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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Larsen
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Schmerz. Aber sie gab keinen Laut von sich.
    "Warum schreist du nicht?", keuchte der sadistische Mann."Du sollst endlich schreien! Schreien sollst du! Schrei endlich, so schrei doch!" Wie ein Wahnsinniger stand er vor dem Mädchen. Don Felipe merkte nicht, dass sich hinter ihm die Tür öffnete. Silberweiß fiel ein Lichtstreifen auf den erregten Mann, und in diesem weißen Lichtstreifen stand eine Gestalt.
    Evita sah es. Sie sah auch, wie der Stahl einer Messerklinge aufblitzte, wie sich die Gestalt mit ein paar raschen Schritten näherte, wie sich ein Arm hob. Da schrie Evita. Es war ein gellender, durchdringender Schrei. Im gleichen Augenblick sackte der Mann zusammen. Er fiel auf
    Evita, und er war furchtbar schwer. Sein ganzes Gewicht drückte auf das Mädchen, Blut rann warm über Evitas Gesicht. Dann merkte Evita, dass ihre Fesseln durchgeschnitten wurden. Es ging alles ganz schnell. Evita konnte sich überhaupt nicht richtig besinnen. Plötzlich ertönten Stimmen.
    Schritte entfernten sich, andere kamen näher. Dann wurde die Szenerie von einem grellen Lichtkegel erfasst. Am Boden kauerte Evita. Neben ihr lag Don Felipe in seinem Blut. Evitas Kleid, ihre Hände, ihr Gesicht, alles war rot. In ihren Augen lag das nackte Entsetzen.
    "Die Hure hat Don Felipe erstochen!", schrie einer der Gauchos.
    Evita wurde gepackt und hochgezerrt. Sie spürte einen Schlag. Dann versuchte sie, sich zu wehren.
    Sie kratzte und biss um sich, aber es war vergebens. Immer mehr Hände hielten sie fest. Dann sah Evita das weiße Gesicht einer Frau. Das Mädchen hatte Doña Margarita nie vorher gesehen, aber sie nahm an, dass es Don Felipes Frau war, der sie nun gegenüberstand.
    "Du hast ihn getötet!", stellte Doña Margarita fest. Sie hatte eine kühle, sachliche Stimme. Um die Mundwinkel der Frau zuckte es.
    "Nein!", schrie Evita. "Ich wollte ihn töten, aber ich habe es nicht getan!"
    "Wer sonst?", fragte die Frau. Ihre Stimme klang eisig. "Du bist doch die Tochter der Leona, nicht wahr?"
    "Ja", sagte Evita.
    "Schafft sie weg!", verlangte die Frau. Dann wies sie mit der Fußspitze auf ihren Mann. Und ihn", sagte sie, "ihn könnt ihr auch wegschaffen!"
    "Ich habe ihn nicht getötet ...", schrie Evita schluchzend, erst jetzt schien sie die ganze Tragweite des Geschehens zu begreifen. Er war tot, aber das schaffte ihr keine Zufriedenheit. Es war alles anders als Evita es sich gedacht hatte.
     
    *
     
    "Die Tochter der Leona!", hörte Evita Stimmen, die von draußen kamen. Schräg über ihr war ein
    Fenster. Massive Gitterstäbe waren dahinter, und durch diese hindurch sah das Mädchen ein Paar Gesichter.
    "Haut ab! Verschwindet!", fauchte Evita hinaus.
    "Mörderin! Man sollte sie gleich aufhängen, die Hurentochter!"
    Stimmen, die Evita nicht kannte, und die nun wild durcheinander schwirrten, alles war genau so, wie es damals gewesen war. Genauso war es Pilar ergangen. Stand Evita nun das gleiche Schicksal bevor? Don Felipe lebte nicht mehr. Und seine Witwe? Evita konnte nicht mehr denken. Ihre Hände ertasteten einen Wasserkrug, den man ihr hingestellt hatte. Gierig trank das Mädchen. Wie spät war es? Evita wusste nicht, wie viel Zeit sie schon hier zugebracht hatte. Die Stimmen von draußen waren gekommen und wieder gegangen. Bei Pilar war es auch die halbe Nacht so gewesen. Und dann war Pilar einsam gestorben. Nun begriff Evita. Sie wusste, man würde keinen langen Prozess mit ihr machen.
    Das konnte man sich auf der Hacienda nicht leisten. Es gab einen Toten, einen Ermordeten, und es gab die vermeintliche Mörderin. Für eine solche war es besser, Selbstmord zu begehen. Und wenn sie dies nicht tat, würde man nachhelfen. Da wusste Evita, sie würden kommen. Irgendwann im Morgengrauen würde sich diese Tür öffnen, und sie würden ihr den Strick hinlegen. Pilar hatten Sie den Strick um den Hals gelegt. Franco hatte es ihr gesagt.
    "Warum bist du nicht weg?", hörte Evita nun die krächzende Stimme der alten Paruta. "Warum bist du geblieben? Auch sie ist damals nicht fortgegangen!"
    "Wird es mir so ergehen wie Pilar?", fragte Evita heiser. Sie zog sich mit den Händen an den Gitterstäben hoch und drückte ihr schweißfeuchtes Gesicht daran. "Sag es mir! Du weißt doch sonst alles, Paruta!"
    "Jetzt weiß ich nichts", murmelte die Alte. "Es ist alles schwarz, Kleine! So dunkel, wie es nie vorher gewesen ist."
    "Ist Don Felipe wirklich tot?"
    "Ja", sagte die Paruta nach einer Weile. "Sie haben ihn ..." Plötzlich heulte sie wie

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