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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Larsen
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aufnahm.
    "Mama“, flüsterte Evita schließlich verloren. Plötzlich fuhr Pilar hoch. Sie sah die Lederpeitsche auf dem Boden, sprang vom Bett und hob das Schlagwerkzeug auf. Und dann holte sie aus.
    "Nein, Mama, bitte tu es nicht!", bat Evita.
    Da sank die Peitsche herab, Pilars Augen wirkten nun sterbensmüde.
    "Vielleicht hast du jetzt alles kaputtgemacht!", sagte die Dirne und drehte sich um. "Geh und hol mir Brand*, soviel du nur herbeischaffen kannst! Und frag jetzt nichts, sonst muss ich dich schlagen!"
    Da ging Evita. So hohl, so leer, so ausgebrannt und ohne Hoffnung hatte sich Evita Soltano niemals vorher gefühlt.
     
    *
     
    Ein paar Tage lang geschah überhaupt nichts. Pilar geisterte unruhig durch das Haus, lief von einer Ecke in die andere, verweilte einige Augenblicke händeringend und setzte dann ihre ruhelose Wanderung fort. Manchmal lief die Dirne in den ersten Stock des Hauses, von wo aus man einen guten Überblick zur Straße hatte. Von dort kam gewöhnlich Don Felipe auf seinem Pferd.
    Pilar versuchte sich daran zu erinnern, ob es bestimmte Tage waren, an denen Felipe gekommen war, oder wie es mit der Häufigkeit gewesen war. Zu welcher Zeit war er denn jeweils gekommen? Aus diesen Erinnerungen versuchte die Leona Rückschlüsse zu ziehen. Seit drei Tagen hatte sie gar nichts von Don Felipe gehört. Heute ging sie in die Dorfbäckerei. Sie wollte Evita nicht schicken. Sie wollte selbst gehen. Freilich fürchtete sie sich, etwas Negatives zu hören. Nicht selten wussten die Braceros mehr, als derjenige, den es unmittelbar betraf. Es wurde immer geredet, Gutes und auch weniger Gutes. Pilar war daran gewöhnt, und es hatte sie eigentlich nie nennenswert interessiert. Sie hatte über den Dingen gestanden, hatte sich groß, mächtig und erhaben gefühlt. La Leona war wie ein Adler, der seine Kreise höher und höher zog, bis er sich, so der alte M*thos, die Flügel an der Sonne verbrannte und in einen Abgrund stürzte. Hatte sich Pilar die Flügel bereits verbrannt, befand sie sich auf dem Weg in den Abgrund?
    Diese Vorstellung erfüllte die Dirne mit unbeschreiblichem Grauen. Unsagbare Armut lag hinter ihr, ihr Leben war über die Maßen hässlich gewesen. War es ein Leichtsinn anzunehmen, dass Don Felipe wiederkommen würde?
    Nach den mageren die fetten Jahre, und nun wieder die mageren? Nein, Pilar wollte keine mageren Jahre mehr erleben. Sie fühlte sich alt. Sie war oben und wollte oben bleiben, um jeden Preis!
    Wirklich um jeden?
    Draußen im blühenden Garten saß Evita am Brunnen. Das Wasser warf Spiegelungen in ihr braunes Gesicht und verlieh ihm einen eigenartigen Reiz. Da erschrak Pilar bis ins Innerste. Und wenn er die Jugend der Tochter als Preis forderte? Wenn er diese Unschuld verlangte und von frischem Kuchen naschen wollte, wenn er sie von jetzt ab verschmähte?
    Dieser Gedanke jagte heiße Röte über Pilars Stirn.
    "Nein!" murmelte Pilar. „Nein, nicht sie! Nicht meinen Engel! Nicht sie!“ Pilar steigerte sich dermaßen hinein, dass sie plötzlich die Hände vor das Gesicht schlug und schluchzte.
    "Was hast du, Mama?“, fragte Evita.
    Eben noch galt Evita alle Sorge, und nun spürte sie den heißen Zorn der leichtblütigen Mutter. Pilar warf ihre Hände hoch. Ihr Gesicht, noch rot vor Furcht, veränderte seine Farbe wieder.
    "Was ich habe?", rief Evita mit dunkler Stimme und doch irgendwie schrill. "Wie kannst du das fragen? Was du getan hast; ist dasselbe, als würde ich einen Eimer guten Wein in den verseuchten Brunnen schütten! Du hast mir alles kaputtgemacht!
    „ Ich wusste nicht, dass es ein Spiel war“, sagte Evita nun beinahe trotzig. "Ich hatte Angst um dich! Er hat dir wehgetan!“
    "Na und?", rief Pilar wegwerfend.
    "Andere Männer haben mir noch schlimmer wehgetan! Dein Vater beispielsweise!"
    "Du hast mir nie gesagt, wer er war! Bist du damals schon eine Puta gewesen?"
    "Damals?" fragte Pilar und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht. Für mich gibt es keinen Unterschied. Eine Frau. die verheiratet ist, wird von ihrem Mann ernährt und gekleidet. Dafür geht sie mit ihm ins Bett. Wenn er krank oder ohne Arbeit ist, muss sie vielleicht auch mit ihm ins Bett gehen. Ich habe mir meine Kleider und mein Essen immer selber gekauft und bin nur mit einem Kranken oder Arbeitslosen ins Bett gegangen, wenn er bezahlen konnte."
    "Dann wären alle verheirateten Frauen dummes Gesindel?" fragte Evita. Diese Ausdrucksweise hatte sie von der Mutter

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