Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
bitten.«
»Diese Botschaft wurde von Präsidentin Gladstone autorisiert und eingegeben, Sir. Sie wird von nun an über Fatline und sämtliche Kommfrequenzen ausgestrahlt.«
»Weiter«, sagte der Konsul. Er deutete auf Arundez' Komlog. »Können Sie die Zeit sehen?«
»Ja. Sechs Minuten bis zum präzisen Augenblick von Rachels Geburt.«
Der Konsul lehnte sich zurück und machte wieder die Augen zu. »Sie haben einen weiten Weg umsonst zurückgelegt, Dr. Arundez.«
Der Archäologe stand auf, schwankte einen Moment lang, bis er in der simulierten Schwerkraft auf die Füße kam, und ging vorsichtig zum Flügel. Dort blieb er einen Moment lang stehen und sah zum Balkonfenster hinaus auf den schwarzen Himmel und das noch gleißende Rund des Planeten, der hinter ihnen zurückblieb. »Vielleicht nicht«, sagte er. »Vielleicht nicht.«
38
Heute kamen wir in das sumpfige Ödland, in dem ich die Campagna erkannte – und um das zu feiern, hatte ich einen erneuten Hustenanfall, der damit endete, daß ich wieder Blut erbrach. Viel mehr. Leigh Hunt ist außer sich vor Sorge und Hilflosigkeit, und nachdem er während des Anfalls meine Schultern gehalten und mir geholfen hat, meine Kleidung mit einem im nahen Bach befeuchteten Tuch zu säubern, fragt er: »Was kann ich tun?«
»Blumen auf den Feldern pflücken«, keuche ich. »Das hat Joseph Severn getan.«
Er wendet sich wütend ab und merkt nicht, daß ich selbst in einem erschöpften, fiebrigen Zustand nur die Wahrheit sage.
Der kleine Wagen und das müde Pferd schleppen sich mit mehr schmerzhaftem Holterdipolter als zuvor durch die Campagna. Am Spätnachmittag sehen wir Skelette von Pferden am Wegesrand, dann die Ruinen eines alten Gasthauses, dann die eindrucksvollere Ruine eines von Moos überwucherten Viadukts, und schließlich Pfosten, an die weiße Stöcke genagelt zu sein scheinen.
»Was, um alles in der Welt, ist das?« fragt Hunt, dem die Ironie dieses uralten Ausdrucks entgeht.
»Die Gebeine von Banditen«, antworte ich wahrheitsgemäß.
Hunt sieht mich an, als wäre mein Verstand der Krankheit erlegen. Vielleicht ist es so.
Später lassen wir die Sumpflandschaft der Campagna hinter uns und erblicken flüchtig etwas Rotes, das sich weit draußen auf den Feldern bewegt.
»Was ist das?« verlangt Hunt eifrig und voller Hoffnung zu wissen. Ich weiß, er rechnet damit, jeden Moment Menschen zu sehen, und einen Augenblick später ein funktionierendes Farcasterportal.
»Ein Kardinal«, sage ich, was wieder die Wahrheit ist. »Er schießt Vögel.«
Hunt klinkt sich in sein armes, verkrüppeltes Komlog ein. »Ein Kardinal ist ein Vogel«, sagt er.
Ich nicke und sehe nach Westen, aber das Rot ist fort. »Aber auch ein Geistlicher«, sage ich. »Wir nähern uns Rom, wissen Sie.«
Hunt betrachtet mich stirnrunzelnd und versucht zum tausendsten Mal, jemanden über die Komkanäle eines Komlogs zu erreichen. Der Nachmittag ist still, abgesehen vom rhythmischen Knirschen der Holzräder des vettura und dem Trällern eines fernen Singvogels. Möglicherweise eines Kardinals?
Wir betreten Rom, als die erste Abendröte die Wolken färbt. Der kleine Wagen rumpelt und holpert durch das Lateran-Tor, und wir werden fast augenblicklich mit dem Anblick des Kolosseums konfrontiert, das von Efeu überwuchert und offensichtlich das Zuhause von Tausenden von Tauben ist, aber dennoch unendlich eindrucksvoller als Holos der Ruine, da es jetzt, wie einst, nicht inmitten einer Nachkriegsstadt mit gigantischen Arcologen steht, sondern in schroffem Kontrast zu kleinen Hütten und offenen Feldern, wo die Stadt aufhört und das Land anfängt. Ich kann das eigentliche Rom in der Ferne erkennen ... eine Ansammlung von Dächern und kleineren Ruinen auf den legendären sieben Hügeln, aber hier herrscht das Kolosseum.
»Herrgott«, flüstert Leigh Hunt. »Was ist das?«
»Die Gebeine von Banditen«, sage ich langsam und voller Angst, ich könnte wieder einen schrecklichen Hustenanfall auslösen.
Wir ziehen weiter durch die Straßen des Rom auf der Alten Erde, wie es im neunzehnten Jahrhundert war, während sich der Abend schwer und erstickend um uns herum niedersenkt und das Licht schwächer wird und Tauben über den Kuppeln und Dächern der ewigen Stadt kreisen.
»Wo sind denn alle?« fragt Hunt. Er hört sich ängstlich an.
»Nicht hier, weil sie nicht gebraucht werden«, sage ich. Im Zwielicht der Großstadtschluchten klingt meine Stimme schneidend. Die Räder rollen
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