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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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innerlich.
    Am Ende hielten sie Ursel in einem der Ställe gefangen, durchfuhr es ihn blitzartig, und mit einem Mal war ihm, als nehme er hinter einer der Türen eine Bewegung wahr. »Da ist doch jemand!«, stieß er aus und blieb wie angewurzelt stehen.
    Die alte Frau blickte ihn befremdet an. »Ich sehe nichts«, brummelte sie und ging ungerührt weiter. Bernhard war so, als ob sie leicht schwankte. Einer spontanen Eingebung folgend, rannte er zum Stall und riss die Tür auf, die nur angelehnt war. Aus dem Halbdunkel blickte ihm verstört ein junger Stallknecht entgegen, der gerade beim Ausmisten war. Das hagere Gesicht des Mannes war schmutzverkrustet, unter der dreckstarrenden Wollmütze hingen dünne rötliche Haarsträhnen hervor.
    »Was wünscht Ihr von mir, Herr?«, fragte er unsicher.
    »Nichts, mein Guter. Entschuldigt mich«, erwiderte der Gelehrte verlegen und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Wo bleibt Ihr denn nur?«, krähte die alte Magd, die schon wartend am Hoftor stand. Als er vorbeiging, bemerkte er, dass sie nach Branntwein roch.
    Bernhard begab sich ans Mainufer, wo ihn Josef erwartete.
    »Was für ein eiskaltes Biest!«, schimpfte er aufgebracht. »Die lügt das Blaue vom Himmel herunter und zuckt dabei nicht mit der Wimper. – ›Er war heute Mittag da und ist dann zu seinem Landsitz im Taunuswald aufgebrochen, weil es ihm hier zu heiß ist …‹«, äffte er die Freifrau nach. »Der hat sich bestimmt irgendwo bei ihr verkrochen, dieser Frömmling.« Bernhard raufte sich die Haare. »Ich darf gar nicht daran denken, was mit Ursel geschieht, wenn sie den beiden auf die Schliche gekommen ist …«
    »Eigentlich müsste man die Büttel herbeiholen und dieser Adelsbagage die Tür einrennen«, knurrte Josef zornig. »Doch die lachen uns nur aus, wenn wir denen erzählen, was wir wissen. In deren Augen sind das alles nur haltlose Verdächtigungen. Am Ende drehen sie uns noch einen Strick daraus, wegen böswilliger Verunglimpfung hochgestellter Persönlichkeiten. Wir können dieser Brut ja nichts beweisen!« Er stieß einen Fluch aus und schlug seine Faust in die Handfläche.
    »Wir reiten jetzt zu diesem Jagdschloss, vielleicht finden wir ja dort den Freiherrn«, entschied Bernhard kurzerhand.

    Ein paar spärliche Regentropfen fielen vom Himmel und verdunsteten sofort auf den erhitzten Basaltsteinen, als Lioba von Urberg über den Innenhof zu den Stallungen eilte. Sie hämmerte mit ihrer kleinen Faust gegen die Stalltür, und gleich darauf stand der junge Stallknecht auf der Schwelle. »Herrin«, flüsterte er. »Was für ein Spiel habt Ihr denn da wieder ersonnen?«
    »Genug gespielt!«, zischte sie und verzog angewidert die Lippen. »Wasch dir den Dreck aus der Visage, und zwar schnell, wir müssen uns beeilen!«
    Ursel, die schon vor geraumer Zeit mit den Näharbeiten an dem Samtkleid fertig geworden war, saß am offenen Fenster und blickte in den Himmel. Dunkle Wolken zogen auf, sie konnte das nahende Unwetter förmlich riechen. Sie streckte den Arm aus dem Fenster und genoss die ersten zaghaften Regentropfen auf ihrer Haut. Wie sehr sehnte sie das reinigende Gewitter herbei! Die Schwüle nahm ihr die Luft zum Atmen. Eingeschlossen in dem stickigen Turmzimmer, hatte sie zuweilen das Gefühl zu ersticken, doch sie wusste, dass es in Wahrheit die Beklommenheit war, die ihr die Kehle zuschnürte.
    Mit einem Mal hörte sie Schritte auf der Treppe, und gleich darauf wurde das Schloss entriegelt. Sie will ihr Kleid abholen, dachte Ursel und erhob sich. In steifer Körperhaltung erwartete sie die Freifrau.
    Lioba von Urberg trat ins Zimmer. Sie war in Begleitung eines jungen Mannes mit schulterlangen kupferroten Haaren.
    »Mein Cousin, der Freiherr von Stockheim, möchte das Gewand begutachten«, erläuterte die Freifrau knapp, machte einen Schritt zur Seite und ließ ihren Begleiter an die Schneiderpuppe treten.
    Ursel betrachtete den Freiherrn voller Erstaunen. Er hatte einen alabasterfarbenen Teint, und den zarten Gesichtszügen haftete etwas Feminines an. Der Ausdruck in seinen hellgrünen Augen wirkte seltsam entrückt, es war, als nähme er die Hurenkönigin gar nicht wahr.
    Die Freifrau hielt sich im Hintergrund, sie stand unbeweglich neben der Tür. In ihrem schwarzen Trauergewand gemahnte sie Ursel an eine bösartige kleine Spinne, die auf Beute lauerte. Von ihr ging etwas derart Bedrohliches aus, dass Ursel der kalte Schweiß ausbrach. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Freiherrn

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