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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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herunterzusteigen.
Nach einer Weile begann Frank zu ächzen, seine Muskeln traten
stärker hervor, aber er stemmte sich weiterhin gegen den
schwankenden Balken.
    »Kommt alle heraus!«, schrie nach einigen
Minuten diejenige, die zum Anbau gelaufen war. »Die ganze Bude
fackelt ab und die Knechte liegen tot davor!«
    Jetzt erst bemerkten die letzten den Ernst der
Lage und bekamen Angst. Im Schlafsaal schubsten sich die Frauen
gegenseitig vom Fenster weg, um bloß die nächste zu sein. Unten
fielen sie mit Fragen über die Botin her, was sie gesehen habe. Auf
ihre Schilderung drängten sie sich zusammen, maunzend wie Kätzchen
im Nest. Elße ermahnte die oben, geduldig zu warten, bis die
Vorgängerin die Leiter verlassen hatte, während die Letzten
schrien, sie solle sich beeilen.
    Diese Kakophonie dröhnte in Luzias Ohren und sie
fühlte sich einen Augenblick lang völlig nutzlos.
    »Elße, führe die Mädchen, wenn sie alle da
sind, zum Herrenhaus. Trine hat einen leichten Schlaf, sie wird
öffnen, wenn sie nicht sowieso schon längst wach ist. Für die
Nacht wird sie euch in der Diele eine Schlafgelegenheit bereiten und
morgen sehen wir weiter.« Luzia musste schreien, um gegen die
Mädchen anzukommen. »Derweil sehe ich nach Mechthild, dass sie sich
kein Unglück antut. Vielleicht ist sie wieder bei Verstand.«
    Wie gut es tat, die schnatternde Schar hinter sich
zu lassen! Aber nicht lange währte die Stille. Wenn bisher das Feuer
lautlos getobt hatte, jetzt krachte und donnerte es aus dem Anbau und
die Flammen leckten aus jedem der schmalen Fenster. Diese
Feuersbrunst konnte niemand mehr löschen! Es versetzte Luzia einen
Stich, dass sie mit der Diebeskerze den Apotheker und seinen Knecht
betäubt hatte. Genauso gut hätte sie sich des Mordes schuldig
bekennen können. Und wieder beruhigte sie sich. Beide hatten es
nicht anders verdient! Für Henslin war es sogar viel zu gnädig, im
Schlaf vom Tode geholt zu werden. Und der Knecht? Ein jeder
Christenmensch verdiente Strafe, wenn er Unrecht sah und nicht
dagegen einschritt. Außerdem handelte es sich beileibe um keinen
Unschuldigen, denn auch er hatte seine Schutzbefohlenen missbraucht
und seine Lust an ihrem Leid befriedigt.
    Luzia lief um das Haupthaus herum. Die Kutsche
stand dicht vor dem Eingang und das Pferd scharrte unruhig mit den
Hufen, weil es den Rauch witterte. Gleich vor Luzia sprang die
Haustür auf und Mechthild kam hoch beladen mit Säcken, Beuteln und
Schachteln heraus. Ohne Luzia zu bemerken, warf sie alles in die
Kutsche hinein und machte sich auf den Rückweg. Luzia packte sie am
Arm. Vor Überraschung quietschte Mechthild laut. Sie versuchte sich
loszumachen, als sie Luzia erkannte.
    »Lass mich los, Nachbarin, du verstehst das
nicht!«
    »Dann erklär’s mir, Mechthild! Was treibst du
hier, während dort oben die schwangeren Frauen verbrennen? Hast du
dich nicht ihrer angenommen und Gottes Lohn dafür verlangt?«
    Vergeblich wand Mechthild sich in Luzias Griff.
»Du, eingebildetes Weibsbild, du kannst fein Gericht halten über
meinesgleichen! Nie musstest du bangen, ein Obdach für die Nacht zu
finden, musstest dich nie ducken vor den Schlägen des Gatten! Nie
wieder, sage ich, nie wieder werde ich die Magd von irgendwem sein.
Und wenn sie mich auch zehnmal wieder eintürmen, ich werde jedes Mal
gleich wieder einen finden, der mich herausholt und zu seinem Weib
macht, wenn ich ihm nur genügend Reichtum verspreche. Und hielt ich
es nicht? Schau dir an, was ich ihm verschafft habe, obwohl er mich
die ganze Zeit über nur prügeln wollte, sowie er mich sah!«
    Luzia wurde nicht schlau aus diesem Gerede, hielt
sie aber weiterhin gepackt. »Was plapperst du da? Kümmere dich
lieber um die dir anvertrauten Mädchen!«
    »Sollen sie zur Hölle gehen! Sie sind sowieso
nichts wert, genauso wenig wie die Bälger, die sie werfen. So viele
schmeißen sie mir vor die Füße, dass nicht einmal mehr die
Zigeuner sie kaufen wollen! Die einzig sinnvolle Verwendung für all
dies nutzlose Fleisch hat mein Gatte gefunden, der sich damit seinen
Traum erfüllt. Darum setzte er auch alles daran, eine Hebamme wie
mich aus dem Turm zu befreien, bevor diese Dorftrottel mich auf den
Scheiterhaufen stellen konnten! Und jetzt geht sein Traum in Rauch
auf. Aber ohne mich! Ich werde niemals wieder im Dreck kriechen,
buckeln und dienen. Mit dem, was ich hier noch finde, werde ich mich
in Samt und Seide kleiden und von goldenen Tellern essen.«
    Endlich gelang es Mechthild,

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