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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ich es nicht schaffen.«
    »Meine Hilfe? Wenn ich glauben würde, dass ich zum Ermittler geboren sei, würde ich selbst auf Spurensuche gehen, Carissimi.«

    »Und als dieser Ermittler habe ich Fragen an Eure Heiligkeit.«
    »Ich bin gekommen, um Fragen zu stellen, nicht um welche zu beantworten. Was denkt Ihr Euch eigentlich?«
    »Es gibt ein paar Dinge in Bruder Massas Aussage, die ich noch nicht verstehe.« Er bemerkte, wie die Hände des Papstes sich fester um die Lehnen klammerten.
    »Dann wendet Euch an Massa.«
    »Maddalena war nicht Massas Vertraute, sondern die Eurer Heiligkeit«, erwiderte Sandro leicht gereizt und brachte damit sich selbst und den Papst zum Erstaunen. Einen Papst verhörte man nicht einfach wie einen Gauner. Er bewegte sich auf einem gefährlich schmalen Grat.
    Sandro räusperte sich und sah zu Boden. »Ich bitte um Verzeihung, Eure Heiligkeit. Als Ermittler ist es mein Auftrag und mein größter Wunsch, den Mord an Signorina Nera aufzuklären. Doch ein Verbrechen, Euer Heiligkeit, ist manchmal wie ein komplizierter Apparat, den man nicht versteht, solange man nicht alle Bestandteile kennt. Wenn Ihr wollt, dass die Gewalt, die Signorina Nera angetan wurde, gesühnt wird – und davon bin ich fest überzeugt -, dann muss ich mehr über sie und ihr Leben erfahren.«
    Als Sandro wieder aufblickte, war der Raum durch direkt einfallendes Licht heller geworden, und eine kleine Sonnenlache lag auf dem Haupt des Papstes wie ein Heiligenschein. Julius umklammerte noch immer – und, wie es Sandro schien, noch fester als vorher – die Armlehnen des Stuhls.
    »Also gut, Carissimi, stellt Eure Fragen.«
    »Ich danke Eurer Heiligkeit. Zunächst habe ich einige Fragen allgemeiner Natur, was Eure Beziehung zu Signorina Nera angeht. Beispielsweise, wo Ihr ihr begegnet seid.«
    Julius sah Sandro geistesabwesend an – und dann glitt ein kaum sichtbares Lächeln über seine fleischigen Lippen. Offenbar
hatte Sandro die richtige Frage gestellt, eine Frage, die schöne Erinnerungen weckte.
    »Das war auf einem Bankett, das ich gegeben habe. Drei ßig, vierzig Leute waren da, Adelige, Kaufleute, ein paar Prälaten und so weiter. Es sollte betont formlos zugehen, wie ich auf den Einladungen vermerkt hatte. Ich wollte einen lustigen Abend erleben.«
    »Und das bedeutete«, riet Sandro, wobei er es vermied, den Papst anzusehen, »dass die eingeladenen Herren wussten, dass sie in Damenbegleitung kommen durften, wobei diese Damen nicht ihre Ehefrauen waren.«
    Die Antwort kam nach zwei Atemzügen. »So ist es.«
    »Fanden die Bankette im Vatikan statt?«
    »Ja, in den Appartamenti Borgia.« Die Räume dieser Appartamenti trugen den Namen ihres Erbauers, des Borgia-Papstes Alexander VI., dem Julius III. mit seiner exzessiven Vergnügungssucht sehr ähnelte.
    »Welche Prälaten waren eingeladen?«
    »Wie soll ich das heute noch wissen, Carissimi? In der Zwischenzeit habe ich an die hundert weitere Bankette gegeben.«
    »Erinnert Ihr Euch noch daran, ob Kardinal Quirini anwesend war?«
    »Wieso fragt Ihr nach Quirini?«
    Sandro konnte dem Papst unmöglich erwidern, dass er doch bitte schön die Frage beantworten solle. Daher schwieg er und zupfte sich, weil er einfach nicht stillhalten konnte, so lange an der Nase, bis der Papst nachgab und antwortete.
    »Nein, Quirini war nicht dabei«, sagte Julius. »Das weiß ich deshalb, weil ich ihn nie zu meinen Banketten einlade. Nicht, dass ich etwas gegen ihn hätte, aber wir sind einfach zu verschieden. Der Mann soll mein Geld eintreiben, mehr will ich nicht von ihm.«
    »Wen begleitete Maddalena an diesem Abend?«

    »Das weiß ich nicht. Sie nannte mir einen Namen, den ich nicht kannte. Weder an diesem Abend noch später bin ich dem Mann vorgestellt worden.«
    »Kam Euch das nicht merkwürdig vor?«
    »Nein.« Der Papst runzelte die Stirn, und Sandro spürte, dass es besser war, nicht näher auf den Umstand einzugehen, dass sich Maddalena in Begleitung eines Mannes befunden hatte, den Julius vermutlich nicht eingeladen hatte, ja, den es vielleicht überhaupt nicht gab. Maddalena war es irgendwie gelungen, sich Zugang zu dem Bankett zu verschaffen mit dem festen Ziel, den Papst kennen zu lernen und gewissermaßen einzufangen – ein Gedanke, der Julius anscheinend nie gekommen war.
    »Ihr habt Euch nach diesem Abend oft mit Maddalena getroffen, nehme ich an?«, fragte Sandro.
    »Ja, mindestens zweimal in der Woche, meistens häufiger.«
    »Und immer abends?«
    »Von

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