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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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runzelte die Stirn. »Eine solche hat in der Tat gestern bei mir vorgesprochen«, entgegnete sie erstaunt. »Sie kam mir gleich so … so eigenartig vor. Hat sie vielleicht etwas angestellt?«
    »Davon kann keine Rede sein«, entgegnete Bernhard mit fester Stimme. »Ich suche sie in einer dringlichen Familienangelegenheit. Sie wird seit Tagen vermisst …«
    Lioba von Urberg blickte betroffen. »Das tut mir aber leid. Ich hätte sie wohl besser nicht wegschicken sollen. Aber ich muss gestehen, sie war mir einfach zu alt. Eine alte Näherin hat schwache Augen, und dann schludert sie nur bei der Arbeit. Außerdem sah sie auch irgendwie … so verlebt aus.« Die Freifrau verzog verächtlich die Mundwinkel. »Ehrlich gesagt, ich mochte sie nicht besonders und wollte sie nicht in meinem Hause haben.« Erneut bedachte sie ihn mit einem charmanten Lächeln.
    Bernhard musste unwillkürlich schlucken bei dieser Boshaftigkeit. Seine Abneigung gegen die Adelsdame, die mit ihrem unerbittlichen Liebreiz alles in Grund und Boden lächelte, wuchs von Minute zu Minute. Er wusste nicht, wieso, aber er misstraute diesem Ausbund an Grazie zutiefst. Aber es war nur ein vages Gefühl, das er nicht genau benennen konnte.
    Bleierne Niedergeschlagenheit erfasste ihn, denn die Sorge um Ursel raubte ihm fast den Verstand. Voller Verzweiflung klammerte er sich an die Hoffnung, dass Josef die Hurenkönigin an einem der beiden anderen Fürstenhöfe ausfindig gemacht hatte.
    Er erhob sich von seinem Stuhl, hauchte der Freifrau einen Kuss auf den graziös dargebotenen Handrücken und bedankte sich dafür, dass sie die Güte gehabt hatte, ihn zu empfangen.

    Nachdem sich herausgestellt hatte, dass sich die Hurenkönigin weder auf dem Gutshof der Herren von Praunheim noch auf den Gütern der Ritter von Sachsenhausen aufhielt, gelangten Bernhard und Josef zu der Erkenntnis, dass sie in einer Sackgasse steckten. Bernhard dachte nach und schlug schließlich vor, zunächst Pfarrer Schildknecht aufzusuchen. Vielleicht konnte ihnen ja das, was der Pfarrer ihm zu sagen hatte, bei der Fahndung nach der Hurenkönigin dienlich sein.
    Schon nach dem ersten Klopfen an der Tür des Pfarrhauses öffnete ihm sein alter Freund Gerold Schildknecht persönlich die Tür.
    »Gut, dass du da bist, Bernhard«, sagte der Pfarrer. Irritiert gewahrte er hinter dem Gelehrten die hünenhafte Gestalt des ehemaligen Frauenhausknechts. »Ich hatte gehofft, wir könnten unter vier Augen miteinander sprechen«, murmelte er.
    »Das ist Josef Ott, ein guter Bekannter von mir. Er ist absolut vertrauenswürdig«, erklärte Bernhard dem Pfarrer. »Wenn es dir aber ungelegen kommt, dass er dabei ist, kann er ja irgendwo auf mich warten«, fügte er hinzu.
    »Wenn er mir zusagt, die nötige Diskretion zu wahren, kann er meinethalben dabei sein.« Der Geistliche warf Josef einen argwöhnischen Blick zu.
    »Darauf könnt Ihr Euch verlassen«, bekräftigte Josef.
    Der Pfarrer führte die Besucher zu seiner Studierstube. Auf dem Flur begegneten sie der Haushälterin, die sich erkundigte, ob sie den Herren eine Stärkung bringen solle, doch Schildknecht sagte nur, er verbitte sich in nächster Zeit jegliche Störung, und schloss nachdrücklich die Stubentür hinter sich.
    Gleich nachdem sie einander an seinem Schreibtisch gegenübersaßen, holte der Pfarrer der Dreikönigskirche tief Luft und eröffnete dem Gelehrtenfreund mit bebender Stimme: »Es geht um eine überaus heikle Angelegenheit, mein lieber Bernhard, die – wie soll ich sagen – in gewissem Sinne auch mit … mit einigen Fragen zu tun hat, die du mir bei deinem letzten Besuch gestellt hast.«
    Bernhard, der bereits ahnte, worum es ging, hörte ihm angespannt zu und hoffte, dass der Freund schnell zur Sache kam.
    Fahrig wischte sich der Pfarrer den Schweiß von der Stirn und fuhr fort: »Nun, du hast mich doch damals gefragt, ob ich einen Sachsenhäuser Adelsmann kenne, der einen Ring mit dem Symbol der sieben Schmerzen Mariens trägt. – Es ist der Freiherr von Stockheim«, presste er hervor.
    »Was? Dann ist ja am Ende er der ominöse Auftraggeber, von dem der Hausierer gesprochen hat!«, erwiderte Bernhard bestürzt. »Die Hure Isolde hat ebenfalls einen adeligen Marienverehrer erwähnt, der sie oft zu sich bestellt hat. Und jetzt ist sie tot … Und vor ihrem Tod wurde sie bestialisch gefoltert!« Entsetzt war der Gelehrte aufgesprungen, nun schaute er den Freund vorwurfsvoll an. »Warum hast du mir das denn nicht

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