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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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den Ausgang dieses Kriegs, dieser Geschehnisse nicht vorhergesagt?« knurrte Hermund. »Soll ich glauben, Gladstone und der Senat haben sich ohne eine Wahrscheinlichkeitsvorhersage in diesen Krieg gestürzt?«
    »Nein«, sagte ich. »Er wurde schon seit Jahrhunderten vorher gesagt.«
    Diana Philomel gab ein Geräusch von sich wie ein Kind, dem man eine Riesenmenge Süßigkeiten zeigt. »Was ist vorhergesagt worden, John? Erzähl uns alles!«
    Mein Mund war trocken. Die Wahrheitsdroge hatte meinen Speichel ausgetrocknet. »Der Krieg wurde vorhergesagt«, sagte ich. »Die Identität der Pilger zum Shrike. Der Verrat des Hegemoniekonsuls, der einen Mechanismus ausgelöst hat, der die Zeitgräber öffnen wird – geöffnet hat. Das Erscheinen der Geißel Shrike. Der Ausgang des Kriegs und der Geißel ...«
    »Wie ist der Ausgang, John?« flüsterte die Frau, mit der ich vor ein paar Stunden kopuliert hatte.
    »Das Ende der Hegemonie«, sagte ich. »Die Zerstörung des Weltennetzes.« Ich versuchte meine Lippen zu lecken, aber meine Zunge war trocken. »Das Ende der menschlichen Rasse.«
    »O Jesus und Allah«, flüsterte Diana. »Besteht die Möglichkeit, daß die Vorhersage ein Irrtum gewesen sein könnte?«
    »Nein«, sagte ich. »Besser gesagt, lediglich hinsichtlich der Rolle von Hyperion am Ausgang. Alle anderen Variablen sind eliminiert.«
    »Bring ihn um«, sagte Hermund. »Bring es um ... damit wir hier verschwinden und Harbrit und die anderen informieren können.«
    »Gut«, sagte Lady Diana. Dann, eine Sekunde später: »Nein, nicht den Laser, du Idiot. Wir injizieren ihm wie geplant eine tödliche Dosis Alkohol. Hier, halt die Osmosehandschelle fest, damit ich den Tropf anbringen kann.«
    Ich spürte einen Druck am rechten Arm. Einen Augenblick später ertönten Explosionen, Durcheinander, ein Schrei. Ich roch Rauch und ionisierte Luft. Eine Frau schrie.
    »Nehmt ihm die Osmosehandschelle ab«, sagte Leigh Hunt. Ich konnte ihn da stehen sehen – er trug immer noch einen konservativen grauen Anzug und war von TopSecurity-Kommandos in vollen Kampfpanzern und Chamäleonpolymeren umgeben. Ein Soldat, der doppelt so groß war wie Hunt, nickte, schulterte die Höllenpeitsche und beeilte sich, Hunts Befehl nachzukommen.
    Auf einem der taktischen Kanäle, den ich schon eine ganze Weile mitverfolgt hatte, konnte ich ein übermitteltes Bild von mir selbst sehen ... nackt, breitbeinig auf dem Bett, die Osmosehandschelle am Oberarm und einen wachsenden Bluterguß auf der Brust. Diana Philomel, ihr Mann und einer der Schurken lagen bewußtlos, aber am Leben zwischen Trümmern und Glasscherben im Zimmer. Der andere Brutalo lag halb unter der Tür, und der obere Teil seines Körpers hatte Farbe und Beschaffenheit eines durchgebratenen Steaks.
    »Alles in Ordnung, M. Severn?« fragte Leigh Hunt, hob meinen Kopf und hielt mir eine membranfeine Sauerstoffmaske auf Mund und Nase.
    »Hrrmmmggh«, sagte ich. »Rdng.« Ich schwamm zur Oberfläche meines Bewußtseins wie ein Taucher, der zu schnell aus der Tiefe auftaucht. Mein Kopf tat weh. Meine Rippen schmerzten höllisch. Meine Augen funktionierten noch nicht richtig, aber über den taktischen Kanal konnte ich sehen, daß Leigh Hunt verhalten mit den Lippen zuckte, was bei ihm, wie ich wußte, einem Lächeln gleichkam.
    »Wir helfen Ihnen beim Anziehen«, sagte Hunt. »Auf dem Rückflug bekommen Sie etwas Kaffee. Und dann geht es zum Regierungshaus, M. Severn. Sie kommen zu spät zu einem Treffen mit der Präsidentin.«
     

7
     
    Raumschlachten in Filmen und Holos haben mich immer gelangweilt, aber eine echte zu beobachten, barg eine gewisse Faszination: Es war, als würde man einen Livebericht über eine Reihe von Verkehrsunfällen sehen. Aber im Grunde genommen war das Niveau der Wirklichkeit – wie es zweifellos schon seit Jahrhunderten der Fall war – wesentlich geringer als das selbst zweitklassiger low budget-Holos. Obwohl gewaltige Energien aufgeboten wurden, bestand die vordringliche Reaktion auf eine Schlacht im Weltraum in dem Eindruck, daß der Weltraum so riesig und die Flotten und Schiffe und Schlachtkreuzer und wasnochalles so winzig waren.
    Das jedenfalls waren meine Gedanken, als ich mit Gladstone und ihren militärischen Beratern im Taktischen Informationszentrum saß, dem sogenannten Kommandostab, und miterlebte, wie sich in den Wänden zwanzig Meter hohe Löcher in die Unendlichkeit öffneten, da vier massive Holorahmen uns mit tiefenscharfen Bildern

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