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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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fand Luzia in der Gartenhütte einen
Balken mit aufgenagelten Querstreben, aber schwere Säcke mit dem
Kies, der die Gartenwege bedeckte, waren darauf gefallen. Allein
würde es Ewigkeiten dauern. Sie brauchte dringend Hilfe!
    Eng umschlungen hockten Frank und Elße auf der
Wiese vor dem Anbau. Bei diesem Anblick kämpften gegensätzliche
Gefühle in Luzias Brust. Einerseits gönnte sie den beiden von
Herzen ein wenig Glück, andererseits verstand sie nicht, wie die
beiden tatenlos dem Brand zusehen konnten. Und wer war die blonde
Gestalt zwischen ihnen?
    Wo steckten überhaupt die Knechte?
Versuchten sie, noch etwas aus dem Anbau zu retten? Schleppten sie
Eimer, um den Brand zu löschen? Erst als Luzia näher kam, sah sie
die beiden dunklen Umrisse auf dem Boden. Eine besonders hohe
Flammenlohe beleuchtete Jergs totes Gesicht und die grässliche Wunde
an seiner Schulter. Contz rührte sich auch nicht mehr. Zuerst
entsetzte sie der Anblick, aber dann konnte sie sich nicht gegen eine
gewisse Befriedigung wehren. Sie hatten bekommen, was sie verdienten!
Besser sie als der gutmütige Frank.
    »Elße!«, rief sie im Herankommen. Sofort zuckte
der Blick der Schwarzhaarigen schuldbewusst hoch und sie schob Frank
von sich.
    »Herrin, ich …«
    »Elße, schnell, wir müssen die Mädchen retten!
Niemand löscht den Anbau und das Feuer wird unweigerlich auf das
Haupthaus übergreifen.«
    Sie sprang auf, mit ihr der Henker. »Wendelin, du
bleibst hier sitzen und rührst dich nicht von der Stelle.
Verstanden?«
    Der Blondschopf wandte sein Gesicht zu Luzia und
sie bemerkte, wie grässlich entstellt es durch Schwellungen und
Blutergüsse war. Er nickte und presste ein schon völlig
durchgeblutetes Tuch auf seine Stirn.
    »Eine Leiter liegt im Schuppen, aber ich kann sie
nicht allein freiräumen«, erklärte Luzia. Sofort marschierte der
große Mann in die richtige Richtung, gefolgt von den beiden Frauen.
    Zusammen bereitete es überhaupt keine Mühe, die
Leiter aus dem Schuppen zu bekommen, und Luzia bewunderte, wie die
Muskeln seiner starken Arme das rußige Hemd ausfüllten. Ganz
alleine trug er den Balken zum Haus und lehnte ihn dagegen. Die
braunhaarige Maria spähte angstvoll hinaus und ließ sich erst
beruhigen, als Luzia ihr versicherte, dass es sich bei Frank nicht um
einen Räuber handelte.
    »Komm endlich herunter!«, rief Elße ihr
ungeduldig zu.
    So einfach gestaltete es sich nicht, weil die
Leiter nicht bis ganz nach oben reichte und der oberste Querbalken
einige Zoll unter Marias tastendem Fuß lag.
    »Es ist ganz einfach! Du musst dich nur eine
Handspanne fallen lassen«, redete Elße ihr gut zu. Maria schwang
sich, im Gegenteil, wieder auf das Fensterbrett.
    »Warum soll ich das? Und wenn ich herunterfalle?
Frau Mechthild lässt mich schlagen!«
    »Maria, du dummes Stück, es brennt!«, brüllte
Elße so laut, dass in Windeseile noch drei, vier andere
verstrubbelte Köpfe in der Fensterluke sichtbar wurden.
    Mit offenem Mund starrte Maria herunter, bis sie
einen gehörigen Schubs in den Rücken bekam. Auf einmal fand sie
spielend leicht die erste Stufe und kletterte flink wie ein Affe
herunter. Sie war noch nicht halb die Leiter unten, da schwang sich
schon das nächste Mädchen aus dem Fenster.
    »Nicht so schnell!«, schrie Frank. »Eine nach
der anderen, sonst kann ich die Leiter nicht mehr halten. Die Nächste
wird herunterstürzen!«
    Die junge Frau im Fenster wollte das nicht
einsehen, aber mehrere Paare Arme hielten sie zurück, bis Maria es
geschafft hatte. Elße nahm sie in Empfang und schob sie ein Stück
fort, während die nächste herunterkletterte. Eine Weitere streckte
den Kopf heraus und sah sich um.
    »Aber wo brennt es denn? Ich rieche nichts!«
    »Der Keller im Anbau brennt, wo der Apotheker
seine Gifte mischt«, antwortete Elße. »Es mag noch eine Weile
dauern, bis es soweit ist, aber das Feuer wird unweigerlich das
Haupthaus erfassen. Ihr verbrennt dort oben elendiglich!«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, das
glaube ich nicht. Warum kommt niemand und öffnet die Tür? Ich
getraue mich nicht, es ist zu hoch.«
    »Blöde Kuh«, kam es von oben und die Eine
verschwand, während eine andere heraussprang und geschickt auf der
Leiter landete. »Bleib nur fein oben«, rief sie beim Herabsteigen.
»Ich laufe um das Haus herum und berichte dir, ob die gute Nachbarin
dich belügt!«
    Aus der Fensterluke schallte Zankerei, was aber
die Mädchen nicht abhielt, eines nach dem anderen

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