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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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so wie an Bärbel. Er mochte sie nur, sie imponierte ihm in ihrer ruhigen Art, mit den Dingen umzugehen. Sie setzte sich nicht heulend in eine Ecke und wartete auf ein Wunder, sondern ließ ihre Hände geschäftig arbeiten. Nicht so wie er, der sich fühlte, als sei er in ein bodenloses Loch gefallen. Und noch immer erkannte er keinen Grund. Auf einmal schmeckte die Suppe wie Asche.
    »Und was soll jetzt werden?«, fragte er und schob die Schüssel mit dem letzten Rest von sich.
    »Frau Luzia hat uns gebeten abzuwarten. Das sollten wir tun. Wenn die Apothekerin ihre Häscher ausschickt, werden sie mich auf der Straße ganz schnell finden. In meinem Zustand kann ich mich nicht verstecken. Ich frage mich nur …« Sie schwieg und starrte in ihren leeren Teller.
    »Wenn’s die Sorge um die Geburt ist …« Frank unterdrückte den Impuls, ihre bleiche Hand zu tätscheln. »Ich hab so was schon gemacht.«
    Überrascht schaute sie auf. »Gemacht? Was denn?«
    »Frauen geholfen, ihre Kinder auf die Welt zu bringen. ‘s passiert häufiger, als man meint.« Da ein Prozess sich oft lange Monate hinzog, während denen auch Frauen festgesetzt und eingetürmt wurden, gedieh eine frühe Schwangerschaft bis zum Ende. Offensichtlich Schwangere durften zwar nicht eingekerkert werden, jedoch auch gegen diese Regel verstieß die Gerichtsbarkeit so manches Mal. An zwölf Geburten erinnerte sich Frank, bei denen sein Vater, später auch er selbst Hand angelegt hatte, um unschuldiges Leben aus dem Leib einer Angeklagten zu bergen. In ihrem Ermessen hatte es gelegen, was mit dem armen Wurm geschah. Meist gab es jemanden in der Familie der Mutter, der die Verantwortung übernahm, in anderen Fällen, wenn sowieso die Gewissheit bestand, dass die Sünderin für ihre Vergehen mit dem Tode bestraft wurde, fand sich eine barmherzige Seele, die das Kind trotzdessen wollte. Nur ein Mal musste das Neugeborene den Kerker mit seiner Mutter teilen, woraufhin es bald gestorben war. Das konnte Frank den Weibern später berichten, wenn sie das Würmle nicht aus den Händen gaben.
    Misstrauen stand auf einmal wie eine Kerzenflamme in ihren wunderschönen Augen. »Aber wie … das ist Frauensache! Es gibt Hebammen …«
    Jetzt war wohl der Augenblick gekommen. Entweder sie lief schreiend davon, ertrug lieber die Misshandlungen der Knechte Mechthilds oder … ja was – oder? Was wollte er von ihr? Etwa geliebt werden? Er hatte seine Chance gehabt. Bärbel hatte ihn geliebt. Durch seine Schuld war seine einzige Liebe auf immer verloren. Er hatte zu viel vom Schicksal verlangt. Liebe gab es nicht für einen Henker. Oder liebte etwa seine Stiefmutter seinen Vater, hatte seine leibliche Mutter ihn geliebt? Nein, für beide Frauen gab es nur keinen besseren Weg, dem Verhungern zu entgehen oder die Schläge von Freiern und Luden zu überleben. Diese Frau dort, Elße, konnte Besseres erwarten. Auch als ledige Mutter würde sie mit ihrem Aussehen leicht als Schankmagd unterkommen, vielleicht sogar das Herz eines Übernachtungsgastes gewinnen und von ihm aufgenommen werden.
    Frank hatte sein Glück überreizt. Nicht nur, dass er die anständige Bärbel durch seine Gier nach ihrem Körper geschändet hatte, er war wegen der Enthauptung verreist, um sein Meisterstück abzuliefern, etwas, das er hätte verschieben können. Immer wieder wurden Burschen geköpft, er hätte seine Kunst auch später zeigen können. Eitelkeit, Gier, Wollust – schon drei der Todsünden lagen auf seinem Gewissen. Wie konnte er da Glück erwarten? Und zu allem war ihm auch noch die Suche nach Bärbel lang geworden. Verflucht hatte er sie, dass sie ihm weggelaufen war, sie dumm und unvernünftig geschimpft. Damit hatte er sich ihr gegenüber versündigt, denn das Unrecht musste nur er alleine verantworten. Darum hatte der Allmächtige sie zu sich geholt, um sie Franks schmutzigen Händen zu entwinden. Dass der Herr sich dazu des erstbesten Instruments bediente, dass es sich um einen abgrundtief bösen Verbrecher handelte, änderte nichts an der Tatsache.
    Nein, Frank konnte in seinem Leben nie wieder etwas wie Glück erwarten. Seine Aufgabe blieb es, die Bösen zu strafen – und genau das würde er mit dem Apotheker, dessen Frau und all ihren Knechten tun.
    »Wie kommst du dazu, Frauen in ihrer schwersten Zeit beizustehen?«, wiederholte Elße ihre Frage.
    »Henker bin i«, brummte er so leise, dass er sich wunderte, wie sie ihn überhaupt verstand.
    Welche Reaktion erwartete er? Sie

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