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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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alterstrüben Augen stattdessen hilfesuchend auf den Geistlichen. »Ist es denn … sehr wichtig?«, fragte sie ihn.
    »Ich denke schon«, erwiderte der Pfarrer ausweichend. »Die Lage ist ernst.«
    »Deswegen solltet Ihr uns auch offen sagen, was Ihr wisst«, schaltete sich Bernhard wieder ein. »Wie lange dient Ihr Eurem Herrn denn schon?«
    »Ich bin seit über fünfzig Jahren im Dienste der Familie von Stockheim.« Über das verhärmte Gesicht der alten Frau glitt ein Lächeln.
    »Dann kennt Ihr doch bestimmt die Gewohnheiten des Freiherrn. Wohin könnte er sich denn begeben haben?«, fragte Bernhard unnachgiebig.
    »Nun ja, der junge Herr geht ja nur selten aus dem Haus. Wenn er nicht hier ist, dann ist er im Jagdschloss. Das liegt mitten im Wald und ist sehr abgelegen. Der Freiherr liebt die Abgeschiedenheit. Und wenn ihm wirklich einmal der Sinn nach Gesellschaft steht, dann besucht er seine Cousine, die Freifrau von Urberg. Das kommt in letzter Zeit häufiger vor. Jetzt, wo sie verwitwet ist, muss er ihr doch beistehen …«
    »Ach, die beiden sind verwandt!«, rief Bernhard aus und warf dem Pfarrer einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Das hätte ich dir auch sagen können«, warf der Geistliche unwirsch ein. »Aber ich konnte ja nicht wissen, dass das wichtig ist.«
    »Ob es wichtig ist, weiß ich auch noch nicht. Aber ich werde es herausfinden«, erwiderte Bernhard mit finsterem Blick.
    »Dann sollten wir als Nächstes zum Jagdhaus reiten«, schlug Josef vor. Er fragte die Magd: »Könnt Ihr uns vielleicht sagen, wo das ist?«
    »Am Forsthaus vorbei Richtung Dreieich, genauer weiß ich es nicht zu sagen.«
    Bernhard dankte ihr, und sie verabschiedeten sich.
    Draußen vor der Tür wandte er sich mit ernster Miene an seine Begleiter. »Ich denke, wir sollten zuerst der Freifrau einen erneuten Besuch abstatten. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich traue dieser Grazie nicht über den Weg.«

    Lioba von Urberg verzog unmutig das Gesicht, als Bernhard von Wanebach erneut in die Halle trat. Sie verzichtete darauf, ihn in die Stube zu bitten, und unterließ es auch geflissentlich, ihm einen Platz anzubieten. Stattdessen murrte sie nur: »Ach, Ihr schon wieder! Was wollt Ihr denn noch von mir?«
    Bernhard, der in seiner angespannten Stimmung auf Höflichkeitsfloskeln gut verzichten konnte, kam gleich zur Sache. »Ist der Freiherr von Stockheim bei Euch?«, fragte er rundheraus und ließ die Freifrau nicht aus den Augen.
    Lioba verzog keine Miene und erwiderte kühl: »Da muss ich Euch enttäuschen. Um die Mittagszeit war er zu einem kurzen Besuch hier und ist dann wieder gegangen. Er war in Eile und wollte mir nur mitteilen, dass er gedenkt, sich auf seinen Landsitz im Taunuswald zurückzuziehen, weil es ihm hier in der Stadt zu heiß ist.« Sie bedachte den Gelehrten mit einem unfreundlichen Blick. »Ich weiß gar nicht, warum ich Euch das überhaupt erzähle. Das geht Euch ja eigentlich gar nichts an«, bemerkte sie schnippisch. »Wieso interessiert ihr Euch dafür?«
    »Ich muss unbedingt den Freiherrn sprechen, und seine Dienerin sagte mir, er sei möglicherweise bei Euch. Es geht um eine sehr ernste Angelegenheit.« Er taxierte Lioba unverfroren.
    Die Freifrau stieß ein helles, humorloses Lachen aus. »Erst behelligt Ihr mich wegen einer entlaufenen Näherin, und dann fragt Ihr mich über meinen Cousin aus und ergeht Euch in seltsamen Andeutungen«, blaffte sie und bemühte sich nicht mehr länger um Höflichkeit. »Mir reicht es jetzt allmählich. Verlasst auf der Stelle mein Haus und stehlt mir nicht meine Zeit!« Die Freifrau hastete zur rückwärtigen Tür und rief mit schriller Stimme in den Hausflur: »Bertha, wo steckst du denn? Der Herr möchte gehen, bring ihn hinaus!« Dann rauschte sie davon, ohne Bernhard eines weiteren Blickes zu würdigen. Gleich darauf erschien eine korpulente alte Magd und geleitete ihn nach draußen.
    In finstere Gedanken versunken, überquerte Bernhard hinter ihr den weitläufigen Hof. Unwillkürlich fiel sein Blick auf die Stallungen, die die gesamte linke Hofseite begrenzten, und er verspürte plötzlich eine merkwürdige Unruhe. Er hatte keine Zweifel, dass sich hinter der anmutigen Fassade der Freifrau ein eisenharter Kern verbarg. Die hohe Dame, da war er sich sicher, war in der Lage, kaltlächelnd über Leichen zu gehen.
    Möglicherweise steckte sie mit ihrem mörderischen Cousin unter einer Decke? Doch das kann ich ihr verdammt noch mal nicht beweisen!, fluchte er

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