonia. »Das

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