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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hin und wieder an ruckartigen Marionettenbewegungen von Armen oder Beinen zu erkennen – vielen, vielen Leichen hineintrudelte. Die Suchscheinwerfer der N'Djamena, nach einem kohärenten Verlauf von zwanzigtausend Meilen zehn Meter im Durchmesser, glitt über gefrorene Wrackteile im Sternenlicht und machte individuelle Eigenheiten, Facetten und Gesichter deutlich. Auf eine schreckliche Weise war der Anblick schön. Im reflektierten Licht sah Gladstones Gesicht viel älter aus.
    »Admiral«, sagte sie, »kann man davon ausgehen, daß der Schwarm gewartet hat, bis Task Force 87.2 ins System übersetzte?«
    Singh griff sich an den Bart. »Fragen Sie, ob es sich um eine Falle gehandelt hat, Präsidentin?«
    »Ja.«
    Der Admiral sah seine Kollegen an, dann Gladstone. »Das glaube ich nicht. Wir glauben ... ich glaube ... als die Ousters das Ausmaß unserer Kampfkraft sahen, haben sie in der entsprechenden Weise reagiert. Das bedeutet freilich, daß sie unerbittlich entschlossen sind, das Hyperion-System einzunehmen.«
    »Können sie das schaffen?« fragte Gladstone, die den Blick nicht von den kreisenden Trümmern über sich wandte. Der Leichnam eines jungen Mannes, halb im Raumanzug und halb im Vakuum, trudelte in Richtung der Kamera. Die geplatzten Augen und die herausgewürgte, eisverkrustete Lunge waren deutlich zu sehen.
    »Nein«, sagte Admiral Singh. »Sie können uns Schäden zufügen. Sie könnten uns sogar bis zur äußersten Verteidigungsgrenze um Hyperion zurücktreiben. Aber sie können uns nicht besiegen oder vertreiben.«
    »Oder den Farcaster zerstören?« Die Stimme der Senatorin Richeau klang gepreßt.
    »Auch nicht den Farcaster zerstören«, sagte Singh.
    »Er hat recht«, sagte General Morpurgo. »Dafür würde ich mit meiner beruflichen Laufbahn bürgen.«
    Gladstone lächelte und stand auf. Die anderen, ich eingeschlossen, erhoben sich ebenfalls hastig. »Das müssen Sie auch«, sagte Gladstone leise zu Morpurgo. »Das müssen Sie auch.« Sie sah sich um. »Wir werden uns wieder hier versammeln, wenn die Ereignisse es erforderlich machen. M. Hunt wird mein Verbindungsmann zu Ihnen sein. Bis dahin, meine Damen und Herren, muß die Regierungsarbeit weitergehen. Guten Tag.«
    Während die anderen sich entfernten, setzte ich mich wieder, bis ich als einziger noch im Zimmer war. Die Lautsprecher wurden wieder zugeschaltet. Auf einem Kanal weinte ein Mann. Irres Gelächter war durch Statik zu hören. Über mir, hinter mir und auf beiden Seiten glitten die Sterne langsam vor der Schwärze dahin, und ihr Licht funkelte kalt auf Verwüstung und Trümmern.
     
    Das Regierungshaus war in Form eines Davidssterns erbaut, in dessen Zentrum, von niederen Mauern und strategisch gepflanzten Bäumen abgeschirmt, der Garten lag: kleiner als die formell angelegten hektargroßen Blumenbeete im Deer Park, aber nicht weniger schön. Dort ging ich spazieren, als der Abend sich herniedersenkte und das gleißende Blauweiß von Tau Ceti zu Gold verblaßte; da kam Meina Gladstone zu mir.
    Eine Weile schritten wir schweigend dahin. Mir fiel auf, daß sie den Hosenanzug abgelegt und ein Kleid angezogen hatte, wie es die Großmatronen auf Patawpha tragen; das Gewand war weit und bauschig und mit goldenen und blauen Stickereien geschmückt, die fast zum dunkelnden Himmel paßten. Gladstone hatte die Hände in tiefen Taschen verborgen, die weiten Ärmel flatterten im Wind; der Saum schleifte auf den milchweißen Steinen des Wegs.
    »Sie haben geduldet, daß sie mich verhört haben«, sagte ich. »Ich wüßte gern warum.«
    Gladstones Stimme klang müde. »Sie haben nicht gesendet. Es bestand keine Gefahr, daß die Informationen weitergegeben wurden.«
    Ich lächelte. »Dennoch haben Sie zugelassen, daß mir das angetan wurde.«
    »Die Sicherheitsleute wollten soviel über die Bande erfahren, wie sie preisgeben würden.«
    »Auf Kosten jeglichen ... äh ... Unbehagens ... von meiner Seite«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Wissen die Sicherheitsleute jetzt, für wen sie arbeiten?«
    »Der Mann hat einen Harbrit erwähnt«, entgegnete die Präsidentin. »Sicherheit ist überzeugt, daß sie Emlem Harbrit gemeint haben.«
    »Die Maklerin auf Asquith?«
    »Ja. Sie und Diana Philomel unterhalten Kontakte zu alten monarchistischen Glennon-Height-Fraktionen.«
    »Sie waren Amateure«, sagte ich und dachte daran, daß Hermund den Namen Harbrit erwähnt hatte, und an die konfuse Abfolge von Dianas Fragen.
    »Gewiß.«
    »Sind die Monarchisten mit

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