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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Durchatmen verhinderten, dass Luzia sich übergab. Trotzdem stieg geräuschvoll Luft empor. Schuldbewusst bemerkte sie ein unruhiges Seufzen von Lukas und bewegte sich daraufhin leiser. Er arbeitete jede Nacht so hart an seinen astrologischen Berechnungen, da wollte sie ihn nicht vorzeitig wecken. Ob sie ihm doch alles sagte?
    Sie lächelte und das erste Mal an diesem Tag wurde ihr das Herz ein wenig leichter. Der Zettel, den der Henkersknecht auf dem Tisch im Gesindehaus hatte fallen lassen, würde Lukas freuen. Luzia hatte das astrologische Zeichen des Jupiters darauf entziffern können, also handelte es sich wohl dabei um das verschwundene Papier. Solange er seine Fibel von Tycho Brahe noch nicht wieder bekam, mussten ihm seine Notizen reichen. Wie der große Mann an den Zettel gekommen war und was die verschmierten Buchstaben in roter Tinte bedeuteten, hatte Luzia nicht gefragt. Es gab Wichtigeres.
    Ihre Miene verdüsterte sich wieder. Was sollte sie nur tun? Diesen Verbrechern im Nachbarhaus musste das Handwerk gelegt werden. Ob es tatsächlich ein so guter Gedanke war, das ungleiche Paar von gestern Abend im Gesindehaus einzuquartieren? Luzia wünschte die beiden weit, weit fort. Welchen Schock es ihr bereitet hatte, heimlich aus der Mördergrube zu fliehen und unversehens diesem Hünen von Mann gegenüberzustehen! Zum Glück hatte sie einen kühlen Kopf behalten und nicht gleich aufgeschrien. Und die Idee, sie ins Gesindehaus zu bringen, erschreckte sie auch nicht mehr. Sollten die beiden sich für ein paar Tage dort verstecken, bis Luzia etwas Besseres einfiel.
    Sie musste Lukas alles beichten. Nein, besser nicht. Vorerst nicht. Und auf gar keinen Fall Magdalene.
    Lautlos tauchte Luzia ihre Hände in das bereitgestellte Wasser und wusch sich die Augen aus. Das Handtuch am Waschgestell duftete zart nach Lavendel, was ihrem unruhigen Magen wohltat. Dieses Jahr benutzte Trine noch Kräuter aus der Apotheke, aber Magdalene hatte Samen aus der Provence besorgt, wo einer der Schüler von Lukas bei einem Landadligen eine Position innehielt. Astrologie galt dort, wie er in seinem Dankesschreiben für die Vermittlung seiner Anstellung mitteilte, als Zeitvertreib der besseren Gesellschaft, wodurch er reichlich zu tun bekam und regen Kontakt zu französischen Edelfräulein pflegte. Schon als Student sei er ein wahrer Schwerenöter gewesen, meinte Magdalene, die ihre kostbaren Blütenpflanzen zum Frühjahr im Garten auszusetzen gedachte. Auch wenn sie im hiesigen Wetter nicht zu üppigen Feldern verwilderten, so sollte die Ausbeute genügen, die Wäsche zu parfümieren und vor Motten zu schützen.
    Luzia legte ihr Unterkleid ab und suchte aus der Wäschetruhe ein frisches heraus, dann wusch sie auch ihren Körper, weil sie sich vom gestrigen Abenteuer noch immer verschwitzt fühlte. Trine würde sich beschweren, außerhalb des Waschtages schmutzige Wäsche präsentiert zu bekommen, aber sie hielt Luzia sowieso für zu penibel in Fragen der Sauberkeit. Auch das Oberkleid beleidigte Luzias Nase, als sie daran schnupperte, und ihr Magen hob sich wieder. Es roch nach Schlamm und Blut, sie vermeinte sogar den Geruch der fremdländischen Öle festzustellen, die der ägyptischen Mumie anhingen. Mit einem Schauder warf sie es zum Unterkleid und wählte frisch gebügeltes Leinen aus der Kleiderkammer, das zum Abkühlen über einem Gestell hing und heute gefaltet in den Schrank kommen sollte.
    Sie hatte sich noch nicht bemerkbar gemacht, da betrat Rosa schon die Kammer und knickste, bevor sie Luzia mit dem Schnüren des Mieders half.
    »Die Herrin sagt, ich solle es nicht mehr so fest ziehen«, entschuldigte sie sich nach kurzer Zeit bei Luzia.
    Damit hatte Magdalene sicher nicht unrecht, also nickte Luzia. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter und Luzia bekam ihren Kaffee schweigend von Nesse hingestellt. Müde griff sie nach einem Kanten Brot und riss sich ein Stück davon ab, das sie aber nur zerkrümelte, ohne es zu essen. Um sie herum werkelten die Mädchen in ihrer üblichen Geschäftigkeit, halfen einander, lachten und scherzten. All das würden die beiden Frauen nicht mehr tun, die Luzia gestern tot gesehen hatte. Unendliche Traurigkeit überkam sie. Ob sie sich auch so auf ihr Kind gefreut hatten, das sie nun nie würden aufwachsen sehen? Schlimm genug, wenn der Herr die Mutter früh zu sich nahm - eine Tragödie, das eigene Kind sterben zu sehen. Wie konnte man ein Verbrechen bezeichnen, das Mutter und Kind

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