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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Gedächtnisspeicher des Hauses, Dianas Komlognabelschnur, die rudimentäre Verbindung der beiden Schurken zum Informationsuniversum ... und obwohl ich jetzt wußte, wo ich mich befand: dem Landhaus der Philomels, sechshundert Kilometer von der Hauptstadt Pirre entfernt im Agrikulturgürtel des terraformten Renaissance Minor ... und genau, wer die beiden Schurken waren: Debin Farms und Hemmit Gorma, Fabriksicherheitskräfte der Schrubbergewerkschaft von Heaven's Gate ... hatte ich nicht die geringste Ahnung, warum einer mir die Knie auf den Rücken stemmte und der andere mein Komlog mit dem Absatz zermalmte und mir gleichzeitig eine Osmosehandschelle über das Handgelenk schob, den Arm hinauf ...
    Ich hörte das Zischen und erschlaffte.
     
    »Wer sind Sie?« »Joseph Severn.« »Ist das Ihr richtiger Name?« »Nein.« Ich spürte die Wirkung der Wahrheitsdroge und wußte, ich konnte ihr entgehen, indem ich abhaute, in die Datensphäre zurückwich oder mich ganz in den Core zurückzog. Aber das hätte bedeutet, meinen Körper der Barmherzigkeit meiner Inquisitoren zu überlassen. Ich blieb. Ich hatte die Augen geschlossen, kannte aber die nächste Stimme.
    »Wer bist du?« fragte Diana Philomel.
    Ich seufzte. Diese Frage war schwer wahrheitsgemäß zu beantworten. »John Keats«, sagte ich schließlich. Ihr Schweigen verriet mir, daß ihnen der Name nichts sagte. Warum auch? fragte ich mich. Ich selbst hatte einmal prophezeit, daß mein Name ›in Wasser geschrieben‹ sein würde. Ich konnte mich zwar nicht bewegen oder die Augen aufschlagen, aber es gelang mir mühelos, die Datensphäre anzuzapfen und ihren Zugangsvektoren zu folgen. Der Name des Dichters befand sich unter den achthundert John Keatses, die ihnen das öffentliche Archiv auflistete, aber sie schienen sich nicht für jemanden zu interessieren, der seit neunhundert Jahren tot war.
    »Für wen arbeiten Sie?« Es war die Stimme von Hermund Philomel. Das überraschte mich aus unerfindlichen Gründen etwas.
    »Niemand.«
    Der schwache Dopplereffekt der Stimmen veränderte sich, während sie sich miteinander unterhielten. »Kann er gegen die Droge immun sein?«
    »Niemand ist immun«, sagte Diana. »Sie können sterben, wenn sie sie verabreicht bekommen, aber immun ist niemand.«
    »Was geht dann hier vor?« fragte Hermund. »Warum sollte Gladstone am Vorabend des Krieges einen Niemand mit in den Rat bringen?«
    »Wissen Sie, er kann Sie hören«, sagte eine andere Männerstimme – einer der Schurken.
    »Unwichtig«, sagte Diana. »Er wird das Verhör sowieso nicht überleben.« Ihre Stimme fuhr an mich gerichtet fort. »Warum hat dich die Präsidentin in den Rat eingeladen ... John?«
    »Nicht sicher. Wahrscheinlich, um etwas über die Pilger zu erfahren.«
    »Welche Pilger, John?«
    »Die Pilger zum Shrike.«
    Jemand anders gab ein Geräusch von sich. »Psst«, sagte Diana Philomel. Zu mir sagte sie: »Meinst du die Shrike-Pilger auf Hyperion, John?«
    »Ja.«
    »Ist gerade ein Pilgerzug unterwegs?«
    »Ja.«
    »Und warum hat Gladstone dich gefragt?«
    »Ich träume sie.«
    Ein mißfälliger Laut. Hermund sagte: »Er ist verrückt. Er weiß nicht einmal unter der Wahrheitsdroge, wer er ist, und jetzt kommt er uns damit. Bringen wir es hinter uns und ...«
    »Sei still!« sagte Lady Diana. »Die Gladstone ist nicht verrückt. Und sie hat ihn eingeladen, weißt du noch? John, was meinst du damit, du träumst sie?«
    »Ich träume die Wahrnehmungen der ersten Persönlichkeitsrekonstruktion von Keats«, sagte ich. Meine Stimme war belegt, als würde ich im Schlaf reden. »Diese hat sich in einen der Pilger verkabelt, als ihr Körper ermordet wurde, und jetzt durchstreift sie ihre Mikrosphäre. Irgendwie sind ihre Wahrnehmungen meine Träume. Vielleicht sind meine Taten seine Träume. Ich weiß nicht.«
    »Verrückt«, sagte Hermund.
    »Nein, nein«, sagte Lady Diana. Ihre Stimme klang gepreßt und fast schockiert. »John, bist du ein Cybrid?«
    »Ja.«
    »O Christus und Allah«, sagte Lady Diana.
    »Was ist ein Cybrid?« fragte einer der Schurken. Er hatte eine hohe, fast feminine Stimme.
    Es herrschte einen Augenblick lang Schweigen, dann sprach Diana. »Idiot. Cybrids sind ferngesteuerte Menschen, die der Core geschaffen hat. Bis ins vergangene Jahrhundert saßen welche im Konzil der Ratgeber, dann wurden sie verfemt.«
    »Wie ein Android oder so was?« sagte der andere Schurke.
    »Seien Sie still!« sagte Hermund.
    »Nein«, antwortete Diana. »Cybrids

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