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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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ihre Wangen steigen. Der Inhalt der Wanne dampfte vor Wärme, Elße würde endlich die Kälte aus ihren Gliedern vertreiben, die sie schon seit Wochen nicht verließ, sie könnte nach all den Demütigungen den Schmutz auf ihrem Körper abwaschen, doch um welchen Preis? Sie hielt sich am Handtuch fest und schloss die Augen. »Danke, Herr, wie freundlich, doch zu viel Wasser schadet. Ich wurde heute schon beim Putzen nass.«
    Er griff mit feuchten Fingern nach ihrem Kinn und hob es, wie vorhin Endres es getan hatte. Einem Pferdehändler gleich drückte er seine Finger in ihre Wangen, bis sie den Mund öffnete und er die Zähne betrachtete. Gleichzeitig spürte sie seine zweite Hand auf ihrem Busen. Starr vor Entsetzen hielt sie die Luft an.
    »Starke Knochen, festes Fleisch. Dich könnte ich brauchen, Weib. Willst du mir nicht gewisse Verrichtungen erledigen? Es wäre mir wert, dir einige Annehmlichkeiten zu gestatten.«
    Welche Art von Verrichtungen er meinte, spürte sie deutlich durch das Handtuch und ihre Schürze hindurch, als er seinen Unterkörper an ihr rieb . Er ließ das Handtuch heruntergleiten und kurz hakte es, als ob das Leinen zögerte, seine angebotene Manneszier zu entblößen. Elße wand sich aus seinem Griff. »Herr, bitte! Es werden sich andere finden, die Euch freudig dienen. Habt Ihr sonst einen Wunsch?«
    Hörbar knirschte er mit den Zähnen, setzte Elße aber zu ihrer Erleichterung nicht nach. »Du weißt, wohin du gehen kannst, wenn die Herrin dich davonjagt?«
    Elße knickste und floh vor seiner nackten Gestalt aus dem Zimmer. Erst im Treppenhaus lehnte sie sich von außen gegen die Tür. Sie zitterte am ganzen Körper vor Furcht. Nirgends würde sie hingehen können. Niemand mehr würde sie aufnehmen. Hier wusste jeder, dass Frau Mechthild sich aller gefallenen Mädchen annahm, und wenn eine von ihnen davonlief, würde niemand in einem Umkreis, den sie in der Zeit vor der Niederkunft erreichen konnte, ihr Obdach geben. Denn wer sich so bockig zeigte, eine solche Wohltat mit Undank zu vergelten, der verdiente es nicht besser, als dass er wie eine Katze die Jungen auf dem Misthaufen warf. Die Herrin machte das jeder von ihnen in einer oft geübten Ansprache klar. Was auch immer hier passierte, keines der Mädchen konnte fliehen, sie alle mussten bleiben.
    Schmerz zuckte durch Elßes Leib, als sie die steile Treppe hinuntereilte. Nur kurz hielt sie inne, nein, unmöglich, sie hatte noch drei Wochen. Sie hetzte weiter der Küche zu. Eine warme Grütze stand neben dem Herd. Elße setzte sich schweigend und aß den geschmacklosen Brei, bis die Köchin sie wieder hinausschickte, um in den Ställen zu helfen.
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    Noch einmal schritt Luzia an der gedeckten Tafel entlang und prüfte, ob Magdalene etwas übersehen hatte. Natürlich nicht. Der Schwägerin entging kein Fleck auf den kostbaren Gläsern, keine Schliere auf dem Silber. Bienenwachslichter thronten über Leinen vorzüglicher Güte, dezenter Duft ging von dem mit Astern geschmückten Tafelaufsatz aus. Diese Blumen fand Magdalene regelmäßig nach Ende des Sommers auf dem Markt bei einer Krämerin aus dem Bayrischen, die eine kaum verständliche Mundart sprach, aber besten Käse und so selten gefundene Blüten wie Edelweiß und jene Astern in ihrem wunderschönen Violett anbot, das ausgezeichnet zur Tönung der Gläser passte, die Lukas aus Prag mitgebracht hatte.
    Nie im Leben hätte Luzia daran gedacht, solche Gegenstände zu besitzen, sie zu gebrauchen und sogar herzuzeigen. Allein schon die Tatsache, in einem so großartigen Haus zu wohnen – eine Heimat zu haben … Luzia seufzte glücklich. Gott musste es gefallen, wie sie ihr Leben geändert hatte, wenn er sie so sehr dafür belohnte.
    »Alles nach deinen Wünschen, Herrin?«, fragte Trine und schob eine Gabel um Haaresbreite vom Teller weg.
    »Perfekt«, lobte Luzia. »Hat Nesse noch Nelken für das Schmalzfleisch bekommen?«
    »Kurz nach Morgengrauen ritt ein Bote vom Gewürzhändler mit seinen Beutelchen heran, Paradieskörner und Nelken. Frisch über Holland aus Ambon, sagte er. Weiß der liebe Herrgott, wo das liegt!«
    »Lukas weiß es auch.« Luzia schmunzelte. Hatte Trine nicht einmal voll Bewunderung von ihrem Herrn gesprochen, er wisse alles? So ganz stimmte das nicht, aber selbst Luzia staunte, wenn sie etwas entdeckte, was er nicht erklären konnte. So manches Mal traute sie seinen Argumenten nicht und widersprach, doch anders als der Pfarrer in der Kirche liebte er die

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