Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
wenigen Ausnahmen abgesehen. Meistens kam ich in ihre Villa auf dem Gianicolo. Zuletzt sah ich sie in der Nacht vor ihrem Tod.«
    Sandro stellte mit Interesse fest, dass der Papst eine Frage beantwortete, die er gar nicht gestellt hatte.
    »Die Villa hat sie von Euch geschenkt bekommen?«
    »Geschenkt trifft nicht zu. Sie hatte sie zu ihrer Verfügung.«
    »Und die Villa gehört – wem?«
    Julius zuckte mit den Schultern. »Der Kirche, wem sonst?«
    »Ja, natürlich, wem sonst! Empfing sie dort noch andere Besucher?«
    »Sie durfte empfangen, wen sie wollte.« Er sah Sandro unverwandt an und ergänzte entschieden: »Falls Ihr aber auf andere Männer anspielt – nein, solche empfing sie nicht.«
    »Weil Eure Heiligkeit das so mit ihr verabredet hatten?«

    Die Hände des Papstes klammerten sich fester um die Lehnen. »Nein, deswegen nicht«, sagte er. »Maddalena hätte das niemals getan. Sie liebte mich.«
    Sandro entglitten kurz die Gesichtszüge. »Ich – verstehe.« Konnte es sein, dass der Papst wirklich daran glaubte? Derselbe Mann, der »Dompteur« genannt wurde, den Kirchenstaat regierte und die großen Mächte des Deutschen Reiches und Frankreichs in Schach hielt? Glaubte er an Maddalenas Liebe, an die Liebe einer Konkubine? Sandros Bild von Maddalena war ein anderes. Doch er musste sich in Acht nehmen. Es war ohnehin schon schwer genug für einen Papst, einem Mönch Rede und Antwort zu stehen, und dann auch noch über seine Geliebte. Julius würde sich keinen Zweifel an dem, was er sagte, gefallen lassen.
    Bewusst das Wort Bezahlung vermeidend, fragte er: »Signorina Nera erhielt gewiss ein Salär, um ihre Ausgaben zu bestreiten, oder?«
    »Selbstverständlich. Ein großzügiges Salär. Die Summen erbrachte ich aus meiner Privatschatulle, aus der camera secreta .«
    »In welcher Form erhielt Signorina Nera das Geld? Ich meine, wie wurde es ihr ausgezahlt?«
    »Ihr glaubt doch nicht, dass ich es ihr bei jedem Besuch in die Hand drückte? Eure Frage schrammt die Grenze zur Beleidigung, Carissimi.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Eure Heiligkeit, aber ich versuche, ein paar Beobachtungen zu verstehen, die ich in der Villa gemacht habe. In diesem Fall geht es um Geldbeutel.«
    »Geldbeutel? Was, in Gottes Namen, haben Geldbeutel mit dem Tod von...« Er atmete mehrmals tief durch, und Sandro schwieg so lange, bis Julius von sich aus fortfuhr. »Massa zahlte ihr das Salär aus. Als mein Kammerherr ist er der Leiter der camera secreta .«

    »Welche Farbe haben die Geldbeutel der camera secreta ?«
    Der Papst sah ihn verständnislos an. »Die Geldbeutel der camera secreta sind braun.«
    »Alle?«
    »Ausnahmslos alle. Hochwertig verarbeitetes, braunes Kuhleder. Was hat Kuhleder mit Maddalenas Tod zu tun?«
    Sandro dachte an den kleinen Stapel aus hochwertig verarbeiteten braunen Geldbeuteln in Maddalenas Sekretär. Das waren die Beutel, die sie von Massa erhalten hatte. Gleich daneben lagen zwei zusammengefaltete, wesentlich größere, schwarze Beutel, gleichfalls hochwertig verarbeitet.
    »Ich nehme an«, sagte Sandro, ohne auf Julius’ Frage einzugehen, »dass die Beutel der camera secreta deshalb braun sind, um sie von denen der Apostolischen Kammer zu unterscheiden.«
    »Was für ein kluger junger Mann Ihr doch seid«, erwiderte Julius mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. Er entwickelte eine zunehmende Gereiztheit, die Sandro auf seine große Anspannung zurückführte.
    »Die Beutel der Apostolischen Kammer...«
    »...sind schwarz«, ergänzte Julius.
    »Das vermutete ich bereits. Hattet Ihr Maddalena einen Kosenamen gegeben?«
    Der plötzliche Wechsel des Themas schien Julius zu irritieren. »Nun ja...«, stammelte er. »Ich – ich wüsste wirklich nicht, was Euch das angeht, Carissimi.«
    »Dann frage ich anders: Habt Ihr sie vielleicht Augusta genannt?«
    »Würdet Ihr jemanden, der Maddalena heißt, mit Kosenamen Augusta rufen?«
    »Nein.«
    »Nun bin ich aber erleichtert, Carissimi. Augusta ist ein dämlicher Kosename.«

    »Das finde ich auch, Eure Heiligkeit. Dennoch besaß Maddalena eine Halskette aus winzigen Edelsteinen, die den Namen ›Augusta‹ bilden.«
    »Eine Halskette, sagt Ihr? Aber wer sollte ihr... Ich – ich habe nie eine solche Halskette an ihr gesehen.«
    Sandro griff in eine Schatulle auf dem Schreibtisch. »Das ist sie. Seht sie Euch bitte an.«
    Der Papst nahm sie entgegen, und plötzlich stockte ihm der Atem. Sein Blick war nach innen gewandt zu einem Geschehen, das vor seinen

Weitere Kostenlose Bücher