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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Luzia von sich zu
stoßen. Sofort rannte die Apothekerin zurück in das Haus. Luzia
zögerte, ihr zu folgen. Zuerst musste sie sich darüber im Klaren
werden, welche Schuld Mechthild tatsächlich auf ihre Seele geladen
hatte. Was hatte sie gesagt? Eine vom Scheiterhaufen geflohene
Hebamme? Anscheinend hatte Henslin ihr nicht weniger Qualen bereitet.
Doch entschuldigte das, was sie den armen Weibern angetan hatte?
    ---
    Die Schultern taten Frank gotterbärmlich weh,
aber er hielt die Leiter, bis die letzte der Frauen aus dem Fenster
geklettert war. Wie eine Herde Schafe drängten sie sich aneinander
und Elße spielte den Hütehund, der sie auf das Herrenhaus zutrieb,
wo gerade die Turmuhr zum Empfang schlug. Völlig verausgabt ließ
Frank sich auf den Rasen sinken. Quälender Husten schüttelte ihn,
er spuckte schwarzen Schleim aus. Gut, das reinigte die Lunge von all
dem eingeatmeten Ruß. Ein Wunder, dass er diese Nacht ohne größere
Blessuren überstanden hatte. Jetzt mochte das Haus abbrennen.
Niemand würde das bedauern.
    Nachdem er seine Hände wieder spürte, richtete
er sich auf. Wendelin wartete auf der anderen Seite des Hauses und
obwohl Frank ihm niemals erlaubt hatte, ihm zu folgen, fühlte er
sich doch für den Schwachsinnigen verantwortlich. Er musste sich
vergewissern, dass Wendelin allein wieder zum Richtsberg fand. Aus
der Ferne sah er zu, wie sich die Tür des Herrenhauses öffnete und
die Mädchen eingelassen wurden.
    Frank wanderte um das Haupthaus herum zur Wiese
vor dem Anbau, wo Wendelin hoffentlich noch saß. Die Kutsche stand
vor dem Eingang zum Haupthaus. Hatte Ottin nicht hinten seine Herrin
ausgeladen? Direkt daneben stand die Nachbarin und sah auf die
verschlossene Haustür.
    »Frau Luzia«, wandte er sich an sie, »ich
möchte mich aus tiefstem Herzen bedanken, was Ihr alles für mich
und meine Bärbel getan habt.«
    Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. »Du
hast genug gelitten. Das war das Mindeste, was ich tun konnte. Wir
müssen sie noch beerdigen.«
    »Das werde ich ganz gewisslich tun, gleich
nachdem alle Lebenden versorgt sind. Den Jungen muss ich noch nach
Hause schicken, dann darf ich trauern. Frau Luzia, die Elße ist mit
den anderen Frauen zum Herrenhaus gegangen und ich denke, Euer Gemahl
wird sich um Euch sorgen.«
    Sie schlug die Hand vor den Mund und wie ein
junges Mädchen schürzte sie die Röcke, um sofort loszulaufen. Halb
im Fluge drehte sie sich zu Frank um und winkte dankend.
    Auch so konnten hohe Herrschaften sein, nicht so
grausam wie Mechthild und ihr Apotheker, die niedere Stände
schlimmer als Schlachtvieh behandelten.
    Frank drehte sich zur Kutsche um. Wer hatte sie
hergefahren? Neugierig trat er näher und schaute durch den offenen
Schlag. Aus hastig hingeworfenen Beuteln quollen goldene Ketten und
seidene Tücher. Eine Kiste schloss nur ungenügend, weil ein
silberner Kerzenleuchter sich in das Scharnier geklemmt hatte. Die
meisten Behälter waren voll bis zum Platzen und verbargen nicht
einmal den Inhalt. Einer sah aus wie eine Geldtruhe, die Händler
unter dem Bett versteckten. War der Apotheker doch aus dem
Laboratorium entkommen?
    Frank richtete sich auf und prallte fast mit
Mechthild zusammen, die neue Bündel herbeischleppte. Auch sie hatte
nicht mit ihm gerechnet, weil die Last ihr die Sicht versperrte, also
erschrak sie so sehr, dass einige Beutel herunterfielen und laut
scheppernd ihren wertvollen Inhalt auf dem Weg verteilten.
    »Aus dem Weg, du Störenfried!«, schrie sie
Frank an.
    Was wagte die Hexe? »Holla, so haben wir nicht
gewettet! Weißt du nicht, wer ich bin?«
    »Was geht es mich an? Scher dich fort!«
    Frech wollte sie Frank beiseitedrängen. Er schlug
ihr die Pakete aus der Hand und packte sie an den Handgelenken. »Sehr
wohl geht es dich etwas an. Ich bin nämlich dein Henker.«
    Endlich schien er ihre Aufmerksamkeit zu haben.
Mit weit offenen Augen starrte sie ihn an und schluckte. »Was wagst
du?«, flüsterte sie.
    Frank ließ sie nicht los, sondern zog sie mit
sich den Weg herunter um das Haupthaus zum Anbau. Ohne ihre
Handgelenke freizugeben drehte er sie herum, dass sie das brennende
Gebäude genau sehen konnte.
    »Du weißt, was in diesem Haus vor sich ging.
Welche Entschuldigung hast du zu sagen?«
    Ein leises Wimmern drang aus ihrem Mund, sie wand
sich in seinem Griff. »Nicht meine Idee war es. Er weiß, dass diese
Weiber nichts wert sind, es kräht kein Hahn nach ihnen. Wo er doch
das Rezept besitzt, wie er sich vor

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